21.02.2011 - TSV Alemannia Aachen

Ultras und Verein kritisieren Polizeieinsatz in Paderborn


Am vergangenen Samstag kam es in Paderborn zu einem umstrittenen Polizeieinsatz gegen Fans von Alemannia Aachen, da Zaunfahnen im Gästeblock an einer falschen Stelle hingen (Faszination Fankurve berichtete). Nun nahm sowohl der Verein Alemannia Aachen und die Aachen Ultras Stellung zu diesem Einsatz und kritisieren darin die Polizei.

Faszination Fankurve dokumentiert beide Stellungnahmen:

Stellungnahme der Aachen Ultras:

Aufgrund der Vorkommnisse am Rande der Fußballpartie SC Paderborn 07 gegen TSV Alemannia Aachen am Samstag, den 19.02.2011, nehmen wir wie folgt Stellung:

In der 35. Spielminute kam es im Gästebereich zu einem überharten und für uns unverhältnismäßigen Eingriff der Bielefelder Polizeikräfte auf Personen unserer Gruppe, sowie weitere Aachener Fußballfans. Auslöser des Einsatzes von Pfefferspray, waren zwei, an einem Wellenbrecher befestigte Fahnen. Die Fahnen wurden dort etwa 30 Minuten vor dem Spiel befestigt, da wir diesen Standort als optimaler betrachteten, als direkt an der Betonbrüstung. Dies wurde sowohl mit dem heimischen Sicherheitsdienst, als auch mit dem mitgereisten Ordnungspersonal der Alemannia so abgestimmt. Zusätzlich wurden vor der Zaunfahne einige Ordner positioniert, um bei nicht vertretbarem Handeln eingreifen zu können. So wurde den Anweisungen des Ordnungsdienstes Genüge getan und das "Problem" schien behoben.

Gegen Mitte der ersten Halbzeit sammelten sich ca. 50 Polizeibeamte unter der Gästetribüne und zogen ihre Helme auf. Ein erster Versuch, den Gästeblock über die Mitteltreppe zu betreten, schlug fehl. Einige Minuten später stürmten etwa 25 Polizeikräfte mit Pfefferspray im Anschlag den äußeren Treppenaufgang zu Block E, während auf der anderen Seite gerade zwei Beamte mit einem Mitglied der Gruppe nach einem Lösungsansatz des Fahnenproblems suchten. Ohne Worte aber zielgerichtet rannten die Uniformierten auf unsere Gruppe zu und versuchten die Fahnen zu erreichen. Die Personen, die nicht direkt auswichen bzw. ausweichen konnten, wurden teilweise mit Körpergewalt attackiert oder bekamen die ersten Ladungen Pfefferspray ab. Das verbale Einwirken der Aachener Fanbeauftragten, sowie der Fanprojektleiterin, fand zu keinem Zeitpunkt Gehör. Das brutale Vorgehen der Polizeibeamten konnte somit nicht verhindert werden und es eskalierte zunehmend.

Die Personen, die versuchten das Hab und Gut, in diesem Falle die aufgehängten Fahnen, Schwenkfahnen und Trommeln, in Sicherheit zu bringen, wurden daraufhin mit weiteren Sprühangriffen traktiert.

Zu keiner Zeit kam es seitens unserer Gruppe zu körperlichen Übergriffen auf Polizeibeamte bzw. Ordnungskräfte. Nicht in dieser Situation und auch nicht im Vorfeld. Nach einigen Minuten beruhigte sich die Lage und die Uniformierten traten ohne Errungenschaft den Rückzug an.

Was blieb? Zu diesem Zeitpunkt mindestens 13 Verletzte, wovon 4 Personen in ein nahe gelegenes Krankenhaus zur weiteren Behandlung eingeliefert wurden. Ein völliges Durcheinander im Gästeblock. Angstzustände und Kopfschütteln waren vielerorts zu erkennen. Die Versorgung der Verletzten stand nun im Vordergrund. Das Geschehene muss nun verarbeitet werden und vor allem muss es aufbereitet werden, denn so kann es nicht hingenommen werden. Es stehen in der nächsten Zeit einige ereignisreiche Wochen an, damit dieser abscheuliche Polizeieinsatz gerügt wird.

Höhepunkt des in unseren Augen desaströsen Tages, war die Spalierbildung der gleichen Polizeibeamten am Stadionausgang nach Spielende. Dieses Mal ohne Helm aber dafür mit Fotos in den Händen. Einer Person droht aufgrund des Vorfalles während des Spiels nun eine Anzeige wegen Beleidigung.

Wir hoffen nun, dass alle Beteiligten zudem stehen, was sie uns unmittelbar nach dem Spiel zugesichert haben und hoffen auf Gerechtigkeit.

Abschließend wollen wir uns, auch im Namen unserer Verletzten, an dieser Stelle bei folgenden Personen und Institutionen für die Hilfsbereitschaft und die Unterstützung in den letzten 30 Stunden bedanken:

Den Fanbeauftragten Lutz van Hasselt und Robert Jacobs, dem Fanprojekt Aachen, dem IG-Vertreter Stephan Braun, den Sanitätern für die Erstversorgung der Verletzten, dem Krankenhaus St. Johannisstift Paderborn, dem Ordnungspersonal sowie dem Fanbeauftragtem des SC Paderborn, dem Ordnungspersonal der Alemannia, dem Alemannia Pressesprecher Thorsten Pracht, der Catering Firma im Gästebereich, dem Busunternehmen Schumacher, und vor allem allen Alemanniafans die die Verletzten versorgt haben und uns in den letzten Stunden so viel Zuspruch zugesichert haben.

Stellungnahme von Alemannia Aachen:

Völliges Unverständnis über Polizeieinsatz

Wegen zweier Fahnen werden Fans in Paderborn mit Pfefferspray verletzt

Am Ende der ersten Halbzeit des Spiels der Alemannia beim SC Paderborn kam es am Samstag zu einem massiven Polizeieinsatz im Aachener Fan-Block. Anlass für diesen waren zwei Fahnen, die aus Sicht der Polizei an einer nicht zulässigen Stelle aufgehängt waren.

Bei dem massiven Einsatz wurden Pfefferspray und Schlagstöcke eingesetzt. Mehrere Aachener Fans mussten wegen Augenreizungen anschließend im Krankenhaus behandelt werden. Zu den Verletzten zählen auch Kinder und Jugendliche. „Während unserer Bemühungen, mit dem umsichtigen Paderborner Ordnungsdienst eine Lösung zu finden, begann die Polizei mit einem aggressiven Einsatz“, berichtet Lutz van Hasselt, Fanbeauftragter der Alemannia. Dabei sei von Seiten der Polizei weder ein Austausch mit den beiden Aachener Fanbeauftragten noch dem Fanprojekt gesucht worden, die allesamt vor Ort waren. Auch die mitgereisten szenekundigen Beamten aus Aachen zeigten Unverständnis für den Einsatz und kündigten einen eigenen Bericht zu den Geschehnissen an.

Alemannia-Geschäftsführer Frithjof Kraemer wurde im Stadion Augenzeuge der Geschehnisse. „Von Seiten des Vereins halte ich einen Einsatz mit solch drastischen Mitteln gegen unsere friedlichen Fans für völlig unverständlich. Es lag keine Straftat vor, sowohl unsere Fanbeauftragten als auch das Fanprojekt hätten zur Deeskalation beitragen können. Ich kann nur hoffen, dass unsere verletzten Fans bald wieder wohlauf sind“, erklärte Kraemer.

Hier geht es zu allen Fotos des Spiels und des Polizeieinsatzes

Fanfotos TSV Alemannia Aachen




Weitere News:
24.07.2021: Heimat der Alemannia-Fans in Werner Fuchs Tribüne umbenannt
10.07.2021: „Vorwand für die Erreichung englischer Verhältnisse“
02.07.2021: Video-Rückblick der Yellow Connection zur Saison 2020/2021
20.12.2020: Impressionen der Yellow Connection zu 120 Jahren Alemannia
17.12.2020: Pyro & Feuerwerk zu 120 Jahren Alemannia Aachen

Alle 143 News anzeigen