19.12.2012 - VfB Stuttgart

Schwieriger Dialog


Der Fan-Ausschuss des VfB Stuttgart hat ein Treffen mit dem Verein abgesagt und sich intern getroffen. Der Fan-Ausschuss kritisiert des Umgang des Vereins mit dem DFL-Sicherheitspapier, dem Sponsor Viagogo und die Art und Weise des Dialogs zwischen Fans und Verein.

Faszination Fankurve dokumentiert die gemeinsame Erklärung des VfB-Fan-Ausschusses:

Hallo VfB-Fans,
am Montag, 17.12.2012 sollte die turnusmäßige Sitzung des VfB Fan-Ausschuss stattfinden. Wir, die Vertreter im Fan-Ausschuss, haben unsere Teilnahme an der Sitzung jedoch abgesagt!

Stattdessen haben wir uns ohne Vereinsvertreter, dafür mit weiteren VfB-Fans intern über die momentane Situation und das weitere Vorgehen beraten. Gerne möchten wir euch über die Hintergründe, den aktuellen Stand und das weitere Vorgehen aufklären.

Rückblick:
1. Respekt im Umgang mit dem Fan-Ausschuss

In der zurückliegenden Diskussion um das DFL-Papier wurde der VfB nicht müde, den hervorragenden Dialog mit den Fans in Stuttgart als vorbildlich anzupreisen. Wir haben ebenfalls bei jeder Gelegenheit erwähnt, dass der gegenseitige Austausch in Stuttgart gut funktioniert. Allerdings mussten wir feststellen, dass dem Gremium von Vereinsseite nicht immer der notwendige Respekt entgegengebracht wird. So ist es leider zur Gewohnheit geworden, dass die zu behandelnden Themen erst wenige Tage vor der Sitzung ohne nähere Informationen dazu bekanntgegeben werden. Eine Vorbereitung auf die Sitzung ist so nicht möglich. Hingegen werden Protokolle erst mehrere Wochen nach den Sitzungen verschickt, so dass keine zeitnahe Unterrichtung der Fanclubs erfolgen kann. Die Information der Fans die wir repräsentieren ist für uns aber elementar! Teilweise kam es auch vor, dass die im Protokoll gewählten Formulierungen den Verlauf der Diskussion zu positiv für den Verein darstellen.

2. Ungleichgewicht zwischen Wünschen des Vereins und der Fanszene
Der VfB hat durch den Fan-Ausschuss die komfortable Situation, schnell ein repräsentatives Meinungs- und Stimmungsbild seiner Anhängerschaft einzuholen. Dies nimmt er oft und gerne in Anspruch. Als der Verein nach den Pyrowürfen von Kopenhagen von der Öffentlichkeit gefragt wurde, wie derartige Vorfälle zu verhindern seien, hat er den Fan-Ausschuss aufgefordert Lösungen zu präsentieren. Versehen mit zeitlicher Frist bis 17.12. und der Drohung dass sonst einseitige Maßnahmen seitens des Vereins umgesetzt würden. Zudem wurde erklärt, dass eine öffentliche Stellungnahme des Fan-Ausschuss für „wünschenswert“ erachtet würde. Hingegen werden Themen die von Fanseite wiederholt und nachdrücklich vorgetragen werden, vom VfB mit geringer Priorität behandelt.

Wir haben…
… mehr als einmal die Beschwerden vieler Fanclubs über das Ticketing vorgetragen
… fast auf jeder Sitzung die vielfältigen Probleme mit der unsäglichen Fankarte angesprochen
… den VfB negative Erfahrungen mit Polizei und Ordnungsdiensten bei Auswärtsspielen weitergegeben und um Unterstützung gebeten

Der Dialog zwischen Verein und Fans ist keine Begegnung auf Augenhöhe. Der Verein besitzt Informationen, Ressourcen und Kapazitäten während wir uns ehrenamtlich in unserer Freizeit engagieren. Unser Engagement im Fan-Ausschuss beschränkt sich ja nicht auf die Sitzungen, sondern beinhaltet eine ständige Kommunikation untereinander und mit den Fans die wir vertreten. Wir bringen diese Zeit auf für ein konstruktives Miteinander von Fans und Verein. Wir haben immer versucht, durch weitertragen von Informationen Verständnis für die Position des Vereins innerhalb der Fanszene zu schaffen. Wir haben umgekehrt aber nicht den Eindruck, dass durch den FA in ausreichendem Maße Verständnis für die Bedürfnisse der Fans beim VfB geschaffen wurde!

3. DFL-Papier
Die erste Fassung des „DFL Maßnahmenpapiers Sicheres Stadionerlebnis“ wurde den FA-Mitgliedern von Seiten des Vereins auf der Fan-Ausschuss Sitzung am 15.10. vorgestellt. Ziel war es von uns ein Statement zu den einzelnen Punkten des Papiers zu bekommen. In einer sehr emotionalen Diskussion haben wir jede Debatte über das DFLPapier abgelehnt. Wir waren schockiert, dass der VfB mit uns ernsthaft über eine derartige Kriegserklärung an die Fans diskutieren wollte. Wir erinnern an dieser Stelle auch noch einmal daran, dass VfB-Sicherheitschef Matthias Huber an der Ausarbeitung dieses Papieres beteiligt war und somit offensichtlich Ansichten des Vereins in das Papier eingeflossen sind. Aufgrund der Tragweite des Themas haben wir uns zudem mit einer Stellungnahme an die Fanszene und die Öffentlichkeit gewandt. Offenbar beeindruckt vom deutlichen Votum seiner Anhängerschaft und dem medialen Echo gab der VfB am 23.10. via Pressemitteilung bekannt, dass er die vorliegende Fassung des DFl-Papiers als „nicht diskussionsfähig“ ansehe. Die überarbeitete Version des Maßnahmenpapiers wurde dem Fan-Ausschuss in einer kurzen Sondersitzung am 28.11.2012 vorgestellt. Da war die Frist für eine Stellungnahme aber bereits verstrichen. Aufgrund des viel zu engen Zeitplans kündigte der VfB uns gegenüber an, für eine Verschiebung der Abstimmung zu stimmen. Am 29. 11. veröffentlichte die DFL auf ihrer Homepage die zur Abstimmung stehenden 16 Anträge. Der VfB hat uns gebeten, trotz unserer berechtigten Kritik am Entstehungsprozess des Papiers, inhaltlich dazu Stellung zu nehmen. Es wurde explizit gesagt, dass der Einfluss des Vereins auf positive Änderungen größer sei wenn er nicht pauschal alle Anträge ablehne. In einer außerordentlichen Sitzung am 3.12. haben wir dann klar formuliert, dass 13 der 16 Anträge aus Fansicht unkritisch sind und der VfB diesen bedenkenlos zustimmen könne. Bei den Anträgen 8,11 und 14 haben wir deutliche Bedenken angemeldet und eine Ablehnung empfohlen.

Im Rahmen der DFL-Vollversammlung am 12.12 fand die Abstimmung über die vorgelegten Anträge statt. Entgegen der gegenüber uns als FA gemachten Aussagen hat der VfB weder für die Verschiebung der Abstimmung gestimmt, noch die Anträge 8, 11 und 14 abgelehnt bzw. sich enthalten. Noch bevor die DFL die endgültig beschlossenen Anträge samt Änderungen veröffentlichte, behauptete Präsident Mäuser am 12.12. via Vereinshomepage, dass er den Anträgen zugestimmt habe, da durch Veränderungen allen Bedenken der Fanszene Rechnung getragen worden sei. Die Kommunikation des Vereins zu diesem in der Fanszene hoch emotional diskutierten Themas beschränkte sich im Folgenden aber auf Pressemeldungen und Interviews. Eine direkte Kommunikation mit den Fans, die erklärt hätte warum unsere Bedenken gegen die beschlossenen Anträge unbegründet seien, fand zunächst nicht statt. In dieser Phase hat sich in weiten Teilen der Fanszene der Eindruck verfestigt, dass der Verein ein doppeltes Spiel mit uns Fans betreibt und sich nicht mit voller Kraft für den Erhalt der Fankultur einsetzt. Zumal Vereine wie Eintracht Frankfurt oder Borussia Dortmund sehr wohl zum Ergebnis gekommen sind, gegen Antrag 14 zu stimmen. Als Fan-Ausschussvertreter sahen wir uns ebenfalls teils heftigen Vorwürfen seitens der Fanszene ausgesetzt. So sind auch die heftigen Proteste beim Spiel in Mainz zu erklären. Erst am 18.12. ist der Verein in Form eines offenen Briefes auf die Befürchtungen seiner Fans detailliert eingegangen. Wir fühlen uns durch die späte Kommunikation des Vereins schlichtweg im Stich gelassen! Letztlich wird sich zeigen, ob unsere Bedenken, wie vom Verein behauptet, unbegründet waren.

4. Viagogo
Der VfB hat den Fan-Ausschuss in der Sitzung am 15.10 zu einer möglichen Zusammenarbeit mit dem obskuren Internetportal „viagogo“ befragt. Der Fan-Ausschuss hat dem Verein unmissverständlich klar gemacht, dass die von uns repräsentierte Anhängerschaft jegliche Form der Zusammenarbeit mit „viagogo“ ablehnt!

In der Sitzung vom 12.November informierte der Präsident den Fan‐Ausschuss, dass der VfB einen Vertrag mit „viagogo“ abschließen wird. Zwar habe man die Meinung der Fans zur Kenntnis genommen und angeblich einige Punkte nachverhandelt, aber der Verein sei auf das Geld angewiesen, dafür müsse man als Fan eben auch Verständnis haben. Der Verein kommuniziert nun unter anderem auf seiner Homepage, dass die Zusammenarbeit mit „viagogo“ im Dialog mit dem Fan-Ausschuss zustande gekommen sei. Dem widersprechen wir ausdrücklich!

Aktueller Stand:
Grundsätzlich sehen wir im Dialog mit dem VfB Stuttgart eine große Chance und Möglichkeit, Gemeinsamkeiten zwischen Fans und Verein zu stärken und Konflikte zu moderieren. Was man gemeinsam erreichen kann sieht man beim gelungenen Umbau des Stadions der den Bedürfnissen der Fanszene vollauf gerecht wird.

Die oben beschriebenen Vorkommnisse haben bei uns aber zu einer tiefen Frustration geführt und Zweifel an der Aufrichtigkeit des Dialogs genährt. Wir haben das Gefühl, dass der Verein die Wichtigkeit des Dialogs mit Fans zwar immer wieder öffentlichkeitswirksam betont, es aber an Wertschätzung für unser Anliegen vermissen lässt. In vielen Diskussionen untereinander und mit vielen weiteren VfB-Fans sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass der Dialog im Fan-Ausschuss in der derzeitigen Form für uns nur dann Sinn macht, wenn sich im Umgang zwischen Verein und Fans die Kommunikation und Transparenz zukünftig entscheidend verbessert.

Ausblick:
Die nächste Fan-Ausschuss-Sitzung ist für den 14. Januar 2013 terminiert. Wir werden daran teilnehmen weil wir grundsätzlich glauben, dass der Dialog zwischen Fans und Verein nötig und wichtig ist. Wir erwarten aber vom Verein, dass er sich mit unseren Kritikpunkten auseinandersetzt und uns darlegt, wie er sich das zukünftige Miteinander vorstellt. Wir würden uns über Feedback von eurer Seite aus freuen!

Eure Vertreter im Fan-Ausschuss

Heinz Münch
Joachim Schmid
Tapio Ferdinand
Tobias Bücheler
Oliver Schaal
Benjamin Nagel
Clemens Knödler
Andreas Göz
Jürgen Schick
Ariane Haußmann
Mark Friedrich
Achim Hennige
Andreas Armbruster

Fanfotos VfB Stuttgart




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