Verantwortliche Personen beim Hamburger SV haben die Debatte über eine Legalisierung von Pyrotechnik möglicherweise neu entfacht. Im Hamburger Abendblatt forderten der HSV-Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann ein Umdenken beim Thema Pyrotechnik.
Bernd Hoffmann erklärte gegenüber dem Hamburger Abendblatt: „Wir wollen mit allen Parteien einen neuen Dialog zum Thema Pyrotechnik suchen.“ Beim Hamburger SV ist man zu dieser neuen Erkenntnis gekommen, weil man anerkannt hat, was schon seit Jahrzehnten zur Realität in den deutschen Fankurve gehört: Pyrotechnik ist Teil der Fankultur hierzulande, ob das einzelne Player im deutschen Fußball gut oder gar nicht gut finden. Man sieht es Woche für Woche in den Fankurven, vor allem den Gästeblöcken, dass Fans eigentlich verbotene Pyrotechnik zünden. Keine der bisher eingesetzten Mittel zur Verfolgung der Pyroaktionen und auch das Strafensystem des DFB haben daran nichts geändert.
„Wenn man sich eingesteht, dass Pyro ein Teil der Fankultur ist, und das haben wir, dann muss man zumindest über alternative Lösungen ernsthaft nachdenken. Selbstverständlich gemeinsam mit allen Beteiligten“, erklärte der Vorstandsvorsitzende des HSV dem Abendblatt und bestätigte so, dass beim HSV ein Umdenken stattgefunden hat.
Im November 2011 hatte der DFB die Diskussion um das Thema Legalisierung von Pyrotechnik für beendet erklärt (Faszination Fankurve berichtete). Die bundesweite Kampagne „Pyrotechnik legalisieren – Emotionen respektieren“ kämpfte damals mit vielen Ressourcen aus den aktiven Fanszenen für eine Legalisierung und ein entsprechendes Pilotprojekt. Laut Aussagen von Vertretern der Kampagne sollen damals mehrere Vereine für die Durchführung eines Pilotprojekts zur Legalisierung von Pyrotechnik bereit gewesen sein. Doch von den Verbänden wurde die Debatte für beendet erklärt.
In den aktiven Fanszenen setzte daraufhin eine Müdigkeit bei dem Thema Pyrotechnik ein. Viele Fanszenen versuchten gar nicht mehr, mit viel Aufklärungsarbeit die Verbände zu einer Legalisierung zu überzeugen und ständig Kompromisse bei dem Thema einzugehen, ohne Fortschritte zu erzielen. Schließlich lief es weiter, wie zuvor. Fast alle Fanszenen in Deutschland zünden bis heute mehrfach in der Saison Pyrotechnik und das DFB-Sportgericht bestraft die Vereine dafür mit hohen Geldstrafen. Teilweise wird versucht die Strafen komplett oder in Teilen auf Pyrozünder umzulegen, doch nur in den seltensten Fällen werden diese überhaupt ausfindig gemacht, da die Ultràgruppen bei der Vorbereitung solcher Aktionen professionell vorgehen.
Nun fordert zumindest der HSV eine neue ergebnisoffene Debatte. In Hamburg soll es im Dezember 2018 bereits ein Treffen zum Legalisierung von Pyrotechnik gegeben haben, bei dem neben Vereinsvertretern auch Vertreter der Ultràgruppen sowie Stadionchef Kurt Krägel beteiligt gewesen sein sollen. Im Januar 2019 kam es offenbar zu einem zweiten Treffen. Gegenüber dem Abendblatt gab sich auch die Polizei Hamburg bei Thema Pyrotechnik grundsätzlich Gesprächsbereit. Klar scheint, dass die Sicherheit der Stadionbesucher bei einer möglichen Legalisierung an oberster Stelle stehen soll. Eine Verbesserung der Sicherheit scheint durch eine Legalisierung möglich zu sein, da Pyrozünder bis heute auch damit beschäftigt sind, dass sie nicht erkannt werden. Detaillierte Konzepte der Fanszenen zum kontrollierten Abbrennen von Pyrotechnik gab es bereits vor einem knappen Jahrzehnt, als sich die Fanszenen in der „Pyrotechnik legalisieren – Emotionen respektieren“-Kampagne detailliert damit befassten.
In letzter Zeit fließt in die Debatte um Pyrotechnik in deutschen Stadien auch immer wieder die sogenannte „kalte Pyrotechnik“ mit ein. Die in Dänemark entwickelten Fackeln werden nur etwa zehn Prozent so heiß, wie die aktuell in den Stadien eingesetzten Bengalischen Fackeln (Faszination Fankurve berichtete). Werder Bremen wollte eine Legalisierung von dieser „kalten Pyrotechnik“ forcieren, doch der Bremer Senat sprach sich erst Mal gegen eine Legalisierung aus (Faszination Fankurve berichtete). Der Ligaverband gibt sich zum Thema Pyrotechnik verschlossen und verweist lediglich auf die eigenen Stauten, laut denen Pyrotechnik verboten sei.(Faszination Fankurve, 14.02.2019)
Weitere Hintergrundinformationen zur Pyrotechnik-Debatte findet ihr hier.
Die monatliche TOP 100-Zuschauertabelle mit allen deutschen Mannschaften, die eine „Ball"-Sportart betreiben. 
