01.04.2018 - Hertha/Wolfsburg

„Schicht ist Pflicht - Autoschrauber gegen Abendspiele“


Weil an Karfreitag kein Bundesligaspiel stattfinden darf, wurde das Duell Hertha BSC gegen den VfL Wolfsburg auf Karsamstag um 20:30 Uhr verlegt. Den mitgereisten Fans des VfL Wolfsburg war diese Anstoßzeit ein Dorn im Auge. Im Gästeblock war deshalb gestern der Spruch „Schicht ist Pflicht - Autoschrauber gegen Abendspiele“ zu lesen.

Unter dem Motto „Arbeit – Fußball – Leidenschaft“ bekennt sich die Fanszene des VfL Wolfsburg schon länger zum Zusammenspiel von Volkswagen, dem VfL Wolfsburg und der Leidenschaft der Fans. Problematisch wird es jedoch, wenn eine Arbeitsschicht im VW-Werk mit einer fanunfreundlichen Anstoßzeit kollidiert. Neben dem Spruchband bedeckten die mitgereisten Wolfsburger Fans einen Teil der Sitze des Gästeblocks mit einer Blockfahne mit dem alten VfL Wolfsburg-Wappen mit den Zinnen. Dies hatte den Effekt, dass die anwesenden Gästefans näher zusammenrückten und somit ein geschlossenes Bild abgaben. Dies war auch bei der Pyroshow in der 2. Halbzeit von Vorteil. Ultras des VfLWolfsburg zündeten wenige Minuten nach Anpfiff der 2. Halbzeit einige Bengalische Fackeln und Stroboskope. Der Rauch dieser Aktion zog auf das Spielfeld des Olympiastadions, weshalb Schiedsrichter Deniz Aytekin das Bundesligaspiel kurzzeitig unterbrach.

In der Ostkurve protestierten Hertha BSC gestern vor allem gegen Paul Keuter, Mitglied der Geschäftsleitung von Hertha BSC, der für die Digitalisierung beim Hauptstadtclub zuständig ist. Letzte Woche kam es zu einem Treffen der Fanszene, bei dem auch die Kommunikationsstrategie von Hertha BSC kritisiert wurde. Die aktive Fanszene bemängelt schon länger die Fokussierung von Hertha auf Personen, die nach Berlin gezogen sind, statt auf die traditionelle Anhängerschaft in Berlin und Brandenburg. Auch kritisiert wurde, dass Hertha sich in der Kommunikation zunehmend als hippes Startup gibt. Die Identifikation der Fanszene mit der Außendarstellung des Vereins nahm in den vergangenen Jahren zunehmend ab.

„Wer zu viele :-) postet hat irgendwann nicht mehr zu lachen! Keuter, dein Ende naht!“, „Keuter mach den Bildschirm aus - Heute wieder mal nicht ausverkauft! Nimm endlich deinen Hut... Du tust Hertha nicht gut“, „Hertha zeigt, wie der Angsthase läuft! Gestalten statt enthalten!“, „Keuter - Augen auf, guck umher - Dein Kurs macht unser Stadion leer!!!“, „In der Presse gegen Fans hetzen und M. Kind & Co. nicht widersetzen! Ihr repräsentiert uns nicht!“, „#Keuter: Der Ball fliegt immer noch analog ins Tor!“ oder „Kreuter raus!“, war deshalb gestern auf zahlreichen Spruchbändern in der Ostkurve zu lesen.

Die Spruchbänder richteten sich gegen Keuter selbst oder gegen die Entscheidung von Hertha BSC, sich bei der DFL-Mitgliederversammlung bei der Abstimmung über den Erhalt von 50+1 zu enthalten. Lediglich 34.765 Zuschauer sahen anschließend im Olympiastadion eine torlose Partie. (Faszination Fankurve, 01.04.2018)