06.11.2014 - 1. FC Nürnberg / FC Bayern München

Solidarität zwischen FCN- & FCB-Ultras


Die Rot-Schwarze Hilfe (RSH) meldet sich zu den Vorfällen beim Derby zwischen Bayern München und dem 1. FC Nürnberg im April 2013 zu Wort, wegen denen ein FCB-Ultrà zu einer Haftstrafe verurteilt wurde. Die glaubt, dass die Club-Fans als Opfer beschrieben werden, um die FCB-Fans härter zu verurteilen.

Bei den bald beginnenden Prozessen gegen die Nürnberger-Fans befürchtet die RSH eine Umkehr. Dann sind vermutlich die Bayern-Fans die Opfer und die Club-Fans die Angreifer. Weiter wird die Polizei für den dortigen Einsatz kritisiert, da diese für die Fantrennung zuständig war und Pfefferspray gegen wehrlose Fans einsetzte.


Trotz aller Feindschaft zwischen beiden Ultràszenen zeigten die Ultras Nürnberg beim Heimspiel des Clubs am vergangenen Freitag gegen den FC St. Pauli ein Solidaritätsspruchband mit den von der Gefängnisstrafe betroffenen FCB-Ultrà (das Urteil ist noch nicht rechtskräftig). Münchener Ultras besuchten die befreundeten Fans des FC St. Pauli beim gleichen Spiel und waren somit im Stadion anwesend. (Faszination Fankurve, 06.11.2014)


Faszination Fankurve dokumentiert die Mitteilung der Rot-Schwarzen Hilfe:

13.4.13 - Die Verzerrung eines misslungenen Polizeieinsatzes

Eine lustige Mottofahrt sollte sie werden, die Fahrt zur Bundesligapartie nach München am 13.4.13. Wenn man schon sportlich und im Stadion mit dem üblichen Grauen in der Landeshauptstadt rechnen musste, so versprach wenigstens die Verkleidung im Stile der 80er Jahre einiges. Kutten, Vokuhila-Frisuren, all diese Stilmittel einer Generation sollten einmal wieder aus der Mottokiste.

Der Traum von einer lustigen Fahrt geriet allerdings recht schnell zum Alptraum. In München wurde der Zug der Nürnberger, zu dem etliche Normalos, Frauen mit Kindern und Rentner genauso gehörten wie die später wieder unisono besungenen Ultras, sofort von vorne und hinten von Polizeikräften eingekesselt und auf einem extrem langen Umweg über die Felder Münchens Richtung Stadion geführt. Auf einem Weg, auf dem Gästefans normalerweise nicht geführt werden, weil er die Anreise der Münchner Fans (ja, der Fans, nicht der Besucher) kreuzt. Den Nürnberger Anhängern war es verwehrt, sich aus diesem an einen Almabtrieb erinnernden Szenario zu entfernen. Und wie es der Teufel will, gelang es einer doch recht großen Gruppe von Münchner Anhängern, die vom Morgen an, so spricht nun das Videomaterial, unter Beobachtung standen, gemütlich und ohne polizeiliche Intervention an die auf einer Brücke „gefangenen“ Nürnberger heranzukommen und diese anzugreifen. Dass eine Reaktion etlicher Personen aus den Nürnberger Reihen darauf erfolgte, ist kein Ergebnis, zu dessen Prognose man vorab eine Glaskugel gebraucht hätte.

Was dann folgte, war wieder einmal von einer äußerst merkwürdigen Wahrnehmungsverzerrung der polizeilichen Berichtspraxis geprägt. Während einerseits jede kleinste Kerbe, die ein Polizeibeamter bei dem Einsatz erlitten hat, als fürchterliche und unfassbare (zum x-ten Mal allein in dem Jahr) neue Dimension der Gewalt dargestellt wird, werden die Amtshandlungen, die eher im Bereich der Selbstjustiz denn im Bereich seriöser Polizeiarbeit liegen, geflissentlich tot geschwiegen. Auf dem Videomaterial ist eindeutig erkennbar, dass eine Vielzahl von Beamten auf zurückweichende (!) - wobei ein Zurückweichen bei einer Einkesselung in beide Richtungen schon eine Leistung ist – Personen Pfefferspray und Schlagstockeinsätze mit brutalster Gewalt und ohne jegliche erkennbare Rechtfertigung einsetzt. Berichte über Verletzte unter den Fans lässt der Polizeibericht zur Randnotiz werden.

Interessant ist aktuell vor allem, dass nach Berichten über die bereits laufenden Verfahren gegen die Anhänger des FC B***** die Nürnberger Anhänger aktuell als „Opfer“ der Vorfälle dargestellt werden. Dies sicher auch, um die völlig überzogenen Strafen zu untermauern, die aktuell von den Münchner Gerichten verhängt werden. Es ist allerdings zu befürchten, dass in den anstehenden Verfahren gegen die betroffenen Nürnberger diese Rolle ganz schnell zu einer ganz anderen mutieren wird, um dann wiederum die Grausamkeiten der Nürnberger besonders zu betonen.

Fakt ist: Die Polizei, die für die Trennung der Fans verantwortlich war, hat auf ganzer Linie daneben gegriffen. Weder hat sie es trotz Mitteln wie Hubschraubern geschafft, eine riesige Gruppe von Münchnern zu hindern, an die eingepferchten Nürnberger Fans heranzukommen, noch ist es ihr gelungen, die Vorfälle auch in Richtung des Verhaltens in den eigenen Reihen ordnungsgemäß auszuermittlen. Ganz zu schweigen von den Meldungen, die alles andere als eine umfassende Darstellung des Geschehens beinhalten. Die Justiz zeigt aktuell, dass sie nicht vorurteilsfrei mit derartigen Berichterstattungen umzugehen in der Lage ist.

Die Pressemitteilung der Polizei München nach dem damaligen Derby:
Ermittlungsergebnis zur Bundesligabegegnung FC Bayern München – 1. FC Nürnberg vom 13.04.2013
Am 13.04.2013, um 15.20 Uhr, fand die Bundesligabegegnung FC Bayern München – 1. FC Nürnberg in der Allianz Arena in München statt. Bereits vor dem Spielbeginn kam es in der Zeit von ca. 12.45 Uhr bis 13.00 Uhr, im Umfeld der Allianz Arena zu einem Landfriedensbruch mit 122 beteiligten Personen. Zur Klärung der Straftaten wurde beim Kommissariat 23 eine Ermittlungsgruppe „Nürnberg“ gegründet. Diese konnte folgenden Tatablauf rekonstruieren.

Am Spieltag, gegen 10.00 Uhr, begaben sich ca. 100 Bayernfans vom Odeonsplatz mit der U-Bahn zur Allianz Arena. Dort trafen sie am Streetwork-Bus, der am Parkplatz Süd steht, auf weitere Bayernfans (Ultras). Insgesamt haben sich hier 120 Ultras versammelt. Paralell dazu haben sich ca. 50 bis 60 weitere Bayernfans (Ultras) auf einem in der Nähe gelegenen Baumarktparkplatz in der Mutmannstraße in Fröttmaning heimlich versammelt.

Zeitgleich kamen ca. 400 Nürnbergfans beim U-Bahnhof Fröttmaning an. Diese Gruppierung wurde durch Polizeikräfte in Richtung Stadion begleitet. Als die Nürnbergfans die Brücke an der Maria-Goeppert-Mayer-Straße erreicht hatten, begannen die Bayernfans am Streetwork-Bus auf Kommando eines bekannten Führungsmitgliedes der Ultras in Richtung Nürnbergfans zu laufen. Ein Aufeinandertreffen konnte allerdings von den eingesetzten Polizeikräften verhindert werden. Vermutlich durch Absprache der Bayern Ultras griff parallel dazu die zweite Gruppe aus Richtung Baumarktparkplatz die Nürnberger von der anderen Seite an. Als die Nürnbergfans die zweite Gruppe der Bayernfans erkannte, rannte ein Teil von ihnen in Richtung Bayernfans. An der Leitplanke zwischen Hang und Autobahnzufahrt kam es nun zu vereinzelten körperlichen Auseinandersetzungen zwischen den Nürnberger und den Münchner Fangruppierungen.

Die Nürnberger Fans, die sich noch auf der Brücke befanden, wurden durch eine Polizeikette angehalten und am Weitergehen gehindert. Nachdem diese jedoch die Auseinandersetzung am Autobahnzubringer sahen, durchbrach ein Teil von ihnen gewaltsam die Polizeikette und rannte ebenfalls den Hügel entlang in Richtung der auseinandersetzenden Fangruppierungen. Unmittelbar danach zogen sich die Bayern Ultras zurück und nun kam es am Hügel und auf der Brücke zu massiven Ausschreitungen seitens der Nürberger Fans gegenüber der Polizei. Mehrfach wurden die Beamten mit Händen und Füßen, Ästen und anderen Gegenständen geschlagen. Zudem kam es zu einer Vielzahl von Stein- und Flaschenwürfen gegen die eingesetzten Polizeibeamten. Hierbei wurden mehrere Beamte zum Teil erheblich verletzt. Dank der schnellen Zuführung zusätzlicher Polizeikräfte wurde die Situation etwas beruhigt und die gesamte Nürnberger Fangruppierung auf die Brücke zurückgedrängt. Bei den Nürnbergfans wurden Personalienfeststellung sowie zwanzig vorläufige Festnahmen durchgeführt. Sie konnten im Anschluss ohne weitere Zwischenfälle zum Stadion begleitet werden.

Von den Bayernfans wurden insgesamt 29 Gewahrsamnahmen durchgeführt. Zudem wurden vier vorläufig festgenommen. Diese wurden ebenfalls nach der kriminalpolizeilichen Sachbearbeitung wieder entlassen.

Insgesamt haben sich 122 Personen des Landfriedensbruches schuldig gemacht. 66 davon haben noch weitere Straftaten, wie Körperverletzungsdelikte und Widerstandshandlungen begangen.

Durch die weiterführenden Ermittlungen konnten 65 Täter ermittelt werden. Weitere 57 Täter sind bisher noch unbekannt.
Bei den Auseinandersetzungen haben sich insgesamt 17 Polizeibeamte verletzt.

Das Ermittlungsergebnis wurde der Staatsanwaltschaft München I übersandt.






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