31.10.2019 - Werder Bremen

Umstrittener Polizeieinsatz wegen Plakaten im Weserstadion


Zu Beginn des gestrigen Pokalspiels zwischen dem SV Werder Bremen und dem 1. FC Heidenheim wurden vom Ordnungsdienst mit Unterstützung der Polizei gewaltsam zwei Banner entfernt, auf denen „Immobilienhaie - Vorsicht bissig“ und „Für immer Weserstadion“ geschrieben stand.

Während Werder Bremen und die Polizei erklären, dass diese Banner lediglich für den Bereich der Ostkurve genehmigt gewesen seien, jedoch außerhalb davon hingen, erklärte die Grün-Weiße Hilfe, dass die Banner noch innerhalb der Ostkurve und damit im genehmigten Bereich platziert wurden.


„Ziel des Einsatzes waren zwei Spruchbänder, die vorab für das Aufhängen in der Ostkurve angemeldet und genehmigt waren. Sie wurden an beiden Enden der Ostkurve aufgehangen, genauer gesagt über den Blöcken 142 und 122 bzw. unter den Blöcken 1 und 53. All diese Blöcke zählten laut Stadionplan eindeutig zur Ostkurve. Vor diesem Hintergrund ist bereits unverständlich, warum die Banner entfernt wurden. Entgegen der Darstellung von Polizei und SV Werder kam es nach unseren Informationen zu keinen körperlichen Angriffen gegen Polizei- oder Ordnungskräfte. Vielmehr wurden einzelne Werder-Fans bei dem Einsatz verletzt und befinden sich teilweise in ärztlicher Behandlung. Wir rufen alle Fans, die das zweifelhafte Agieren der „Sicherheits-“Kräfte beobachtet oder gar dokumentiert haben, dazu auf, sich bei uns zu melden. Wir werden ggf. auf Grundlage dieser Informationen in den kommenden Tagen ausführlicher Stellung nehmen. Unabhängig von der Frage, ob die Banner an der korrekten Stelle hingen, ist keinerlei Grundlage für den Einsatz der Polizei erkennbar. Es ist keine polizeiliche Aufgabe, das Hausrecht des Vereins oder gar die Interessen eines Stadionsponsors durchzusetzen. Die Reaktion unseren Vereins, der das Vorgehen der Polizei auf Twitter rechtfertigt, ist daher sehr enttäuschend“, heißt es dazu in der Stellungnahme der Grün-Weißen Hilfe zu gestern.


Werder Bremen teilte schon am gestrigen Abend während des Spiels über den Kurznachrichtendienst Twitter mit: „Ein genehmigtes Banner wurde heute entgegen der Absprachen an einem nicht genehmigten Ort aufgehangen. Ordner wollten es entfernen und wurden von Werder-Fans attackiert. Ebenso unbeteiligte Besucher. Die Polizei ist daher eingeschritten und hat das Banner entfernt. Wegen dieses Einsatzes kam es zum Boykott von Ultragruppen und zum Teil zum Verlassen des Stadions. Der SV Werder wird die Vorfälle während des Spiels in den kommenden Tagen aufarbeiten. Wir arbeiten daran, dass es zu solchen Szenen nicht mehr kommt. Wir hoffen, dass niemand zu Schaden gekommen ist.“ Die Polizei Bremen meldete sich im Nachgang des Pokalspiels zu Wort und erklärte: „Kurz nach Beginn der ersten Spielhälfte wurde der Ordnungsdienst im Stadion bei dem Versuch ein Banner zu entfernen, bedroht und körperlich angegriffen. Laut Auskunft des Veranstalters handelte es sich um ein genehmigtes Banner, dass an einem nicht genehmigten Ort aufgehängt wurde. Einsatzkräfte, die den Ordnern zu Hilfe kamen, wurden durch Tritte und Schläge ebenfalls angegriffen. Ein Polizist wurde dabei leicht verletzt. Das Transparent wurde im Anschluss durch die Polizei an den Veranstalter übergeben. Die Polizei Bremen fertigt entsprechende Strafanzeigen. Die weiteren Ermittlungen dauern an.“


Der SV Werder Bremen hatte das Namensrecht des Weserstadions in der Sommerpause verkauft. Der Vertrag läuft über zehn Jahre. In den kommenden zehn Spielzeiten wird der SV Werder Bremen offiziell im „Wohninvest Weserstadion“ spielen. Dafür zahlt das Unternehmen Wohninvest Holding GmbH aus Baden-Württemberg pro Saison drei Millionen Euro. In der Fan- und Ultraszene von Werder Bremen wurden wegen des Namensverkaufs bereits zahlreiche Protestaktionen, wie eine Demonstration und ein Aktionsspieltag durchgeführt. Beim Pokalspiel gegen Atals Delmenhorst sowie kurze Zeit auch beim Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf hing das „Immobilienhaie - Vorsicht bissig“-Spruchband bereits über der Wohninvest-Loge. Gestern wurde das Banner dann gewaltsam entfernt, was letztlich zur Eskalation der Situation geführt hat. Bei Spielen im DFB-Pokal werden die eigentlichen Werbebanden zwischen Ober- und Unterrang im Weserstadion neutralisiert. Statt der Sponsoren sind dort dann Folien angebracht, die anders als im Ligabetrieb mit Zaunfahnen überhangen werden dürfen.

Nach dem umstrittenen Polizeieinsatz haben die Ultras von Werder Bremen gestern die Ostkurve aus Protest verlassen. Es gab deshalb dort keinen organisierten Support mehr. SVW-Fans, die die Ultras teilweise generell kritisch sehen und sich teils eigentlich nicht am Support beteiligen, versuchten anschließend für Stimmung zu sorgen. Die Werder-Ultras gingen über den Innenraum hinaus aus der Ostkurve. Vor allem von Werder-Fans im Oberrang wurden dabei höhnische „Auf Wiedersehen“-Gesänge in Richtung der eigenen Ultras angestimmt. Die Fanszene des 1. FC Heidenheim solidarisierte sich mit den Werder-Ultras und stellte den organisierten Support ebenfalls ein. Werder Bremen gewann das Heimspiel gegen Heidenheim am gestrigen Abend vor 38.663 Zuschauern im Weserstadion mit 4:1. (Faszination Fankurve, 31.10.2019)

Fanfotos Werder Bremen




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