10.03.2020 - Stuttgart/Bielefeld

„Tatort Sinsheim: Dietmar Hopp ist ein Timo Werner!“


​Am gestrigen Montagabend kam es im Neckarstadion vor 54.302 Zuschauern zum Topspiel der 2. Bundesliga zwischen dem VfB Stuttgart und Arminia Bielefeld. Die Proteste gegen Dietmar Hopp und den DFB standen beim vorerst letzten Spiel in Baden-Württemberg vor Zuschauermassen im Fokus der Fankurven.

Ab dem heutigen Dienstag sollen in Baden-Württemberg keine Großveranstaltungen mehr mit über 1.000 Teilnehmern genehmigt werden. Das eigentlich für heute angesetzte Nachholspiel der Stuttgarter Kickers in der Oberliga Baden-Württemberg wurde bereits abgesagt (Faszination Fankurve berichtete).

Das Neckarstadion war am gestrigen Abend mit 54.302 Zuschauern trotzdem gut gefüllt. Das Commando Cannstatt sprach der Schickeria München schon beim Warmmachen der Mannschaften Solidarität aus. Die Ultragruppe des FC Bayern München hatte sich zum in Sinsheim gezeigten Plakat und zu den Folgen bereits ausführlich zu Wort gemeldet (Faszination Fankurve berichtete). Die Ultras vom Schwabensturm ergänzten vor Anpfiff ein „Wenn Hopp und Kalle Hand in Hand posieren, die Medien außer Rand und Band reagieren, der DFB von Werten spricht und gleichzeitig seine Versprechen bricht, dann liebe Leut, zeigt der Fußball sein wahres, hässliches Gesicht!“-Spruchband.


Zudem wurde in der Cannstatter Kurve noch die bereits bekannte „Gegen Kollektivstrafen!“-Botschaft gezeigt und dabei neben dem duchgestrichenen DFB-Logo auch ein durchkreuztes Logo vom Württembergischen Fußballverband (WFV) hochgehalten, weil der WFV den SSV Reutlingen zuletzt mit einem Geisterspiel belegte, da Stuttgarter Kickers-Fans in Reutlingen Pyrotechnik zünden konnten (Faszination Fankurve berichtete). Ultras vom VfB Stuttgart waren beim Alternativprogramm zum Reutlinger Geisterspiel bei ihren Freunden am Stadion an der Kreuzeiche zu Gast (Faszination Fankurve berichtete).


Die mitgereisten Arminia Bielefeld-Fans setzten hingegen einen eigenen Drei-Stufen-Plan auf und erklärten diesen mit folgenden Plakaten: „Unser Drei-Stufen-Plan gegen euren Betroffenheitswahn: 1. Unsere Forderungen akzeptieren! 2. DFB kritisieren! 3. Die hässlichen Fratzen des Fußballs demaskieren!“


Mitte der zweiten Halbzeit gab es in der Cannstatter Kurve noch eine weitere Protestaktion, bei der erstmals die fünf Gruppen Commando Cannstatt, Schwabensturm, Schwaben Kompanie, Crew 36 und Südbande ein gemeinsames Spruchband zeigten. Darauf war zunächst „Dietmar Hopp ist ein“ zu lesen. Nach einer kurzen Pause wurde das Plakat komplett ausgerollt und der Spruch „Dietmar Hopp ist ein Timo Werner!“ kam zum Vorschein. Dahinter wurde ein Doppelhalter mit „Tatort Sinsheim“-Schriftzug im Design der bekannten ARD-Krimis hochgehalten. Die Ultras vom VfB Stuttgart spielten damit auf die Beleidigungen an, die der bei VfB-Fans unbeliebte RB Leipzig-Spieler Timo Werner in zahlreichen Bundesligastadien erleiden musste, ohne dass es zu Spielunterbrechungen kam. Auch TSG Hoffenheim-Fans beleidigten RB Leipzig-Kicker Werner, der früher für den VfB Stuttgart auflief, in der Vergangenheit im gleichen Wortlaut, mit dem TSG-Mäzen Hopp in vielen Stadien angegangen wurde.


Der Schwabensturm hielt im eigenen Bereich während der zweiten Halbzeit noch Plakate hoch, auf denen „Eine mündige Kurve wird sich niemals einem 'Wertesystem' unterordnen, welches aus Profit, Gier, Korruption und gebrochenen Versprechen besteht. Der Ton bleibt rau! Widerstand dem DFB!“ zu lesen war. Das Commando Cannstatt empfahl dem Rechtsanwalt von Dietmar Hopp noch den Besuch in einer Jura-Bibliothek, weil dieser wegen den Bannern gegen Hopp zuletzt die „harte Hand des Staates“ inklusive Hausdurchsuchungen und Einsperrungen von „Randalierern“ forderte. Die Schwaben Kompanie zeigte auch noch ein Plakat in Richtung Anwalt Schickhardt. Auf dem Rasen ging der VfB in der 53. Minute durch Gomez in Führung. Soukou glich in der 76. Minute für den Spitzenreiter aus Bielefeld zum 1:1 Endstand aus. (Faszination Fankurve, 10.03.2020)