02.05.2018 - 1. FC Köln

Ultras 1. FC Köln mit ausführlicher Antwort an den Verein


Mitte Februar 2018 veröffentlichte der 1. FC Köln einen seitenlangen offenen Brief zum Konflikt zwischen der Kölner Ultràszene und den Verantwortlichen beim 1. FC Köln (Faszination Fankurve berichtete). Heute haben die Wilde Horde und die Coliniacs eine ausführliche Antwort darauf publiziert.

Die Antwort auf den offenen Brief des 1. FC Köln, dessen Stil von den Ultras als wenig professionell kritisiert wird, haben die Wilde Horde und die Coloniacs nach eigenen Angaben erst jetzt veröffentlicht, da man eine Schlammschlacht in Zeiten, in denen die eigene Mannschaft noch um den Klassenerhalt kämpfte, verhindern wollte. Seit vergangenem Samstag steht der 1. FC Köln als erst Absteiger aus der Bundesliga fest und wenige Tage später haben die Ultras ihre ausführliche Antwort veröffentlicht.


Zuerst stellen die Ultras in ihrem Schreiben klar, dass es sich um ein Schreiben der Ultras 1. FC Köln und nicht um eine Stellungnahme des Südkurve 1. FC Köln e.V. handelt. Auch wenn die Ultràgruppen im Südkurve-Verbund Mitglied sind, sei dieses Papier das alleinige Werk der Ultras.

Weiter äußern die Kölner Ultras Kritik am aktuellen Vorstand des 1. FC Köln, der mit dem Anspruch angetreten sei, den Verein zu demokratisieren, davon aber mittlerweile abgerückt sei. So heißt es im Statement der Ultras 1. FC Köln: „Eine Zeit lang schien es so, als würde sich der 1. FC Köln – auch durch die Tätigkeit von Werner Spinner als Präsident – langfristig in der ersten Liga etablieren können, ohne die Eigenständigkeit und Authentizität eines Traditionsvereins zu verlieren. „Spürbar anders“, wenn man es dann so bezeichnen möchte. Doch das Bild wandelte sich mit der Zeit dahingehend, dass man ihm – gelinde gesagt – anmerkte, dass das mit den demokratischen Vereinsstrukturen doch eher ein lästiger Umstand zu sein scheint. Ob es öffentliche Belehrungen über Demokratie in China sind oder das permanente Untergraben einzelner Gremien wie etwa das Aufdiktieren des offenen Briefes an den Mitgliederrat. Da wirken Slogans wie 'Verein vereinen!' oder 'Zusammen fair bleiben' nur noch wie blanker Zynismus.“

Die Ultràgruppen des 1. FC Köln geben sich in dem Statement zudem selbstkritisch und erklären, dass man in Belgrad, wo Pyrotechnik in Richtung Spielfeld und Zuschauerbereiche abgeschossen wurde, Grenzen überschritten habe. Weiter erklären die Ultras im Rückblick auf die Saison 2017/2018: „Dass es bei Spielen auch mal Ärger geben kann, ist nicht auszuschließen. Wir haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass wir uns von niemandem ans Bein pinkeln lassen. Die Suggestion, wir würden uns in der eigenen Kurve benehmen wie die Axt im Walde und reihenweise Ordner und andere FC-Fans angreifen, ist allerdings schlichtweg aus der Luft gegriffen. Diese Aussagen dienen einzig und allein dem Zweck, Ressentiments uns gegenüber zu schüren und die Fangemeinschaft zu spalten. Dass der Vorstand im gleichen Atemzug darum bemüht ist, diese Spaltung allein uns in die Schuhe zu schieben, setzt dem Ganzen die Krone auf.“

In der Stellungnahme der Kölner Ultràgruppierungen werden zudem noch die Themen neu eingeführte Sektorentrennung, der Ordnungsdienst bei Heimspielen, das Thema Stadionverbote und die Choreoklausel, wegen der die Kölner Ultras seit Anfang 2017 keine Choreografien mehr bei Heimspielen durchführen, angesprochen. Diese Themen wurden auch schon im offenen Brief des Vereins angeführt.

Auch das Thema Dialog zwischen Ultras und dem Verein wird von den Ultras, die im Sommer 2017 die Gespräche mit dem Verein beendeten, angesprochen. In der von der Wilden Horde und den Coloniacs veröffentlichen Stellungnahme heißt es dazu: „Es ist auch in unseren Augen durchaus wünschenswert, dass man zu einer Vereinsführung ein gutes Verhältnis hat und im Dialog steht. Allerdings sollte dieser dann auch sinnvoll für alle Seiten sein. Mit Gestaltungsmöglichkeiten und kurzen Entscheidungswegen für gemeinsame Ziele. Wenn ein Dialog aber dauerhaft dazu missbraucht wird, hauptsächlich die persönlichen Eitelkeiten und die Öffentlichkeit zu befriedigen, sehen wir keinen Grund, uns an solchen Gesprächen zu beteiligen. Der offene Brief sei hier als aktuelles Beispiel zu nennen. In diesem Zusammenhang sehenmwir weniger den Dialog an sich, sondern vielmehr den aktuellen Vorstand des 1. FC Köln als gescheitert an.“


Die Schlussworte in der Stellungnahme zeigen, dass die Ultras in Köln sich einen neuen Vereinsvorstand wünschen, was sich seit einigen Wochen auch in „Vorstand raus“-Rufen bemerkbar macht. Potenzielle Nachfolger bringen die Ultras aber nicht ins Spiel und beenden ihr ausführliches Statement mit folgenden Worten: „Weder wollen wir eine Spaltung der Kurve noch nehmen wir uns wichtiger, als wir sind. Wir haben lediglich eine Meinung, die wir äußern und danach handeln. Das sollte nicht nur erlaubt sein sondern ist -in Zeiten in denen unsere Argumente von Vereinsfunktionären als „Verschwörungstheorien“ bezeichnet werden- dringend nötig! Wir sind uns ziemlich sicher, dass wir mit unserer Sicht der Dinge und der Art wie wir diese äußern nicht bei allen FC-Fans auf Gegenliebe stoßen. Wir sind uns allerdings genauso sicher, dass der aktuelle Vorstand der falsche für den 1. FC Köln ist.“ (Faszination Fankurve, 02.05.2018)

Hier gibt es das ausführliche Statement der Ultras 1. FC Köln auf der Webseite der Wilden Horde und der Coloniacs.
Hier gibt es den offenen Brief des 1. FC Köln vom Februar 2018.

Fanfotos 1. FC Köln




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