04.10.2019 - Qarabağ

Spielunterbrechung mit Drohnenaktion in Luxemburg provoziert


Nachdem beim gestrigen Europa League-Spiel zwischen F91 Dudelange und Qarabağ eine halbe Stunde gespielt war, flog eine Drohne ins Stade Josy Barthel, an der eine Fahne des armenischen Bergkarabach angebracht war. Die Aktion sorgte für ordentlich Aufregung im Gästeblock.


Qarabağ-Fans sprangen in den Innenraum und auch die Spieler des Vereins aus Aserbaidschan versuchten die Drohne vom Himmel zu holen: „Bald nach dem zweiten Treffer flog plötzlich eine anscheinend vom Dach des Gebäudes des angrenzenden Tenniclubs gesteuerte Drohne mit einer armenischen Karabach-Fahne über den Spielern herum. Die Fahne löste sofort Unruhe im Auswärtssektor aus, in kürzester Zeit kletterten mehrere Leute auf den Zaun und auch darüber, einzelne liefen auf das Spielfeld in Richtung der Drohne und wurden von Ordnern verfolgt und überwältigt. Das Spiel wurde unterbrochen, eine Traube an Menschen bildete sich vor Auswärtssektor und Kabinenabgang davor, Schiedsrichter und Mannschaften verließen schließlich den Innenraum. Die Drohne flog wieder ab. Das Szenario war offensichtlich eine Kopie einer gleichartigen nationalistischen Provokation bei einem Länderspiel Serbien-Albanien 2014. Der aserbeidschanische Verein ist ein Flüchtlingsverein aus der nunmehrigen Geisterstadt Ağdam. Der 1988 aufgeflammte Bürgerkrieg mit gegenseitigen Massakern an der jeweiligen Zivilbevölkerung um die mehrheitlich armenisch bewohnte, aber innerhalb Aserbeidschans liegende Region Karabach endete 1994 mit der armenischen Eroberung, Besetzung und Vertreibung der aserbeidschanischen Bevölkerung. Der Krieg zwischen Armenien und Aserbeidschan ist seither ein eingefrorener, nicht gelöster Konflikt“, beschreibt der österreichische Blogger Christian Bruckner, der gestern in Luxemburg im Stadion war, auf seinem Blog die Aktion mit der Drohne.

Erst nach einer Spielunterbrechung von etwa 25 Minuten wurde die Partie fortgesetzt, die Qarabağ vor 3.005 Zuschauern mit 4:1 gewinnen konnte. Der anwesende luxemburgische Sportminister entschuldigte sich gestern im Stadion schon während der Spielunterbrechung für den Vorfall. In seiner Durchsage in englischer Sprache erklärte er, dass die Aktion nicht von Luxemburgern durchgeführt wurde. Der Gästeblock reagierte auf die Entschuldigung mit „Luxemburg“-Gesängen.


Im Nachgang des Spiels bekannten sich tatsächliche Ultras aus Armenien zu der Aktion, die an die Drohnen-Aktion beim Länderspiel zwischen Serbien und Albanien im Jahr 2014 (Faszination Fankurve berichtete) erinnerte. Laut dem Bekenntnis seien in Belgien lebende Armenier für die Aktion mit der Flagge und der Drohne verantwortlich:
Die Initiatoren der Aktion werfen Aserbaidschan vor, mit dem Verein Qarabağ Poltik auf der internationalen Bühne zu betreiben und falsche Informationen zu verbreiten, weshalb man die Aktion mit der Drohne durchgeführt habe. Die armenischen Ultras kündigten zudem weitere solcher Aktion an. (Faszination Fankurve, 04.10.2019)​