26.04.2019 - Bayer 04 Leverkusen

Strafbefehle über 45000 €, nachdem Banner geschmuggelt wurde


Die Vorfälle am 05. März 2016 im Gästebereich des Augsburger Schwabenstadions zeigen, was passieren kann, wenn Gästefans die Mitnahme von Zaunfahnen verboten ist. Zwischen Ultras aus Leverkusen und dem eingesetzten Ordnungsdienst kam es damals zu einer Auseinandersetzung.

Den Gästefans war in Augsburg die Mitnahme von Fanmaterialien, wie Zaunfahnen verboten, weil Leverkusener Ultras beim vorherigen Gastspiel im Schwabenstadion Pyrotechnik zündeten. Trotzdem versuchen Ultras im März 2016 ihre Zaunfahne, die für Ultràgruppen ein wichtiges Symbol ist, mit ins Stadion zu schmuggeln. Als der Ordnungsdienst dies bemerkte, kam es zu unschönen Vorfällen zwischen Gästefans und dem Sicherheitsdienst sowie später noch mit der Polizei (Faszination Fankurve berichtete).

Die Stadtzeitung schrieb damals „Leverkusen-Ultras schlagen sechs Ordner krankenhausreif“. Doch nun über drei Jahre später hat die Kurvenhilfe Leverkusen sich nochmal ausführlich zu den Vorfällen und der juristischen Aufarbeitung zu Wort gemeldet und dabei auch diese Schlagzeile kritisiert. Ernsthafte Verletzungen von Ordnen seien in den Akten demnach nicht notiert. Auch Fotos sollen keine erheblichen Verletzungen zeigen.

Das Amtsgericht Augsburg verhängte im Nachgang der Vorfälle Strafbefehle gegen etwa 30 Gästefans wegen Landfriedensbruch. Ein Leverkusen-Fan, der beschuldigt wurde, der Haupttäter gewesen zu sein, wurde sogar angeklagt und erhielt letztlich eine Bewährungsstrafe. Die Leverkusener Fans legten Einspruch gegen die Strafbefehle ein, doch am Ende mussten sie zusammen 45.000 Euro zahlen.

„Natürlich versuchten die Betroffenen mithilfe der konsultierten Anwälte gegen die vom Amtsgericht Augsburg ausgesprochenen Strafbefehle vorzugehen und erhoben Einspruch. Im Zuge der Kommunikation zwischen Rechtsbeiständen und Staatsanwaltschaft wurde allerdings schnell klar, dass man hier zu keiner Einigung kommen würde. Das Augsburger Amtsgericht wurde seinem Ruf als härtestes Gericht der Bundesrepublik gerecht. Seitens des Staatsanwaltes wurden sehr deutlich darauf hingewiesen, dass es zu einer empfindlichen Erhöhung der Geldstrafen kommen würde, sollte man es zu einem Prozess kommen lassen. Auch wurde deutlich gemacht, dass mit einer wesentlich härteren Bestrafung hinsichtlich des Strafmaßes zu rechnen wäre, würde man vor Gericht antreten. Da man hinsichtlich dieser Verfahren frühestens mit einer Einstellung vor Gericht rechnen konnte, was zur Folge hätte, dass die Prozesskosten von den Angeklagten getragen hätten werden müssen, stand der Strafbefehl und die anstehenden Prozesskosten (u.a. aufgrund der Menge an geladenen Zeugen) in keinem Verhältnis, sodass sich die meisten Betroffenen dazu entschieden dem Strafbefehl nachzukommen und diese unsägliche Geschichte ad acta zu legen. Unterm Strich bedeutet das, dass der Freistaat Bayern Strafzahlung in Höhe von ca. 45.000,00 € entgegengenommen hat. Der vermeintliche Haupttäter wurde aufgrund verbaler Aussagen, welche auf dem Videomitschnitt zu hören waren und die nach Meinung des Gerichtes ausschlaggebend für die Geschehnisse vor Ort waren, zu einer Freiheitsstrafe von 8 Monaten auf 3 Jahre Bewährung verurteilt. An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass nahezu alle Anzeigen, welche von der Fanszene gegen eingesetzte Ordner oder Polizisten getätigt wurden, von der Staatsanwaltschaft mit der Begründung, dass die von den geschädigten Fans geschilderten Vorkommnisse so überhaupt nicht zutreffend seien, abgeschmettert oder gar rumgedreht und gegen involvierte Personen verwendet wurde. Ein Anwalt der Kurvenhilfe stellte in Frage, dass es hier zu hinreichenden Ermittlungen gegen Ordner und Polizisten gekommen sei und lässt diese Frage nun aktuell durch das Bundesverfassungsgericht klären. Ein Urteil kann sich noch auf Jahre hinziehen“, fasst die Kurvenhilfe die Strafen nun zusammen.

Bei Bayer 04-Fans, die bei dem Vorfall noch nicht volljährig waren, übernahm das Amtsgericht Köln die Fälle. Anders als in Augsburg, wurden in der Domstadt alle Verfahren eingestellt. Lob findet die Kurvenhilfe Leverkusen hingegen für den Stadionverbots- & Sicherheitsbeauftragten beim FC Augsburg, der sich ein differenziertes Bild von den wegen dieser Vorfälle mit Stadionverboten belegten Fans gemacht haben soll. Der FC Augsburg soll es den Leverkusener Stadionverbotlern beim Auswärtsspiel in Augsburg sogar ermöglicht haben, ins Stadion zu gehen, da die Stadionverbote für einen Tag ausgesetzt wurden.

Wenn Vereine auf Pyroaktionen mit Materialverboten reagieren, kommt es immer wieder vor, dass Ultras und aktive Fans trotzdem versuchen, ihre Zaunfahnen mit ins Stadion zu bringen. Die Kurvenhilfe Leverkusen fasst nochmal zusammen, wie daraus gefährliche Situationen entstehen können, die ohne Fahnenverbote nicht passieren würden: „Selbstverständlich können wir an dieser Stelle nun resümieren, dass die Fanszene das Verbot einfach hätte akzeptieren können und es dann nicht zu diesem Ausmaß gekommen wäre. Unterm Strich reden wir allerdings über mitgebrachte Banner. Ungefährliche Gegenstände, denen eine hohe Bedeutung innerhalb der Fanstrukturen beigemessen wird. Ob ein einfaches Tagesstadionverbot und ein normaler Umgang untereinander, nicht die bessere Wahl in der angesprochenen Situation gewesen wäre, lässt sich aber mit Sicherheit diskutieren. Letztendlich bleibt nun leider festzuhalten, dass durch Materialverbote eine Situation herbeigeführt wurde, die mit Sicherheit um einiges verfahrener und auch gefährlicher für alle Beteiligten gewesen ist, als der Ursprung dieses Verbotes es hätte jemals sein können. Dass es während dem Einsatz von Pyrotechnik zu keinen Verletzten gekommen ist, dafür aber im Nachgang aufgrund von Materialverboten mehrere Personen geschädigt wurden, ist bezeichnend für den Umgang seitens der Verbände rund um die Thematik Pyrotechnik und Fanmaterialien.“ (Faszination Fankurve, 26.04.2019)

Fanfotos Bayer 04 Leverkusen




Weitere News:
26.11.2021: Die Rückkehr des organisierten Supports in Leverkusen
24.11.2021: Ultras Leverkusen stellen Bedingung für Rückkehr
27.05.2021: Stimmungszentrum soll auf Sitzplätze ausgeweitet werden
18.04.2021: Gesänge für den Derbysieger & Interview mit KSC-Ultras
16.03.2021: Die Geschichte von Choreografien in Leverkusen

Alle 258 News anzeigen