25.04.2017 - 1. FC Köln

„Spruchbänder sind halt nicht immer zuckersüß“


Die Südkurve 1. FC Köln e.V. meldet sich zu den Spruchbänder, Fahnen und Gesängen aus, die am Freitag des TSG Hoffenheim Mäzen Dietmar Hopp beleidigten, zu Ermittlungen des DFB und zu medialen Diskussionen sorgten. Der Südkurvenzusammenschluss sieht darin ein legitimes Mittel des Protest.

Zwar könne man über den Stil der Beleidigungen diskutieren, die auch nicht wirklich kreativ seinen, eine neue Dimension sieht der Dachverband zahlreicher Fanclubs des 1. FC Köln im Gegensatz zu TSG Hoffenheim Manager Alexander Rosen aber nicht. Konstruktive Kritik werde laut Angaben der Südkurve von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Bereits das Thema Pyrotechnik habe gezeigt, dass DFB-Strafen nicht zu weniger Einsatz von Pyrotechnik führen würden. So könnte es nun auch bei beleidigen Plakaten sein, die in letzter Zeit verstärkt in den Fokus des DFB-Sportgerichts gerieten. Dietmar Hopp soll laut Medienberichten bereits einen Anwalt eingeschaltet und den DFB kontaktiert haben.

Die Südkurve 1. FC Köln e.V. kritisiert die Durchsagen des Stadionsprechers am Freitag, der sich regelmäßig bei beleidigenden Gesängen gegen Hopp zu Wort meldete. Auch Kölner Fans werden laut Angaben der Südkurve regelmäßig beleidigt und medial oder von Funktionären als „Fan-Idioten“ oder „Schwachmaten“ beleidigt. Der Südkurvenzusammenschluss kündigt jedenfalls an, dass es ihn nur „im Komplettpaket – mit Beleidigungen, dafür aber laut, farbenfroh und spürbar unangepasst“ geben würde.

Fans1991 kritisierte hingegen die Beleidigungen gegen Hopp und sein Umfeld, da der Mäzen und das Konstrukt TSG Hoffenheim dadurch in die Opferrolle gedrückt würde. Trotz berechtigter Kritik an RB Leipzig oder der TSG Hoffenheim dürfe es in den Augen von fans1991 nicht zu persönlichen Beleidigungen kommen. (Faszination Fankurve, 25.04.2017)

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme der Südkurve 1. FC Köln e.V.:

Wes Brot ich ess, des Lied ich sing?

Man kann über Stil von Beleidigungen und Kritikäußerungen durchaus verschiedener Ansicht sein. Uns war im Rahmen derartiger Diskussionen stets wichtig zu betonen, dass raue Töne und derbe Sprüche zum Fußball gehören. Wer schon mal auf Asche gegen den Ball treten durfte, weiß wovon wir schreiben. Ein Zustand, der auch für den Profifußball gelten und erhalten werden sollte.

Wo kämen wir auch hin, wenn bei den Derbys die „Scheiße vom Dom“ kein „Stein“ mehr „auf die Elf vom Niederrhein“ werfen dürfte? Der gegnerische Torwart kann schnell zum „Arschloch, Wixer, Hurensohn“ werden, der Schiri ist ein „Schieber“, dem Gegner wünscht man den „Tod“ und drückt seinen „Hass“ mittels abgeschlagenen Köpfen des Maskottchens aus. Inhalte von Gesängen, Bannern oder Spruchbänder sind halt nicht immer „zuckersüß“.

Einige Pöbeleien werden mit der Zeit langweilig und verstummen. Andere können auch mal lauter werden, wenn sie die nötige Beachtung finden. So werden auch die Begegnungen mit der TSG Hoffenheim seit Jahren zum Anlass genommen den vermeintlichen Berufsstand der Mutter von Dietmar Hopp zu besingen. Es ist vielleicht nicht wirklich kreativ und auch nicht ganz jugendfrei, aber weder ist es eine neue „Stufe der Eskalation“, noch eine „neue Dimension“, sondern vielmehr ein Mittel, um auf die berechtigte Kritik an Konstrukten wie der TSG Hoffenheim aufmerksam zu machen. Die konstruktiv geäußerte Kritik und die gehaltvolle Äußerungen zu dieser Problematik, werden aber in der Regel kaum von der Öffentlichkeit wahrgenommen.

Bereits vor einem Monat erwähnten wir an dieser Stelle die Absurdität der Strafe des DFB gegen den 1. FC Köln aufgrund genau dieser Gesänge. Nun erwartet den 1. FC Köln wohl ein neues Verfahren mit dem immer wiederkehrenden Muster, welches schon beim Thema Pyrotechnik eher das Gegenteil des gewünschten Effekts erreicht hat.

Mit großer Verwunderung nahmen wir in diesem Zusammenhang die Durchsage unseres Stadionsprechers im Rahmen des Heimspiels gegen Hoffenheim zur Kenntnis. Aufgrund der Tatsache, dass zu keinem Zeitpunkt eine Gefährdung der Sicherheitslage vorlag, fragen wir uns welche Wirkung man mit solchen Ansagen erzielen möchte. Wird den Fans jetzt diktiert, was sie zu singen haben? Dass man sich durch solche Aussagen eher auf die Seite des DFB stellt, statt Gesänge zu verhindern, ist alles andere als “spürbar anders”.

Ebenso fragen wir uns ob die, ebenfalls beim Heimspiel gegen Hoffenheim getätigten Gesänge, wie „Fußballmafia DFB“ oder „Fußballhure Hoffenheim“ nun auch bestraft werden. Der DFB legt die Grenze der Zensur also willkürlich fest, und alle Beteiligten sollen genau an dieser stehen bleiben? Das „alle Kölner“ regelmäßig als „Hurensöhne“ beschimpft werden, die „Fan-Idioten“ wie immer medial ihre Breitseite weg kriegen und selbst die Hoffenheimer Belegschaft nur so mit Beleidigungen („Schwachmaten“) um sich wirft, scheint dabei niemanden zu interessieren. Schon lange dass die Berichterstattung über Fußballfans jegliche Relation zur Realität verloren hat.

Die Empfindlichkeit findet eben nur bei Personen statt, die sich in der Bundesliga entsprechend eingekauft haben und somit offenbar die Grenze des guten Geschmacks bestimmen dürfen. Es scheint so, dass die wirklichen Typen, die sich weder kaufen lassen noch anpassen wollen, im deutschen Profifußball – wenn überhaupt – nur noch auf den Rängen zu finden sind, auch wenn ihnen dabei oft genug der „Helm brennt“. Uns gibt es auf jeden Fall nur im Komplettpaket – mit Beleidigungen, dafür aber laut, farbenfroh und spürbar unangepasst.

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme von fans1991:

„KRITIK ERWÜNSCHT – BELEIDIGUNGEN NICHT“

fans1991 distanziert sich ausdrücklich von den beleidigenden Plakaten, die beim Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim am vergangenen Freitag nicht nur Dietmar Hopp, sondern auch dessen persönliches Umfeld beleidigten.

Um es ganz klar zu sagen: Auch wir, fans1991, kritisieren Konstrukte wie RB Leipzig, Hoffenheim, Wolfsburg. Doch diese (berechtigte) Kritik sollte sich an die Konstrukte wenden – nicht Personen persönlich beleidigen, und schon gar nicht deren Familien. Weder hilft es, noch entspricht es unseren Werten von Respekt und Toleranz. Als weltoffener Verein in einer weltoffenen Stadt stehen auch wir Fans für diese Weltoffenheit ein. Das haben wir immer wieder dokumentiert und daran sollte es keine Zweifel geben. Solche Plakate bewirken lediglich, dass Fußball-Deutschland uns, die Fans des 1. FC Köln, als die "Bösen" betrachtet. Das Konstrukt TSG Hoffenheim wird, mit Dietmar Hopp an der Spitze, in die Opferrolle gerückt. Dies kann nicht im Sinne unserer inhaltlichen Kritik sein, denn sie geht in der Diskussion und in den Medien völlig unter.

Doch nicht nur für Respekt stehen wir ein – an oberster Stelle steht das Wohl unseres Vereins, des 1. FC Kölns. Plakate wie vergangenen Freitag können da sind wir uns wohl alle einig, zu Strafen seitens des DFB führen. Dass Strafen aufgrund von "Schmähgesängen" äußerst fragwürdig sind, müssen wir hierbei nicht betonen. Wer entscheidet, wo beleidigend anfängt, wo es aufhört? Wer entscheidet, was "fußballtypisch" ist und was nicht? Mit diesen Strafen hat der DFB keinem einen Gefallen getan – sich selbst am allerwenigsten. Durch immer weitere und höhere Strafen erreicht der DFB genau das Gegenteil von dem, was er bezweckt: Die Kritik wird immer lauter, kennt keine Grenzen mehr. So gibt es hier nur Verlierer, auf allen Seiten. Aber wir, die Fans des 1. FC Köln könnten mit anderen Formen der Kritik am System Hoffenheim Gewinner sein. Daher möchten wir an alle Fans appellieren: Sagt eure Meinung, steht ein für Kritik – aber verlasst nicht die Ebene des Respekts und der Werte, für die der FC steht!

Fanfotos 1. FC Köln




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