08.08.2019 - FC Schalke 04

Ultras Gelsenkirchen fordern „rote Karte“ für Tönnies


Nachdem der Aufsichtsratsvorsitzende des FC Schalke 04, Clemens Tönnies, beim Tag des Handwerks in Paderborn durch rassistische Aussagen aufgefallen ist und sein Amt deswegen für drei Monate ruhen lassen wird, haben sich gestern Abend die Ultras Gelsenkirchen zum Thema zu Wort gemeldet.

Die größte Ultràgruppe des FC Schalke 04 fordert, dass Tönnies die „rote Karte“ gezeigt bekommt. Der Ehrenrat des Vereins gab ihm lediglich die „gelbe Karte“. Nach Auffassung des Ehrenrates waren die Aussagen von Tönnies diskriminierend, nicht jedoch rassistisch.


Die Ultras Gelsenkirchen (UGE) sehen das anders: „Einmal mehr scheint eine einzige Person größer zu sein als unser ganzer Verein. Das Ergebnis des Ehrenrates ist für uns in keiner Art und Weise akzeptabel! Die jahrelange Antirassismusarbeit auf Schalke wird durch diese Entscheidung nicht nur mit Füßen getreten. Dieser Beschluss schädigt das Image unseres Vereins nachhaltig. Wie sollen wir Mitglieder in Zukunft bei ähnlichem Verhalten reagieren? Ist Wegsehen erwünscht? Ist einmal kein Mal und alles halb so wild? Wir fordern daher, Clemens Tönnies die oftmals symbolisierte und angesprochene 'Rote Karte' zu zeigen und, dass der Verein Schalke 04 seiner Verantwortung gerecht wird!“, heißt es dazu in der Stellungnahme der Ultràgruppe. Die Forderung der Ultras Gelsenkirchen kommt nicht von ungefähr, schließlich heißt es im Leitbild des Vereins: „Wir zeigen Rassismus die Rote Karte und setzen uns aktiv für Toleranz und Fairness ein.“

Weiter kritisieren die UGE die Entscheidung des Ehrenrates und vergleichen diese mit der Entscheidung des gleichen Gremiums, den Aufsichtsrat Dr. Horn wegen unsportlichen Verhaltens für ein Jahr zu suspendieren, weil dieser Tönnies zum Rücktritt bewegen wollte. Die UGE können nicht nachvollziehen, warum diese „Unsportlichkeit“ vom Ehrenrat härter sanktioniert wird, als die Aussagen von Tönnies, der beim Tag des Handwerks zum Thema Klimawandel davon sprach, dass man jährlich 20 Krafwerke in Afrika finanzieren solle, damit die Afrikaner aufhören würden, Bäume zu fällen und Kinder zu produzieren, wenn es dunkel ist:

„Die Aufgabe des Ehrenrates ist es laut Satzung, unter anderem tätig zu werden, wenn ihm grob unsportliches oder vereinsschädigendes Verhalten von Mitgliedern oder Organmitgliedern bekannt wird. Dass Clemens Tönnies Aussage rassistisch ist, ist unumstritten. Wie vereinsschädigend es gleichzeitig ist, zeigt das in diesem Fall völlig angebrachte Medienecho. Es ist das zweite Mal in der jüngeren Vergangenheit, dass der Ehrenrat im Fokus der Mitglieder und Medien steht. Zuletzt war es beim Aufsichtsrat Dr. Horn der Fall. Ihm wurde unsportliches Verhalten vorgeworfen, da er versucht haben soll, Clemens Tönnies zum Rücktritt zu bewegen. Der Ehrenrat suspendierte Dr. Horn daraufhin für zwölf Monate von seinem Amt. Für uns stellt sich hieraus natürlich die Frage, wo der Ehrenrat den Maßstab ansetzt. Inwiefern ist ein 'unsportliches Verhalten' also schlimmer zu werten als ein 'diskriminierendes'? Im Fall Clemens Tönnies begnügt sich der Ehrenrat jedenfalls mit der von Tönnies selbstauferlegten Sanktion, für drei Monate sein Amt ruhen zu lassen. Vergleicht man diese beiden Fälle und vor allem den immensen Imageverlust des FC Schalke 04 e.V., so wird das Verhalten des Ehrenrats zur Farce. An dieser Stelle muss man sich fragen, ob der Ehrenrat mit zweierlei Maß misst und inwiefern er unabhängig urteilen kann“, heißt es dazu in der Stellungnahme der UGE.

Das eindeutige Statement der UGE macht deutlich, dass das Thema Tönnies mit dem dreimonatigen Rückzug, den Tönnies selbst vorgeschlagen haben soll, auf Schalke noch nicht gegessen ist und mit weiteren Fanprotesten gegen den Aufsichtsratsvorsitzenden und den Ehrenrat zu rechnen ist, auch wenn Tönnies sein Amt für drei Monate ruhen lässt. (Faszination Fankurve, 08.08.2019)

Auch die Schalker Fan-Initiative hat sich zur Cause Tönnies zu Wort gemeldet:​

Fanfotos FC Schalke 04




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