30.07.2018 - SV Waldhof Mannheim 07

Protestmarsch, umstrittener Polizeieinsatz & Boykott


Im Carl-Benz-Stadion kam es am Samstag zum Regionalliga-Südwest-Duell zwischen Waldhof Mannheim und dem SSV Ulm. Wegen eines umstrittenen Polizeieinsatzes blieben Ultras und weitere Fans von Waldhof Mannheim dem Spiel letztlich fern. Zuvor gab es einen Protestmarsch zum Stadion.

„Die Fanszene des SV Waldhof läuft gemeinsam für den Erhalt der Ost!“, hieß es in den Mobilisierungen aus der Waldhof-Fanszene vor dem Spiel gegen Ulm. Hintergrund des angekündigten Protestmarsches, der am Samstag nach 11:00 Uhr vom Wasserturm in Mannheim zum Carl-Benz-Stadion zog, war die Schließung der Otto-Siffling-Tribüne im Nachgang der Vorfälle beim abgebrochenen Aufstiegsspiel zwischen Waldhof Mannheim und dem KFC Uerdingen. Waldhof Mannheim verhängte im Nachgang Sanktionen gegen die eigene Fanszene, die später vom DFB-Sportgericht in verbindliche Auflagen umgewandelt wurden. So sollte die Otto-Siffling-Tribüne in Zukunft nicht mehr von der Fanszene selbstverwaltet werden. Zudem wollte der Verein das bisherige Stimmungszentrum in den Blöcken 8 und 9 im mittleren Berich der Otto-Siffling-Tribüne dicht machen und die Fans wieder in die Stehplatz-Eckblöcke M und N sowie G und H verbannen (Faszination Fankurve berichtete). In der Fanszene stieß diese Maßnahme auf wenig Freude, weil den Fans damit die eigene Heimat genommen werden sollte.


Deshalb zog am Samstag eine dreistellige Anzahl an Waldhof-Fans in einem friedlich verlaufenden Protestmarsch vom Wasserturm zum Stadion. Dort angekommen kam es am Haupteingang zu peniblen Polizeikontrollen, von denen beispielsweise auch kleine Kinder betroffen gewesen sein sollen. Die Polizei führte diese Kontrollen durch, weil man sich die Identifizierung von tatverdächtigen Personen von den Vorfällen beim abgebrochenen Uerdingen-Heimspiel erhoffte. Laut Polizeiangaben waren deshalb sogenannte „Identifikationsteams“ im Einsatz und es kam zu acht vorläufigen Festnahmen. Zwei dieser festgenommenen Personen konnten von der Polizei jedoch als Täter ausgeschlossen werden, weshalb sie schnell wieder auf freien Fuß gesetzt worden sein sollen.

Ein Video der Einlasskontrollen zeigt das harte Vorgehen von Polizeibeamten, die sich während der Aktion teilweise mit Sturmhauben vermummten. Anwesende Waldhof-Fans solidarisierten sich teilweise mit von den Maßnahmen betroffenen Fans, vereinzelt wurde dabei auch Polizisten beleidigt, weshalb es zu weiteren Personalienfeststellungen und einer Ingewahrsamnahme kam.


Nach den Vorfällen beim Aufstiegsspiel hat die Polizei Mannheim eine „Ermittlungsgruppe Relegation“ eingerichtet, in der aktuell acht Polizeibeamte versuchen die Vorfälle beim Aufstiegsspiel aufzuklären. Der umstrittene Polizeieinsatz am Samstag war Teil des Vorgehens der Ermittlungsgruppe, die bisher 40 tatverdächtige Personen identifiziert haben will und fünf weitere Verfahren gegen Unbekannt führt.

Der umstrittene Polizeieinsatz, von dem nicht nur Waldhof-Ultras betroffen waren, führte letztlich dazu, dass Teile der Mannheimer Fanszene dem Heimspiel gegen Ulm fern blieben. Dementsprechend schlecht war auch die Stimmung im Carl-Benz-Stadion. In der ersten Halbzeit soll es praktisch gar keine Fangesänge von Waldhof-Fans gegeben haben.


Die mitgereisten Gästefans aus Ulm konnten am Samstag einen 1:0-Auswärtssieg in Mannheim feiern. Zuvor zeigten sie ein Spruchband, auf dem „Wer die Legende Betz nicht ehrt - ist den Aufstieg nicht wert“ geschrieben stand. Die Ulmer Fans spielten damit auf Gesänge der Waldhof-Fans aus der vergangenen Saison an, die den langjährigen SSV Ulm-Torwart Holger Betz beleidigten, der zum Ende der vergangenen Saison seine Karriere beendete. Das Carl-Benz-Stadion war am Samstag mit 3.941 Zuschauern nicht besonders gut besucht. Die Fanfotos des Spiels gibt es oben in der Galerie. (Faszination Fankurve, 30.07.2018)

Fanfotos SV Waldhof Mannheim 07




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