31.10.2020 - 1. FC Köln

Spruchband-Aktion in Köln vorm Heimspiel gegen den FC Bayern


Im Vorfeld des heutigen Geister-Heimspiels zwischen dem 1. FC Köln und dem FC Bayern München haben FC-Fans an verschiedenen Stellen in der Domstadt Spruchbänder aufgehangen, auf denen „Damit der Fußball spannend bleibt: Für eine gerechtere Verteilung der TV-Gelder!“ zu lesen war.

Der Spruch war hinter der Südkurve des Müngersdorfer Stadions und am Südstadion sowie an zahlreichen Brücken und Wänden in Köln zu sehen. Schon während des ersten Lockdowns entstand deutschlandweit die „Unser Fußball“-Initiative. Deren Forderungen, u.a. nach einer ausgeglicheneren Verteilung der Fernsehgelder auf deutscher und europäischer Ebene, unterzeichneten alleine in Köln 103 Fanclubs des 1. FC Köln und 691 Einzelpersonen aus dem Fanlager der Geißböcke. „Faire Rahmenbedingungen sind die Grundlage eines attraktiven Wettbewerbs. Die Schere zwischen großen und kleinen Vereinen geht allerdings immer weiter auseinander. Um den Wettbewerb wieder deutlich ausgeglichener zu gestalten, bedarf es grundlegender Änderungen – sowohl auf nationaler, als auch auf europäischer Ebene. Unser Fußball zeichnet sich durch eine gleichmäßigere Verteilung der TV-Gelder, die Einführung eines nationalen Financial Fairplays und die eindeutige Begrenzung von Investoreneinflüssen aus“, lautete die Analyse des bundesweiten „Unser Fußball“-Zusammenschlusses schon vor Monaten.


Unter dem Namen „Zukunft Profifußball“ haben Fußballfans anschließend konkrete Vorschläge für Reformen im deutschen Profifußball erarbeitet, darunter auch für eine ausgeglichener Verteilung der Medienerlöse. In den Augen der aktiven Fans würde dadurch die Spannung innerhalb der Bundesliga, in der der FC Bayern zum Serienmeister geworden ist, wieder ansteigen. „Bis in die 2000er Jahre erhielten die Teams einer Liga denselben Anteil aus der nationalen TV-Vermarktung (Erstligisten doppelt so viel wie Zweitligisten). 2006 wurde erstmalig ein Modell mit starker Aufspaltung nach Leistung eingeführt, das schon damals nicht nur Beifall erhielt. Seitdem ist die Segmentierung innerhalb der Ligen durch weitere Reformen der Fernsehgeldverteilung weiter stark angestiegen. Wir empfehlen, dass gemeinschaftlich erwirtschaftetes Geld wieder gleichmäßiger an alle im Ligenverbund partizipierenden Vereine ausgezahlt wird. Die Einnahmen aus der internationalen DFL-Vermarktung und der TV-Vermarktung der europäischen Wettbewerbe verstärken die bestehende Schieflage zusätzlich massiv, weshalb wir auch hierfür Lösungen entwickelt haben“, machte „Zukunft Profifußball“ nochmal deutlich, dass die Schere bei der Verteilung der Medienerlöse in Deutschland seit 2006 besonders weit auseinander gegangen ist.


Die Auswirkungen davon sind, dass es seit 2012 keinen anderen Deutschen Meister mehr als den FC Bayern München gegeben hat. Eben jener Rekordmeister ist heute zu Gast beim 1. FC Köln, der aktuell auf Relegationsplatz 16 steht. In der vergangenen Saison erhielt der 1. FC Köln 47 Millionen Euro aus der Verteilung der TV-Gelder und der FC Bayern München 256 Millionen, also mehr als fünf Mal so viel.

Laut den Forderungen von „Zukunft Profifußball“ sollte diese Spreizung innerhalb der Liga deutlich reduziert werden, was man durch einen Sockelbetrag, mit dem 75 Prozent des Gesamtbudgets der jeweiligen Liga aus den nationalen und internationalen Medienerlöse der DFL gleichmäßig an die Vereine der 1. und 2. Bundesliga verteilt werden, erreichen will. Für die verbleibenden 25 Prozent schlägt „Zukunft Profifußball“ eine Verteilung anhand von zukunftssichernden Leistungskriterien, die beispielsweise auch Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit und Jugendförderung beinhalten, vor.


Aktuell erhält die 1. Bundesliga 80 Prozent der Medienerlöse und die 2. Bundesliga 20 Prozent. Die genaue Verteilung zwischen den Vereinen wird anhand eines Säulenmodells berechnet, das vor allem sportlichen Erfolg belohnt. Die in den Arbeitsgruppen engagierten Fans wollen, dass die 1. Bundesliga maximal noch 70 Prozent der Einnahmen erhält und 30 Prozent an die 2. Bundesliga gehen. Außerdem würden die nationalen und internationalen Medienerlöse der DFL nicht mehr getrennt voneinander betrachtet, wenn der Wunsch von „Zukunft Profifußball“ in Erfüllung geht.


Das DFL-Präsidium befasst sich aktuell intensiv damit, wie die 4,4 Millarden Euro an Medienerlösen zwischen den Bundesligen und den 36 Clubs verteilt werden sollen, die die DFL für die Saisons 2021/2022 bis 2024/2025 erhalten wird. Dass die aktiven Fans mit ihrer Forderung nach einer ausgewogeneren Verteilung der Medienerlöse nicht alleine sind, zeigt ein Zusammenschluss von 14 Bundesligisten, darunter zehn Zweit- und vier Erstligisten. Laut Informationen des Kickers haben sich zuletzt aus der 1. Bundesliga bereits Arminia Bielefeld, der VfB Stuttgart, der 1. FSV Mainz 05 und der FC Augsburg mit einem Papier, das von zehn Zweitligisten gestützt werden soll, für die ausgeglichener Verteilung der Medienerlöse eingesetzt.

In den vergangenen Monaten wurde von Seiten der aktiven Fanszenen ununterbrochen der Ruf nach Reformen im deutschen Profifußball laut. Mit der Verteilung der TV-Gelder für die kommenden vier Saisons wird sich nun zum ersten Mal zeigen, wie groß die Bereitschaft für Reformen bei den Entscheidern in Verbänden und Vereinen tatsächlich ist. (Faszination Fankurve, 31.10.2020)

Fanfotos 1. FC Köln




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