21.02.2019 - Eintracht Frankfurt

Umstrittener Polizeieinsatz: Choreografie abgesagt


Vor dem heutigen Rückspiel im Sechzehntelfinale der Europa League von Eintracht Frankfurt gegen Shakhtar Donetsk sollte im Waldstadion eigentlich wieder eine große Choreografie zu sehen sein. Doch nach einem umstrittenen Polizeieinsatz gegen 17:30 Uhr sagten die Ultras Frankfurt die Choreografie kurzfristig ab.


Videos zeigen, wie Polizisten ein großes Spruchband vor der Nordwestkurve beschlagnahmten und wegbrachten, woraufhin es zu Tumulten zwischen Eintracht-Fans und der Polizei gekommen sein soll. In den sozialen Medien werfen Eintracht-Fans der Polizei vor, zuerst einzelne Eintracht-Fans angegangen zu haben, wodurch die Lage eskaliert sein soll. „Eben haben wir vor der Nordwestkurve ein großes Banner, mit mutmaßlich beleidigendem Inhalt, sichergestellt. Hierbei kam es zu körperlichen Übergriffen von Problemfans gegenüber unseren Kollegen“, begründet die Polizei Frankfurt das umstrittene Vorgehen der Beamten, die mit ihrem Einsatz offenbar eine Eskalation der Lage in Kauf nahmen.


Die Polizei Frankfurt glaubt, dass sich das Spruchband gegen den hessischen Innenminister Peter Beuth richtete. Der CDU-Politiker forderte zuletzt Haftstrafen für Pyrozünder und zog somit die Kritik der Nordwestkurve Frankfurt auf sich (Faszination Fankurve berichtete). Auch die Schließung des Containers der Ultras Frankfurt wurde von den SGE-Fans in Verbindung zum Konflikt mit dem Innenminister gebracht. Zum Inhalt des Spruchbands heißt es von der Polizei Frankfurt: „Das sichergestellte Banner hatte einen Wortlaut auf unterstem, beleidigendem Niveau, das wir hier nicht wiedergeben wollen.“ Die Vorsitzende des Eintracht Frankfurt Fanclubverbands, Ina Kobuschinski, widersprach im Interview mit Hessenschau.de den Darstellungen der Polizei Frankfurt. Ihrer Meinung nach war das beschlagnahmte Plakat, das sich gegen Innenminister Beuth richtete, nicht beleidigend. „Beuth, der Ficker fickt zurück!“, soll auf dem beschlagnahmten Plakat gestanden haben. Das Spruchband soll eine spontane Reaktion auf Kontrollen gewesen sein.

Schon Stunden vor Anpfiff soll es zu Kontrollen gekommen sein, weil die Polizei beim heutigen Spiel Pyroaktionen befürchtete, nachdem Eintracht-Präsident Fischer gestern erklärte, „das Stadion muss brennen!“, was er jedoch nur auf die Stimmung bezogen meinte (Faszination Fankurve berichtete). Durch diese Kontrolle, bei der auch Pyrospürhunde eingesetzt worden sein sollen, verzögerte sich der Aufbau der Choreografie. Bei diesen Kontrollen soll auch ein Fahnenraum kontrolliert worden sein. Die Polizei Frankfurt bestätigte, dass bei den Kontrollen keinerlei Pyrotechnik gefunden wurde: „Unabhängig davon wie es gemeint war, musste in Verbindung mit dem zum Teil massiven Abbrennen von Pyrotechnik an vorangegangenen Spielen davon ausgegangen werden, dass Besucher des Spiels sich insbesondere für diese Begegnung dazu aufgerufen fühlen könnten, Pyrotechnik mitzubringen und abzubrennen. Zum Schutz der Veranstaltung wurden daraufhin mit Sprengstoffspürhunden eine Absuche des Unterrangs der Nord-West-Kurve und den dazugehörenden Toiletten durchgeführt. Ferner wurde auf Grundlage eines Durchsuchungsbeschlusses des Amtsgerichts Frankfurts ein Raum, der zur Aufbewahrung von Choreographie-Gegenständen dient, nach Pyrotechnik durchsucht. Dies geschah im Beisein des Veranstalters. Im Ergebnis wurden keine verbotenen Gegenstände aufgefunden.“ Die Choreografie sollte eigentlich das gesamte Waldstadion bedecken. Doch dazu kam es nicht.

Frankfurter Ultras räumten im Anschluss an die umstrittene Polizeiaktion die im Waldstadion verteilten Fähnchen wieder weg. Wegen des Polizeieinsatzes wurde die Choreografie von den Frankfurter Ultras somit abgesagt. „Als Reaktion auf die Sicherstellung eines strafrechtlich relevanten Banners begannen Fans der SGE eigenständig und ohne unsere Veranlassung das gesamte Choreo-Material abzureißen und in den Innenraum zu werfen“, will die Polizei Frankfurt damit nix zu tun haben. Das sehen die Eintracht-Fans aber anders. Während des Spiels waren wegen des umstrittenen Polizeieinsatzes deutlich „All Cops Are Bastards – ACAB“-Rufe zu hören. Zudem wurde mit T-Shirts eine „Fick dich Beuth“-Botschaft in der Nordwestkurve dargestellt.


Im Vorfeld des Spiels, das Eintracht Frankfurt vor 47.000 Zuschauern im ausverkauften Waldstadion deutlich mit 4:1 gewinnen konnte, soll es am Mittag gegen 13:00 Uhr laut Polizeiangaben zu einem Übergriff von etwa 15 Unbekannten auf Gästefans in der Schweizer Straße gekommen sein. Ein Shakhtar Donetsk-Fan soll dabei durch einen Schlag so verletzt worden sein, dass er ins Krankenhaus musste. Die Eintracht zog durch den deutlichen Heimsieg ins Achtelfinale der Europa League ein. (Faszination Fankurve, 21.02.2019)

Update: Mittlerweile haben die Ultras Frankfurt Stellung zu den Vorfällen genommen. Hier mehr dazu lesen.


Fanfotos Eintracht Frankfurt




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