Verbannt und abgeschoben

Wie Faszination Fankurve vor Kurzem berichtete geht die Ultràbewegung in Italien am Stock. Immer härtere Gesetze und zunehmende Repressionen lassen Jahrzehnte alte Gruppen in Rauch aufgehen. Ein Urteil in Bergamo setzte aber einen neuen Höhepunkt beim Kampf gegen Ultras.

Die Curva Nord von Atalanta Bergamo ist eine altgediente und ehrenvolle Kurve im italienischen Fußball. Schon oft war sie auch im medialen Interesse, beispielsweise nach dem Tod von Gabriele Sandri, also die Kurve einen Spielabbruch herbeiführte, oder als sie 2009 als eine der ersten Szenen zum Stimmungsboykott aufgrund der Fankarte aufriefen.

Am vergangenem Montag wurde nun fünf namhaften Mitgliedern der Curva Nord der Prozess gemacht. Ihnen wurde unter Anderem vorgeworfen bei den gewalttätigen Vorfällen rund um die Partie Atalanta gegen Catania im September 2009 beteiligt gewesen zu sein, den Protest gegen den Polizeidirektor Matteo Turillo am 19. Januar 2010 organisiert zu haben und das „Bergehm Fest“ mutwillig gestört zu haben.

Am 25. August 2010 kam es am Rande des „Berghem Fest“ bei einer Rede des Innenminister Maroni zu Protesten der Bergamaschi, die von gewalttätigen Auseinandersetzungen begleitet wurden. Die Bergamo-Anhänger wollten gegen die Einführung der Fankarte demonstrieren. Italienischen Medienberichten zufolge wurden damals mehrere Polizisten bei den Protesten verletzt und zahlreiche Polizeiautos gingen in Flamen auf.

Insgesamt wurden gegen mehr als 100 Fans ermittelt. Etwa 40 aus Bergamo und 60 aus Catania. Bei 35 der mehr als 100 Verdächtigen kam es zusätzlich zu Hausdurchsuchungen. Die Polizei präsentierte der italienischen Presse nach den Durchsuchungen sicher gestellte Baseballschläger, pyrotechnische Gegenstände, Computer, Teleskop-Schlagstöcke, mit Schrauben verstärkte Gürtel und eine gestohlene Zaunfahne aus Palermo.

Letztendlich wurde aber nur Anklage gegen fünf Mitglieder der Curva Nord erhoben. Allesamt sind es führende Köpfe der Gruppe, berichtet unter Anderem das Giornale di Bergamo. Am Montag fiel nun der Richterspruch. Zwei der fünf Angeklagten müssen sich ab sofort drei Mal pro Woche auf der örtlichen Polizeistelle melden. Zwei Personen konnte der Richter keine Schuld nachweisen. Nur bei einer Person, der wahrscheinlich bekanntesten der Curva Nord, Bocia, wurde härter durchgegriffen. Mit sofortiger Wirkung darf Bocia nicht mehr in der Provinz Bergamo leben. Eine bis dato auch in Italien noch nicht ausgesprochene Strafe gegen einen Fan. Nichts desto trotz folgte der Richter aber nicht dem Antrag der Staatsanwaltschaft, welcher für mehrjährige Haftstrafen gegen die Angeklagten plädierte, da sich zu einer kriminellen Vereinigung zusammenschlossen. Der Richter ließ in der italienischen Presse verlauten, dass es keinerlei Beweise für eine solche Anschuldigung gäbe. (Faszination Fankurve, 10.02.2011)