14.11.2011 - Hannover 96

„Rote Kurve“ fordert Sachlichkeit in Pyro-Debatte


Die öffentliche Debatte über Pyrotechnik und Gewalt in Fußballstadien setzt sich weiter fort. Auf eine Pressekonferenz des niedersächsischen Innenministers Uwe Schünemann zu diesem Thema antwortete der Fan-Dachverband von Hannover 96 mit einer Stellungnahme.

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme des Rote Kurve – 96 Supporters Club:

Sehr geehrter Herr Uwe Schünemann,

mit Interesse, aber auch heftigem Magengrummeln haben wir Ihre Pressekonferenz vom vergangenen Montag sowie die „Debatte“ über „Pyrotechnik & Gewalt“ in der letzten Zeit verfolgt. So pauschalisierend und kriminalisierend wie bestimmte Teile der Medien, allen voran die hannoverschen Printmedien, über die besagte Thematik berichten, ist es für uns als Fandachverband von Hannover 96 nicht hinnehmbar. Vielmehr fordern wir eine Versachlichung der Diskussion!

Was heißt Versachlichung? Es wäre mehr als wünschenswert, wenn in der öffentlichen Debatte endlich eine klare Trennlinie zwischen Pyrotechnik und Gewalt gezogen werden würde. Auch in unserer Fanszene wird über den Einsatz von Pyrotechnik kontrovers diskutiert. Zunächst ist festzuhalten, dass Pyrotechnik nicht zwangsläufig zu den oft beschriebenen Randalen führt und eben keine Vorstufe zu Gewalt gegenüber Dritten ist. Der hannoversche Zeitungsleser gewinnt jedoch mittlerweile den Eindruck, dass auf den Stadienrängen ein Krieg stattfindet. Es wird in den Artikeln oft von „Pyro-Randale“, „Chaoten“ und „Gewaltexzessen“ gesprochen, was ein absolut verzerrtes und vor allem falsches Bild der hannoverschen und auch Bundesliga-Fanszene zeichnet.

Es ist uns bewusst, dass die hysterisch geführte Debatte in Teilen der Medien zu Reaktionen Ihrerseits beziehungsweise der Fußballfunktionäre führen musste. Dennoch müssen wir einwerfen, dass Ihre Forderungen nach häufigeren und längeren Stadionverboten, massiverer Polizeipräsenz in den Stadien und noch mehr Videoüberwachung vielleicht Ihre Kollegen der Polizeigewerkschaften zufrieden stellen mag, aus unserer Sicht jedoch keineswegs zielführend ist! Der Ruf nach verstärkter Überwachung und Repression beim Fußball ist kein praktikabler Lösungsansatz, um beim Thema „Pyrotechnik“ (und darum geht es im Wesentlichen) nur einen Schritt weiter zu kommen. Bereits über ein Jahr haben DFB, DFL und Faninitiativen alternative Lösungsansätze diskutiert und sogar über Pilotversuche gesprochen. Dieser konstruktive Dialog wurde zwar abrupt und einseitig beendet, dies bleibt aber der erfolgversprechendere Weg gegenüber der Androhung von Repressalien.

Wir lehnen jegliche Gewalt konsequent ab. Auch stimmen wir natürlich zu, dass Stadien kein „rechtsfreier Raum“ sind. Wir wollen mit Ihnen gerne über all diese Dinge in einen Dialog treten. Nur wie wollen wir vernünftig über vereinzeltes und gewalttätiges Fehlverhalten in den und um die Stadien diskutieren, wenn alle positiven wie negativen Facetten der Fankultur in einen Topf geschmissen werden? Wie lässt sich in dieser vergifteten Atmosphäre sachlich diskutieren? Es wäre wünschenswert, wenn Teile der Medien und Politik auf vorschnelle Entscheidungen hinsichtlich der Sicherheit in Stadien und im Umfeld verzichten und sich, im Gegensatz zu purem Aktionismus und Populismus, differenzierter mit Fankultur und ihrem Dasein beschäftigen würden.

Für weitere Gespräche stehen wir einem offenen und sachlichen Dialog gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen,

der Vorstand des Rote Kurve – 96 Supporters Club e.V.

Fanfotos Hannover 96




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