04.06.2010 - Hertha BSC

Stellungnahme zu den Vorfällen beim Karneval der Kulturen


Beim diesjährigen Karneval der Kulturen in Berlin kam es zu einem Übergriff auf den Truck von TeBe Berlin und der Entwendung einer Fahne. Nachdem in der Presse von einem Überfall der Ultras die Rede war, bezogen die Harlekins Berlin nun Stellung zu den Vorwürfen.

Faszination Fankurve dokumentiert das Schreiben der Harlekins Berlin:

Am Pfingstmontag den 24.5.2010 erschien eine Pressemitteilung von Tennis Borussia Berlin, Abteilung Aktive Fans (TBAF), mit einschlägigen Vorwürfen, 40 Herthafans hätten geplant einen TeBe-Wagen auf dem Karneval der Kulturen (KdK) angegriffen. Das kräftige lokale Presseecho übernahm die Informationen dieser Mitteilung und augenscheinlich etlichen Quellen aus dem offiziellen Fanforum (Lila Kanal). Insbesondere im Internet wurde viel diskutiert, gemutmaßt, behauptet und erfunden. Da es inzwischen Standard zu sein scheint, bei Vorfällen, egal welcher Art, den Namen unserer Gruppe ins Spiel zu bringen, sehen wir es als erforderlich an etwas zu den Vorwürfen zu sagen, um weiteren Mutmaßungen vorzubeugen.

Derzeit arbeiten wir die Vorwürfe auf. Dazu nahmen wir, eben weil unser Name immer wieder genannt wird, als Vertreter der aktiven Fanszene von Hertha BSC, auch an einer mehr als zweistündigen Gesprächsrunde mit Vertretern der TeBe- Fanbetreuung, dem Hauptverantwortlichen für den TeBe-Truck auf dem KdK, Vertretern der Hertha BSC Fanbetreuung, des Sicherheitsbeirates von Hertha BSC und des Fan-Projektes Berlin teil. Das Gespräch wurde von allen Teilnehmern als konstruktiv bewertet. Alle Teilnehmer verurteilten das Vorkommnis, insbesondere auf der Bildfläche des KdK. Wir schätzen den „Karneval der Kulturen“ als ein für Berlin sehr wichtiges gesellschaftlich- kulturelles Ereignis. Ein wie auch immer geartetes, bewusstes Stören dieser Veranstaltung wird daher von uns verurteilt.

Was ist nun auch nach den Erkenntnissen dieser Gesprächsrunde am Sonntag auf dem KdK vorgefallen? Tennis Borussia war auf dem KdK mit einem Truck vertreten. Nach unserer Auffassung kam es zum Entfernen einer TeBe- Fanklub-Fahne von diesem Truck durch einige Herthafans. Als Ursache dieser Tat verstehen wir die Rivalität beider, ehemals Westberliner Vereine. Diese Rivalität ist ausschließlich in der lokalen Nähe, beziehungsweise der sportlichen Vergangenheit, begründet und nicht etwa aufgrund politischer Einstellungen, was den Herthanern manche gern andichten möchten.

Ein Ausleben von Fanrivalität (bei der auch das „Fahnen ziehen“ vorkommt) gehört zum Fußball seit Jahrzehnten dazu. Das Motiv ist also nicht neu. Sicherlich ist es möglich, solchen Fahnenklau unterschiedlich zu bewerten. Nach unserer Meinung sollte so etwas, wenn es denn passiert, im klaren Zusammenhang mit einem Spiel beider Mannschaften stehen. Daher sind Ort, Zeit und Umstände dieser Aktion, ohne Zweifel mehr als unpassend! Wir als Gruppe müssen uns eingestehen, dass von den vereinzelten Mitgliedern unserer Gruppe, die vor Ort in der Kneipe waren, diese Umstände nicht erkannt wurden und man aktiv nichts gegen den Vorgang unternahm. Der im Gespräch formulierte Vorwurf, die Masse der etwa 40 Personen vor dem Lokal hätten durch ihre Passivität, den Diebstahl ermöglicht, können wir nicht gänzlich von der Hand weisen.

Dringlich hervorzuheben ist, dass es nicht Eine verletzte Person gab. Das Werfen von „Gläsern“ konnte bislang nicht durch Augenzeugenberichte bestätigt werden. Der Verantwortliche des Trucks erklärte in der Gesprächsrunde, Scherben am Boden auf der Seite des Trucks, an der die Fahne entwendet wurde, gesehen zu haben. Auf vorgelegten Beweisfotos war das nicht eindeutig zu erkennen, was nicht bedeuten soll, dass dort mit hundertprozentiger Sicherheit keine Scherben lagen. Weiterhin sagten TeBe Anhänger, dass sie ein Klirren gehört haben. Weitere Hinweise auf Glas- oder Flaschenwürfe (etwa, dass jemand einen Wurf beobachtet hätte) gibt es nicht. Das Klirren wird ebenfalls auf die Seite des Trucks verortet, an der die Fahne entwendet wurde. Die angesprochenen 40 Personen standen vor dem erwähnten Lokal auf der gegenüberliegenden Seite. Daraus wird deutlich, dass aktive Angriffe (etwa Werfen von Gegenständen) von diesen nicht ausging. Einen Angriff von 40 Herthafans hat es de facto nicht gegeben! Dem entspricht die im Handelsblatt veröffentlichte Einschätzung der Polizei: „Die Schilderungen von Tebe, dass rund 40 mutmaßliche Hertha-Anhänger den Wagen mit Biergläsern beworfen haben sollen, konnte die Polizei nicht bestätigen. Die Beamten seien lediglich wegen des gestohlenen Transparents gerufen worden.“ (Vgl. a href="http://www.handelsblatt.com/magazin/fussball/fussball-regionalliga-tebe-anhaenger-von-hertha-fans-attackiert;2587251" target="_blank">www.handelsblatt.com/magazin/fussball/fussball-regionalliga-tebe-anhaenger-von-hertha-fans-attackiert;2587251 - Download am 27.5.2010, 17.35 Uhr.) Sollte es tatsächlich, von wem auch immer, Passant oder Herthafan, zu dem von TeBe vermuteten Glas- oder Flaschenwurf auf der anderen Seite gekommen sein, ist dies ohne Frage zu verurteilen. Vor allem da sich auf dem Wagen laut TeBe-Aussagen Frauen und Kinder befanden. Die Empörung insbesondere der Angehörigen, die diese Situation so wahrnahmen, ist daher absolut verständlich und soll hier auch nicht heruntergespielt werden.

Nach dem Entwenden der Fahne wurde vom Truckverantwortlichen die Polizei gerufen. Während des Wartens blieb der Truck samt seinen Anhängern vor Ort stehen. Diese Situation des Wartens wird von der TeBe-Seite als äußerst bedrohlich beschrieben. Dies ist nach unserem Dafürhalten eine subjektive Empfindung, die allerdings nicht unverständlich ist. Immerhin standen sich Herthafans (in der Überzahl) und TeBe-Fans über einen längeren Zeitraum unmittelbar gegenüber. Außerdem befanden sich im Umfeld dieses Trucks laut TeBe- Aussagen etliche Personen, die mit der Fußballszene gänzlich unvertraut sind, auf die eine solche Situation natürlich extremer wirken muss. Im Gespräch hieß es, die Bedrohung sei durch ständiges umhergehen um den Truck, einschüchternden Gebärden und gehäuftes Fotografieren so empfunden worden. Wer da fotografiert haben soll, ist unklar. Ein aktives Bedrohen (z.B. Gewaltandrohung oder ähnliches) konnte nicht bestätigt werden.

In der oben erwähnten Pressemitteilung von TeBe hieß es dann, in dieser Situation seien homophobe Beleidigungen gegen TeBe-Anhänger vorgefallen. Unabhängige Zeugenberichte gibt es dazu nicht. Auf die Rückfrage, wer konkret was gesagt haben soll hieß es von TeBe-Seite, vereinzelt seien Fetzen wie „TeBe-Schwuchteln“ vernehmbar gewesen. Von den 40 Personen vor der Kneipe sei allerdings nichts derartiges (etwa in Form von Sprechchören oder ähnlichem) hervorgebracht worden. Es seien Einzelfälle gewesen hieß es in der Gesprächsrunde. Uns ist nicht bekannt, dass Personen, die zur aktiven Fanszene von Hertha BSC gehören, durch solche Beleidigungen aufgefallen sind. Sollte dies trotz dem, von wem auch immer, vorgekommen sein, verurteilen wir als Gruppe Harlekins Berlin ´98 dies klar.

In der Gesamtdarstellung durch die Pressemitteilung von TeBe erscheint vor allem durch den abschließenden Absatz (wörtlich: „Tennis Borussia ist als Verein mit jüdischer Geschichte und einer friedlichen Fanszene, die sich öffentlich deutlich gegen Rassismus, Homophobie und Antisemitismus positioniert, immer wieder Opfer von Übergriffen.“ (Vgl. www.tebe.de/artikel2251.html - Download am 27.5.2010,17.50 Uhr), der Vorfall als politisch motiviert betrachtet zu werden. Für uns war der Vorfall, wie ausgeführt, klar durch Fanrivalität und in keiner Weise durch ein politisches Anliegen begründet!

Wir haben uns bisher in 12 Jahren als Gruppe Harlekins Berlin ´98 bewusst nicht politisch positioniert, es sei denn es betraf politische Themen mit denen wir als aktive Herthafans und Ultras in Berührung kamen (Fan-Repressionen, Polizeimaßnahmen, Überwachungsstaat usw.). Dieser Linie widerspricht es nicht, dass wir rassistische, antisemitische oder sonstige unmenschliche Meinungsäußerungen im Stadion oder außerhalb als Gruppe ohne Frage verurteilen. Sollte es zu derartigen Sprechchören oder ähnlichem kommen, sehen wir uns in der Pflicht diese zu unterbinden.

Es sollte klar sein, dass das Distanzieren von rassistischem Handeln keine politische Haltung, sondern eine menschlich-vernünftige Selbstverständlichkeit ist!

Alles andere widerspräche auch unserem permanenten sozialen Engagement.

Dies sollten Kritiker von außerhalb der Herthaszene, aber auch Hertha-Fans, die solchen unmöglichen Äußerungen eventuell manchmal nicht abgeneigt sind, dringlich bedenken. Zu Gesprächen innerhalb der Fanszene sind wir wie immer jederzeit bereit! Unsere Gruppe definiert sich allein über die Hingabe für Hertha BSC. Wir werden es nicht dulden, dass unser Verein, unsere Fanszene und Gruppe in einen solchen Verruf gerät.

Wir lassen uns nicht durch Vorwürfe wie diese in eine politische, gar rechte Ecke drängen!

Harlekins Berlin ´98 im Mai 2010

Fanfotos Hertha BSC




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