10.09.2012 - SC Freiburg

Vereinsausschluss bei Stadionverbot


Die Supporters Crew Freiburg kritisiert in einer Stellungnahme den eigenen Verein, der nach Informationen der Crew Vereinsmitglieder, die mit einem Stadionverbot belegt sind aus dem Verein ausschließe. Die Crew tadelt dieses Vorgehen, da Stadionverbote bereits bei Einleitung eines Ermittlungsverfahren ausgesprochen werden und eine Verurteilung nicht notwendig ist.

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme der Supporters Crew Freiburg:

SC Freiburg e.V. setzt zukünftig auf Vereinsausschlüsse

Seit vergangenen Samstag ist es offiziell: der SC Freiburg e.V. setzt als Erweiterung der bundesweiten Stadionverbote auf Vereinsausschlüsse.

Hört sich zunächst ja auch nach einer logischen Schlussfolgerung an: Wer Stadionverbot bekommen hat, muss auch eine Straftat begangen haben und daher kann ein Ausschluss aus dem Verein nur die logische Konsequenz sein. Undifferenziert betrachtet jedenfalls.

Differenzierter betrachtet sieht das Prozedere wie folgt aus: Stadionverbot wird bei Einleitung eines Ermittlungsverfahrens ausgesprochen. Ein Ermittlungsverfahren wird dann eingeleitet, wenn es sein kann, dass die betroffene Person eine Straftat begangen hat. Während eines Ermittlungsverfahrens und dem eventuell darauf folgendem Gerichtsverfahren wird geklärt, ob die betroffene Person tatsächlich eine Straftat begangen hat oder nicht. Daher kommt auch die Bezeichnung „Stadionverbot auf Verdacht“. Es kann bis zu einem Jahr oder länger dauern, bis der betroffenen Person die vorgeworfene Straftat tatsächlich nachgewiesen wurde, oder sie eben freigesprochen wird, weil sich der Verdacht nicht bestätigt hat. Diese Vorgehensweise ist immer wieder in die Kritik geraten – nicht nur innerhalb der Fanszenen, sondern auch bei vielen anderen Größen (Fanforscher, Fanprojekte, Medien wie z.B. Der Spiegel, teils aber auch bei Vereinsrepräsentanten). Da die Stadionverbotsrichtlinien aber vom DFB bundesweit einheitlich verabschiedet worden sind und alle Vereine diese offiziell mittragen müssen, gibt es kaum Handlungsspielräume.

Nun ist der SC Freiburg einen Schritt weiter gegangen: er greift diese zwar legitime, aber moralisch und vom Gerechtigkeitsgefühl her fragliche Vorgehensweise auf, um Mitglieder aus dem Verein auszuschließen. Ohne genauere Betrachtung des Falls. Es wird auch kein vorheriges Anhörungsrecht eingeräumt (wie es bei Stadionverboten zumindest möglich ist), dem ausgeschlossenen Mitglied steht nur noch die Möglichkeit zu, innerhalb von 10 Tagen Beschwerde beim Ältestenrat einzureichen.

Wer beim SC Freiburg Mitglied ist, weiß, dass dies kaum nennenswerte persönliche Vorteile bringt. Seit einiger Zeit wurde das Vorverkaufsrecht für Topspiele eingeführt – aber auch das ist wenig interessant, wenn man sowieso eine Dauerkarte besitzt (und wenn man Stadionverbot hat noch weniger). So sind die Meisten Mitglied im Verein, weil sie den Verein über den Spieltag hinaus unterstützen, aber auch kritisch begleiten und mit der Mitgliedschaft ihre Verbundenheit zum Sportclub zum Ausdruck bringen möchten. Zudem wird durch die Mitgliedsbeiträge, die nur für den gemeinnützigen Teil des SC Freiburg e.V. eingesetzt werden dürfen, auch ein Beitrag zur Förderung der Jugend geleistet.

Es stellt sich die Frage, was sich der SC Freiburg davon erhofft, wenn er (bei einem Mitgliederstand von derzeit 4500, vor einem Jahr waren es noch ca. 2500) diese Mitglieder ausschließt. Das Stigmata des Verbrechers wird über das Stadionverbot hinaus weiter verfestigt, die positive Bindung an den Verein wird von Vereinsseite abgelehnt.

Wir sind der Meinung, dass es mit Sicherheit Einzelfälle gibt, bei denen ein Ausschluss berechtigt ist. Doch wie so oft in der Fußballwelt zitiert, sollte der Einzelfall betrachtet werden. Denn genau so, wie es berechtigt sein kann, kann es auch unberechtigt sein. Und eine Beschwerdemöglichkeit nach dem Ausschluss aus dem Verein gibt der betroffenen Person nicht gerade das Gefühl, dass sie tatsächlich noch Möglichkeiten hat, ihre Situation darzustellen und so den Verein davon zu überzeugen, dass ein Ausschluss nicht gerechtfertigt ist.

So stellen wir uns entschlossen dieser Vorgehensweise des Vereins SC Freiburg entgegen und hoffen, vielleicht auch durch diese Mitteilung darauf hinwirken zu können, dass der SC nicht weiterhin einen Weg des Aktionismus und des unreflektierten Ausschlusses verfolgt, sondern in Zukunft auf den Weg des „etwas anderen Vereins“ zurückkehrt: positiv, ein bisschen anders als die anderen und vor allem persönlich.

Supporters Crew Freiburg e.V.

Fanfotos SC Freiburg




Weitere News:
17.11.2021: Maskenpflicht: Keine organisierte Stimmung der SCF-Ultras
06.11.2021: SCF-Fans mit lautstarker Stimmung im DFB-Pokal der Frauen
26.10.2021: Corrillo Ultras, IWF12 & Synthesia Ultras zurück im Stadion
09.10.2021: „Das hat mit Fußball nichts zu tun!“
07.10.2021: Stadioneröffnung in Freiburg: Wegweiser ohne Sponsorenname

Alle 226 News anzeigen