01.06.2006 - BFC Dynamo

Randale in der Oberliga


Das lang erwartete Derby war so ziemlich alles, nur nicht langweilig: Der erste Spielabbruch in der Geschichte der Oberliga Nordost-Nord, hunderte BFCer, die den Union-Block stürmen wollen, Chaos rund ums Stadion. Mehrmals neu angesetzt, war schon vor Spielbeginn klar, dass zumindest ein Teil der Zuschauer mehr als heiß auf die Partie war.

Während der ultraorientierte Teil der Unioner rund um das Wuhlesyndikat das Spiel aufgrund diverser Gefährdungsansprachen und Aufenthaltsverbote seitens der Polizei boykottierte, erschien der BFC in Sollstärke. 5.000 BFCer bei 6.500 Zuschauern im maroden Sportforum, in dem sich sonst nur um die 1.000 Zuschauer verlieren. Plus 1.000 „Neutrale“ von der Polizei. Um die 75. Minute der Einsatz der BFCer. Ruckzuck über den Zaun und Richtung Union Block gestürmt, der sich zu diesem Zeitpunkt schon leerte. Wollte man doch dem Erzfeind, durch sein vorzeitiges Verschwinden und das obige Transparent schon vor dem Schlusspfiff beweisen, wie wenig man sich inzwischen für ihn interessiert.

Gar nicht langweilig waren auch die anschließenden Schuldzuweisungen in Interviews oder Internetforen. Für die BFC-Fans waren wahlweise die Unioner (zuerst auf dem Feld), die Polizei (zu spät eingegriffen), als BFCer verkleidete Unioner im Heimblock oder die Presse schuld. Viel wahrscheinlicher ist jedoch, dass dieser Auftritt mit der Machtprobe im Verein selbst zu tun hatte. Während BFC-Präsident Weinkauf versucht, dem Verein zu einem neuen Image zu verhelfen, weg vom Nazi- und Hooliganklischee und somit attraktiver für Sponsoren, ist ein Teil der Anhängerschaft damit nicht einverstanden und wollte bei diesem Spiel die Muskeln spielen lassen und Stärke demonstrieren. Eventuell ein Eigentor.

Die BFC-Führung hingegen bestrafte sich vor der folgenden Sportgerichtsverhandlung schon einmal selbst und ließ für die folgende Partie keine Heimfans zu. So verloren sich gegen Anker Wismar 15 Gästefans und ein paar BFC-Jugendmannschaften im Stadion.

Diese sollten mit Transparenten wie „Schläger – Nein danke“ (sinnigerweise direkt über der Bandenwerbung der „Freunde der 3.HZ“ platziert), das erneut ramponierte Image aufpolieren.

Beim Verband scheint das irgendwie gut angekommen zu sein. Während ganz Berlin mit Punktabzug, hoher Geldstrafe und langer Platzsperre rechnete, lautete das Urteil: 0:2-Wertung für Union, 2.000 Euro Geldstrafe, neue Sicherheitsauflagen für das Sportforum. (Faszination Fankurve, 01.06.2006)






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