13.08.2019 - SV Werder Bremen

Pyro, Proteste & Ermittlungen wegen verletztem Polizisten


Der SV Werder Bremen trug am Samstag im Weserstadion ein Auswärtsspiel gegen den Oberligisten Atlas Delmenhorst im heimischen Weserstadion aus. Im Stadion gab es dabei teils kreative Protestaktionen gegen den neuen Namensgeber und in der zweiten Halbzeit auch zwei Pyroshows.

„Weserstadion unantastbar“, „Weserstadion bleibt Weserstadion“, „Für immer Weserstadion“ oder „Immobilienhaie im Meer versenken – Verpisst euch aus unserem Weserstadion!“ waren Botschaften, mit den Ultras von Werder Bremen am Samstag ihren Unmut über den Verkauf des Stadionnamens in Bremen zum Ausdruck brachten. Zudem wurde ein „Immobilienhaie – Vorsicht bissig!“-Plakat mit einem Pfeil nach unten über der Wohninvest-Loge im Weserstadion angebracht und der Käufer des Stadionnamens somit auch direkt adressiert.


Mit den Spruchändern „Keine Freunde – keine Solidarität, scheiß Atlas!“ und „Weder Nachbarn noch Gäste – verpisst euch aus Bremen!“ machten die Ultràgruppen Infamous Youth und L'Intesa Verde klar, dass die Fans von Atlas Delmenhorst in Bremen nicht freundlich empfangen wurden, weil die Delmenhorster Fanszene von den Werder-Ultras auch wegen deren Freundschaft zu den Farge Ultras vom TSV Farge-Rekum, die schon vom Verfassungsschutz beobachtet wurden, verhasst sind.


Schon im Vorfeld des Nachbarschaftsduells zwischen Atlas Delmenhorst und Werder Bremen gab es Proteste von Werder-Fans, weil der SVW zu dieser Partie einen „Auf gute Freunde“-Freundschaftsschal aus Delmenhorst verkaufte, der Assoziationen zur umstrittenen Rockband Böhse Onkelz weckte, die ein gleichnamigen Song hat. Werder stoppte den Verkauf im Vorfeld des Spiels noch, nachdem sich immer mehr Werder-Fans zu Wort meldeten.


Die zweite Halbzeit wurde in der Ostkurve mit grünem und weißem Rauch eingeleitet. Gegen Ende des Spiels gab es dort noch eine weitere Pyroshow mit roten Bengalischen Fackel und einer „Zu Gast im Weserstadion“-Botschaft.


Die Gästefans des Oberligisten versammelten sich vorm Spiel mit einem Mob an der Schalchte, der Promenade an der Weser in der Altstadt von Bremen. Im Gästeblock des Weserstadions machten sich die Delmenhorst-Fans im eigentlichen Gästeblock hinter einer „Düsternort“-Fahne breit.


Das Weserstadion war am Samstag mit 41.500 Zuschauern restlos ausverkauft, was einen neuen Zuschauerrekord in der ersten Runde des DFB-Pokals bedeutete. Bisher war das Heimspiel von Germania Windeck im August 2010 im Müngersdorfer Stadion in Köln gegen den FC Bayern München mit 400 Zuschauern weniger, als am Samstag in Bremen, der Redkordhalter. Der Bundesligist gewann das Auswärtsspiel am Samstag im heimischen Stadion in Bremen gegen den Oberligisten aus Delmenhorst souverän mit 6:1.

Im Nachgang des Spiels kam es mal wieder zu Auseinandersetzungen zwischen Werder-Ultras und der Polizei, die die Ultras zurück ins Steintor-Viertel begleiteten. Auf der Harzburger Straße soll laut Polizeiangaben ein unbekannter Mann auf das Dach eines geparkten Autos geklettert und von dort einem nebenher laufenden Polizisten gegen den Kopf getreten haben. Daraufhin sollen Polizisten eingeschritten sein und es zu Auseinandersetzungen beider Lager gekommen sein. Während die Polizei Pfefferspray einsetzte, sollen aus der Gruppe der Werder-Fans Gegenstände auf die Beamten geflogen sein. Der Polizist, dem vom Auto aus gegen den Kopf getreten wurde, bekam eine Behandlung durch die Besatzung eines Rettungswagens und soll nicht mehr dienstfähig gewesen sein.

Die Polizei Bremen gab bekannt, dass wegen dieses Vorfalls eine Ermittlungsgruppe ins Leben gerufen wurde, die aus Ermittlern der Kriminalpolizei sowie szenekundigen Beamten bestehen soll. Auch Bremens Innensenator Ulrich Mäurer, der regelmäßig von Werder-Ultras kritisiert wird, meldete sich zu diesem Vorfall zu Wort und kündigte an: „Wir werden alles tun, um diese feigen Täter zu ermitteln.“ Auch Werder Bremen hat sich gestern zu Wort gemeldet. Werder-Präsident Dr. Hubertus Hess-Grunewald erklärte: „Der SV Werder Bremen verurteilt die Tat. Das war ein brutaler Akt, der durch nichts zu rechtfertigen ist. Wir hoffen, dass es den verletzten Beamten bald wieder gut geht. Wir erhoffen uns ebenfalls eine schnelle Identifizierung des Täters. Auch die Solidarisierung mit dem Täter ist nicht nachvollziehbar. Die aktive Fanszene sollte sich an dieser Stelle sehr intensiv hinterfragen. Mit solchen Ausschreitungen wird ein differenzierter Blick auf die Arbeit von Ultra-Gruppierungen erschwert. Gewalttäter zu schützen, gefährdet alle positiven Effekte ihrer Arbeit.“ (Faszination Fankurve, 13.08.2019)






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