16.09.2014 - Kein Zwanni

TV-Einnahmen für Ticketpreissenkung verwenden?


Fans des 1. FC Köln melden sich nach dem Spiel beim SC Paderborn nochmals zum Thema Eintrittspreise in der Bundesliga zu Wort. Sie kritisieren erneut die Preispolitik des SC Paderborn sowie in Teilen die des eigenen Vereins. Aber sie haben auch einen Vorschlag.

Faszination Fankurve dokumentiert den Vorschlag der Fans des 1. FC Köln:

Fußball muss bezahlbar sein

„Welche Strahlkraft hat die Weltmeisterliga?“ (Kicker) oder „Boom-Liga ist jetzt auch Weltmeister-Liga“ (Süddeutsche Zeitung) titelten die Gazetten zum Saisonstart. Ein immer wiederkehrender Aspekt, der in diesem Zusammenhang erwähnt wird, sind die vollen Stadien in der Bundesliga. Lediglich vier Vereine hatten eine durchschnittliche Auslastung, die unter 90 % gelegen hat. Diese messbare Fußballaffinität ist mittlerweile fast zu einem Alleinstellungsmerkmal des deutschen Fußballs geworden. Im selben Atemzug werden besonders im Vergleich zur englischen Premier League sozialverträgliche Eintrittspreise genannt. Mittlerweile gilt auch die Stimmung in deutschen Stadien als besser.


Trotzdem ist die Gestaltung der Eintrittspreise zwischen Fans und Verantwortlichen immer wieder ein Thema. Fest steht, dass wir in Deutschland noch keine vielzitierten „englischen Verhältnisse“ erreicht haben. Trotzdem sind die Eintrittspreise in den vergangenen Jahren auch in Deutschland gestiegen. In Köln kosten alle Dauerkarten in dieser Spielzeit im Vergleich zur Saison 2004/05 rund 50 % mehr. Immerhin wird dafür mittlerweile wieder Bundesligafußball geboten. Verantwortliche verweisen gerne auf die einfache betriebswirtschaftliche Formel, dass die Nachfrage und das Angebot den Preis bestimmen. So lange also genug Fans bereit sind, die Eintrittspreise zu zahlen, wird sich auch an der Preisgestaltung nichts ändern. Hinzu kommt, dass nur Dauerkarten in den freien Verkauf gehen, sollte ein Dauerkarteninhaber seine Karte nicht mehr in Anspruch nehmen wollen. Tageskarten für einzelne Spiele sind mindestens genau so begehrt und die Auslastung dürfte – sofern man den Bereich für die Fans der Gastmannschaft ausklammert – bei 100 % liegen. Eine solche Nachfragesituation verschafft dem Anbieter der Eintrittskarten also eine traumhafte Ausgangsposition.

Wie man eine solche Position optimal ausschlachtet, zeigt der SC Paderborn. So kosten Tageskarten für das Spiel gegen den 1. FC Köln teilweise 80 % mehr als in der vergangenen Saison. Bei den Preisen für eine Dauerkarte nimmt der SCP die Spitzenposition in Deutschland ein (http://blog.uebersteiger.de/2014/06/25/preisuebersicht-dauerkarten-1-2-fussball-bundesliga-20142015/). Die Dauerkartenpreise für Schwerstbehinderte stiegen sogar von 358 Euro auf 1.152,50 Euro. Zeigen sich an dieser Stelle schon erste Anzeichen einer Spekulationsblase? Übersteigen die Preise eines Guts also ihren eigentlichen Wert? Falls sich der deutsche Fußball in einer solchen Spekulationsblase befindet, dann ist sie nur noch nicht geplatzt, weil die emotionale Bindung der Fans an ihren Verein stärker ist als jede marktwirtschaftliche Berechnung über den Nutzen des Spielbesuchs. Dieser emotionale Aspekt führt dann auch dazu, dass beispielsweise Fananleihen trotz erheblichen Risiken für den Anleger genügend Abnehmer finden.

Die Vereine sind auf nach eigenen Angaben auch auf diese Einnahmen angewiesen, schließlich hängt die Wettbewerbsfähigkeit davon ab. Diese Wettbewerbsfähigkeit ist wiederrum dafür verantwortlich, dass der Verein erfolgreich sein kann. Eine Senkung der Eintrittspreise würde also im Umkehrschluss den Erfolg des Vereins gefährden. Utopisch erscheint daher die Vision von einer Senkung der Eintrittspreise. Es ist natürlich auch nicht abzustreiten, dass die Fans im Stadion auf unterschiedliche Weise einen wichtigen Beitrag leisten. Doch momentan sprudeln die Einnahmen in anderen Bereichen wie den TV-Einnahmen wie nie. Warum zieht man also nicht in Erwägung den Fans etwas zurückzugeben? Man kann diese Forderung nicht verallgemeinern und die Situation bei jedem Verein gestaltet sich anders. Sicherlich sind die Einnahmen aus der Auslandsvermarktung für den SC Paderborn begrenzt, doch niemand sollte den Bogen überspannen.

Ergänzung von Faszination Fankurve: Der Vorschlag ist nicht neu. Auch in England wurde dieser schon von Fans gebracht (Faszination Fankurve berichtete). Damals sagten die britischen Fans, dass die Mehreinnahmen des neuen TV-Deals ausreichen würden, um jeden Fan kostenlos ins Stadion zu lasssen, bei jedem Spiel in jedem Stadion der Premier League. Trotzdem hätten die Vereine die gleichen Einnahmen, wie beim alten TV Deal gehabt. Daraus geworden ist natürlich nichts.






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