10.12.2015 - S04-FCB/BMG-H96

So liefen die Auseinandersetzungen aus Polizeisicht


Im Innenausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags sind heute die Vorfälle bei den Bundesligaspielen FC Schalke 04 gegen Bayern München (Angriff an der Nordkurve) und Borussia Mönchengladbach gegen Hannover 96 (Vorfälle am Bahnhof Lürrip) Thema. Deshalb ist der Stand der polizeilichen Ermittlungen öffentlich geworden.

Die Polizei ging demnach davon aus, dass die Ultras aus München mit zwei Reisebussen zu befreundeten Ultras in Bochum reisen werden und von dort mit dem öffentlichen Nahverkehr nach Gelsenkirchen reisen würden. Doch in Bochum warteten Polizeibeamte seit dem Vormittag vergeblich auf die Ankunft der Busse aus München und auch in Gelsenkirchen war die Suche nach Bussen nicht erfolgreich.

Die Ultras des Rekordmeisters reisten demnach mit Autos zu einem Supermarkt-Parkplatz 2,5 Kilometer von der Arena entfernt und setzten sich von dort gemeinsam mit Bochumer Ultras in einer Gruppe von 300 Personen in Richtung Arena in Bewegung. Gegen 16:40 Uhr entdeckten Polizisten die Gruppe auf der Willy-Brandt-Allee und begleiteten sie zunächst, erkannten in ihnen jedoch keine Gästefans. Auf der Adenauerallee vermischten sich die Ultras mit Heimfans und ab 16:47 Uhr war die Gruppe nicht mehr unter Polizeibeobachtung. Szenekundige Beamte wurden zwar zu der Gruppe gerufen, erschienen jedoch zu spät.

Um 16:50 Uhr sollen die Personengruppe am Nordeingang der Arena eingetroffen sein und Schalke Fans angegriffen haben. Gegen 16:52 Uhr betraten zwei Gruppen von Schalke Ultras das Geschehen, die kurz zuvor von der Ankunft Münchner Ultras an der Nordkurve erfahren haben sollen. An den folgenden Auseinandersetzungen sollen sich laut Polizei bis zu 400 Personen beteiligt haben. Die Polizei erkannte die Auseinandersetzungen auf Überwachungskameras und erste Beamte sollen um 16:54 Uhr vor Ort gewesen sein. Um 16:58 Uhr soll die Situation durch den Einsatz von Pfefferspray und Schlagstöcken unter Kontrolle gebracht worden sein.

Die Auseinandersetzungen im Video:

​Der Polizei sind vier leichtverletzte Fans und eine schwerverletzte Person bekannt, die alle Schalke Fans sind. Der Schwerverletzte soll zwei Zähne verloren haben sowie einen Ober- und Unterkieferbruch erlitten haben. Fünf Polizisten erlitten durch von der Polizei eingesetztes Pfefferspray Augenreizungen und konnten ihren Dienst nicht fortsetzen. Während des Einsatzes soll es zudem Angriffe von Heim- und Gästefans auf Zivilpolizisten gegeben haben, denen versucht wurde, den Schlagstock zu klauen.

Die Polizei setzte anschließend 184 FC Bayern und acht Bochum Fans fest, deren Personalien festgestellt wurden. Die betroffenen Personen wurden zudem durchsucht und fotografiert. Die Polizei fand Mundschützer, Vermummungsgegenstände und Betäubungsmittel Etwa 100 Bayern und Bochum Fans konnten demnach unerkannt von der Polizei entkommen. Die beteiligten Schalke Ultras konnten ebenfalls ohne Polizeikontrolle entkommen. Die Bayern und Bochum Ultras wurden zu einer nahegelegenen Einrichtung des Katatrophenschutzes gebracht und gegen 23:10 Uhr durften sie mit den am Supermarkt-Parkplatz abgestellten Fahrzeugen Gelsenkirchen wieder verlassen. In einer Ermittlungskommission der Polizei befassen sich aktuell 13 Beamte mit den Vorfällen. Insgesamt waren am Spieltag 327 Polizisten im Einsatz.

Die Vorfälle am Bahnhof Mönchengladbach Lürrip ereigneten sich laut Polizei am gleichen Tag wie folgt: Etwa 230 Hannover 96 fuhren mit Regionalzügen nach Mönchengladbach. Am S-Bahn Halt Mönchengladbach Lürrip wurde gegen 12:46 Uhr die Notbremse des Regionalzugs aus Düsseldorf gezogen, indem die Hannover 96 Fans waren. Augenzeugen riefen die Polizei an, weil sich 30 bis 40 vermummte Mönchengladbach Fans im Aufgang zum Bahnsteig befunden haben sollen. Diese warfen laut Polizeiangaben Steine und andere Gegenstände auf den Zug. Die Türen des Zugs sollen von innen geöffnet worden sein und Hannover 96 Fans sollen aus dem Zug ausgestiegen sein und sich den Angreifern entgegengestellt haben, sodass diese teilweise die Flucht ergriffen und mit bereitgestellten Autos entkamen, bevor die Polizei eintraf. Hannover 96 Fans sollen danach durch den Regionalzug gegangen sein und Mönchengladbach Fans gesucht haben.

Gegen 12:55 Uhr, also neun Minuten nach dem Halt des Zugs, trafen erste Polizeibeamte vor Ort ein und nahm die Personalien von 234 Hannover 96 Fans auf. Diese wurden zudem fotografiert. Zudem wurden Zeugen vernommen und Handyvideo sichergestellt. Auf dem Parkplatz fand die Polizei sechs Sturmhauben, die den Angreifern gehören sollen. Die Polizei erwartete, dass die Hannover Fans durch Sachbeschädigungen und Körperverletzungen auffällig werden könnten und erteilte ihnen ein Platzverbot für Mönchengladbach. Um 17:09 Uhr musste die Gruppe ohne das Spiel gesehen zu haben mit einer S-Bahn nach Düsseldorf reisen.

Die Einsatzbewältigung der Polizei bei beiden Bundesligaspielen entsprach nach Polizeiangaben der eigenen Erwartungshaltung. (Faszination Fankurve, 10.12.2015)

Hier gibt es die gesamte Polizeieinschätzung im Wortlaut.