30.08.2017 - Ultras

Ultràgruppen erklären Plakate gegen die Bild-Zeitung


Die Ultràgruppen Commando Cannstatt vom VfB Stuttgart und Caillera von Werder Bremen zeigten am vergangenen Samstag, wie auch andere Ultràgruppen, Plakate gegen die Bild-Zeitung. Die Stuttgarter und Bremer Ultras gaben mittlerweile Erklärungen zu ihren Plakaten ab.

Das Commando Cannstatt schrieb am Samstag ein Bertolt Brecht Zitat auf ein Spruchband, das in der Cannstatter Kurve zu lesen war. Darauf stand „Liebe Bild: 'Wer die Wahrheit nicht weiss, der ist bloss ein Dummkopf. Aber wer sie weiss uns sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher!'“ geschrieben.

Mittlerweile äußerte sich das Commando Cannstatt zu der Intention hinter dem Plakat: „Jeder weiß es, die Millionen Leser scheint es jedoch nicht zu stören: Auf der Suche nach der größtmöglichen Schlagzeile wird es in den Redaktionsräumen des Axel-Springer-Verlags mit der Wahrheit nicht immer so genau genommen. In den letzten Wochen sind „die Ultras“ mal wieder ins Fadenkreuz der BILD gerückt. Von DFB-Vize Rainer Koch über Gladbachs Innenverteidiger Jannik Vestergaard bis hin zu der Erfurter Ultraszene mussten sich zahlreiche Protagonisten aus dem Fußballkosmos von Artikeln in der BILD distanzieren. Man wird das Gefühl nicht los, dass Julian Reichelt aktuell mal wieder in seinen persönlichen Kampf gegen Ultras zieht. Das Brecht-Zitat auf unserem Spruchband soll die Frage aufwerfen, ob Unwissenheit oder Bösartigkeit die Triebfeder einer solchen Kampagne sind“, heißt es in der Spruchbanderklärung des Commando Cannstatt.

Zudem kritisierte das Commando Cannstatt eine mögliche Öffentlichkeitsfahndung via Boulevardmedien, egal ob beim G20-Gipfel oder im Fußballstadion. Die Stuttgarter Ultras bezeichneten die „Wir helfen“-Kampagne der Bild-Zeitung zudem als „verlogenen, populistischen Müll“. Auch die Ultràgruppe Caillera von Werder Bremen äußerte sich zu den Themen Öffentlichkeitsfahndung und Flüchtlingskampagne der Bild: „Obwohl in einem Rechtsstaat allein Richter*innen zur öffentlichen Fahndung aufrufen dürfen, und nur die Polizei den Auftrag zur Fahndung erhält, präsentiert sich die Bild-Zeitung neuerdings als Retter und Helfer beider Institutionen. Abgesehen davon, dass das Verhalten der Zeitung vollkommen unrechtmäßig ist, scheint zu allem Überfluss korrekte Recherche bei der Bild-Zeitung zweitrangig zu sein. Vereine und die DFL stehen nun in der Pflicht, zu verhindern, dass ein Stadionbesuch allein reicht, um am nächsten Tag in der Bild-Zeitung am Pranger zu stehen. Um auf diese höchst beunruhigende Entwicklung hinzuweisen, haben wir uns entschieden, den Spieß mit unserem Transparent beim heutigen Spiel umzudrehen“, heißt es in der Spruchbanderklärung der Werder-Ultras.

Die Ultràgruppe Caillera von Werder Bremen zeigte am Samstag beim Heimspiel gegen Bayern München eine Aktion gegen die Bild-Zeitung und suchte symbolisch nach Bild-Online Chefredakteur Julian Reichelt, dem die Werder-Ultras Hetze vorwarfen. „Gesucht! Sachdienliche Hinweise bitte an die nächste Ultrà-Gruppierung“, stand auf einem Doppelhalter der Gruppe Caillera geschrieben, der im Stil einer Bild-Titelseite gestaltet war. „Wer kennt diesen BILD-Hetzer?“, „BILD: Wir helfen doch nicht! Erst das Image poliert nun wieder völlig ungeniert. Bild hetzt wieder gegen Geflüchtete! Mehr auf Seite 2“ und „Werder: Einfach geil!“, war dort ebenfalls zu lesen (Faszination Fankurve berichtete).

Der Unmut, den Ultràgruppen gegenüber der Bild-Zeitung zuletzt in den Stadien kund taten, blieb auch dem Bild-Reporter Peter Rossberg nicht verborgen. Via Facebook teilte Rossberg mit, dass er den Unmut in Teilen sogar verstehen könne, warf den Ultras aber vor, dass sie zwar differenziert wahrgenommen werden wollen, selbst aber undifferenzierte Urteil abgeben würden. Neben den Ultras von Werder Bremen und dem VfB Stuttgart übten in den letzten Wochen u.a. auch Ultràgruppen aus Fürth, Dresden, Erfurt, Nürnberg, Dortmund und Saarbrücken Kritik an der Bild-Zeitung, die sich zuletzt verstärkt mit dem Thema Ultras beschäftigte. (Faszination Fankurve, 30.08.2017)






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