19.10.2012 - Hamburger SV

„ViaNOgo“: HSV-Fans gegen neuen Ticketpartner


Die Fanszene vom Hamburger SV spracht sich auf der Mitgliederversammlung des HSV gegen Viagogo, den neuen Partner des HSV aus. Bei Viagogo können Eintrittskarten zu überhöhten Preisen angeboten werden. Gegen einen Viagogo-Konkurrenten ging der HSV noch gerichtlich vor.

Faszination Fankurve dokumentiert die Mitteilung der Chosen Few vom 11.10.2012:

Ticketbeschiss: Der HSV mischt kräftig mit – und verrät dabei seine Ideale

Es gab Zeiten, als sich beim HSV so ziemlich jeder Offizielle über den sogenannten Zweitmarkt, im Volksmund auch einfach Schwarzmarkt genannt, echauffierte. Über Gestalten, die am Stellinger Bahnhof HSV-Tickets zu überhöhten Preisen anboten, während einige ihnen „absolut unbekannte Personen“ zwei Meter weiter Tickets suchten, genauso wie über Leute, die ihre Karten bei eBay vertickten, weil sie angeblich „kurzfristig arbeiten“ mussten, oder eben Ticketplattformen wie Seatwave und Viagogo.

Irgendwann war dann das Fass durch dreiste Kartenabzocker zum Überlaufen gebracht worden. Das Ticketing des HSV ging rigoros vor. Es gab neben Razzien an den neuralgischen Punkten im Volkspark zahlreiche Verfahren gegen eBay-Händler. Und man legte sich mit Seatwave an, einer Online-Plattform, auf der sich Privatleute die Taschen voll machen können mit dem Verkauf von Tickets. Und die sich selber die Taschen voll macht, indem sie auf Kauf und Verkauf Gebühren berechnet. Da konnte es – wie auch bei Viagogo – vorkommen, dass Tickets zu Hunderten, ja sogar zu Tausenden Euros den Besitzer wechselten. Nur ob man damit ins Stadion kam, das war ungewiss. Im Fall des HSV eben nicht, denn der sperrte die Karten und zog gegen Seatwave vor Gericht. Das fanden alle gut. Fans, Offizielle und auch solche, die erst noch Offizielle werden sollten. Kein Wunder, schert sich ein Unternehmen wie Seatwave doch kein Stück um Moral, sondern befeuert den Schwarzmarkt und bietet die Möglichkeit Unsummen mit Tickets zu machen, die am Ende vielleicht nicht einmal gültig sind. Vor Gericht zu ziehen brachte dem HSV außerdem das Image des Kämpfers für das Recht, denn neben der Tatsache, dass man sich von Schwarzhändlern nicht auf der Nase herumtanzen lassen wollte, wollte man auch die Fans vor Abzocke schützen.

Die Bundesligavereine schauten interessiert nach Hamburg, wo der HSV nebenbei auch immer wieder betonte, dass man jungen Fans das Stadionerlebnis ermöglichen wolle, um sie an den Verein zu binden. Daher wurden zum Beispiel ausgelaufene Dauerkarten im Stehplatzbereich nicht verlängert, nein, man gab die frei gewordenen Plätze in den Einzelverkauf. Nun mag jeder für sich entscheiden, ob ein Stehplatz für knappe 20 Euro sozialverträglich ist, also einkommensarmen Klassen gerecht wird. Wir sehen das nicht so und fordern weiterhin eine Senkung der Ticketpreise. Trotzdem ist es immerhin löblich auch in der am wenigsten teuren Kategorie ein paar Plätze frei zu halten. Doch das ist mittlerweile, seit nämlich Joachim Hilke Marketingchef ist, vorbei.

Warum? Weil Hilke einen „Pakt mit dem Teufel“ eingegangen ist, namentlich dem Seatwave-Konkurrenten Viagogo. Damit konterkariert Hilke nicht nur die immer noch aktuellen Bemühungen des HSV gegen Seatwave einen gerichtlichen Erfolg zu erzielen, schließlich dürften die HSV-Anwälte wohl kaum noch ein Argument gegen Seatwave haben, wenn man die gleichen unmoralischen Praktiken nun offiziell dem „Partner“ Viagogo zugesteht. Nein, Hilke transformiert per Vorstandsbeschluss den Vorreiter im Kampf gegen den Schwarzhandel zum Profiteur desselben! Eine Tatsache, die bereits sprachlos macht, denn damit eröffnet er Personen die Möglichkeit, sich an der Ticketnotlage von Fans zu bereichern. “Wir garantieren, dass HSV-Heimspielkarten maximal mit einem Gewinn von bis zu 100 Prozent verkauft werden“, verkündete Steve Roest, der Deutschland-Chef von Viagogo im Hamburger Abendblatt vom 9. Oktober 2012. Eine Aussage, die einem die Zornesröte ins Gesicht treiben muss. Denn nicht nur, dass dies für Privatpersonen gilt, die sich nun nach Herzenslust bereichern können, nein, es geht auch um ein Ticketkontingent, das der HSV Viagogo in den kommenden Jahren zu jedem Spiel von vornherein zur Verfügung stellen will. Gerüchten zufolge im niedrigen vierstelligen Bereich, angeblich 1500 Karten pro Heimspiel. Hierzu gehören, wie ein Blick auf das Angebot des Händlers zeigt, auch die „günstigen“ Stehplatzkarten. Von Tickets für finanziell schwächer gestellte Personen kann also längst keine Rede mehr sein, denn zum Beispiel für das Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg kann man bei Viagogo Stehplatzkarten in 25a für 30 Euro beziehen, was – natürlich vor Einberechnung der obszönen Gebühren, die das Unternehmen verlangt – genau das Doppelte dessen ist, was die Tickets im freien Verkauf kosten würden.

Moment mal… Wolfsburg? Ein Blick auf den Ticketshop des HSV bedeutet uns doch, dass der Mitgliederverkauf noch nicht einmal begonnen hat! Korrekt, liebe Freunde. Der HSV profitiert ganz offensichtlich selbst davon, die Preise bis auf das Doppelte des offiziellen Verkaufspreises zu erhöhen! Der Verein spielt an der Preisschraube, und das vor dem Hintergrund der gerade erst erfolgten „Kein Zwanni“-Proteste sowie der vollmundigen Ankündigung sich diesbezüglich mit besagter Initiative zu Gesprächen treffen zu wollen! Damit nicht genug: Ein jeder hat also die Möglichkeit zu überteuerten Preisen Eintrittskarten zu erwerben, obwohl noch nicht einmal der Mitgliedervorverkauf begonnen hat, der ja als Vorteil einer HSV-Mitgliedschaft angepriesen wird.

Mit „ein jeder“ sind übrigens auch Anhänger der Gastmannschaft gemeint, die sich nun ohne Probleme, wenn auch zu Hammerpreisen, mit Karten auch für den Heimbereich eindecken können. Wohin das führt, sah man kürzlich in Nürnberg, als es im Heimbereich zu Schlägereien mit Frankfurter Anhängern kam, die sich mit Karten für den dortigen Block eingedeckt hatten. Auch über Viagogo wäre dies möglich. Interessant also, wie man zu Gunsten des Geldes die Sicherheit einfach Sicherheit sein lässt. Doch das nur am Rande, denn am Ende ist es das unmoralische Verhalten des Vorstandes, das Ignorieren der sozialen Verantwortung, die unser Verein inne hat, was uns wütend macht! Das alles für einen Betrag im angeblich mittleren sechsstelligen Bereich und die Möglichkeit ein paar Euro mehr aus den Eintrittskarten zu schlagen.

Daher: Boykottiert Viagogo! Tickets nur zu fairen Preisen! Und vor allem: Tut euren Unmut kund! Schreibt an den HSV unter info@hsv.de und teilt den Offiziellen mit, dass ihr das Gebaren des Vorstandes im Fall Viagogo nicht akzeptiert! Wir werden jedenfalls alles in unserer Macht stehende tun um diese unheilige Allianz zu bekämpfen und sind uns einer breiten Unterstützung aus der gesamten Fanszene des HSV sicher! Fußball muss bezahlbar sein, der HSV muss wieder ein fanfreundlicher Verein werden!

Viagogo? ViaNOgo!

Faszination Fankurve dokumentiert die Mitteilung der Chosen Few vom 16.10.2012:

HSV-Mitglieder erbost über Vertrag mit Ticketplattform

Auf der gestrigen Mitgliederversammlung des HSV (15.10.2012) sprachen sich die Mitglieder des Vereins eindeutig und in breiter Masse gegen den Vertrag mit der Ticketplattform Viagogo aus. Die CFHH hatte bereits über diesen Beschiss beim Ticketkauf, bei dem für einen Stehplatz schnell mal 60 Euro fällig werden, informiert. Die Mitglieder äußerten in zahlreichen Wortbeiträgen ihr absolutes Unverständnis gegenüber dem Vorstand. Dieser versuchte durch die Offenlegung etlicher Vertragsinhalte den Deal schön zu reden. Doch wo nichts Gutes ist, lässt sich auch nichts Gutes finden. Einziger Vorteil sind die 800.000 Euro, die pro Jahr von der Ticketplattform an den HSV gezahlt werden. Diese wären auf anderem Wege jedoch auch zu generieren gewesen. So zeigte sich die Mitgliedschaft darüber verwundert, dass kein Dialog gesucht wurde, um über die Ticketpreise zu diskutieren. Besonders die Abteilungsleitung des HSV Supporters Clubs hatte hier in der Vergangenheit unterschiedliche Gesprächsangebote und Vorschläge zur Gestaltung der Ticketpreise unterbreitet. Die Fans und Mitglieder, die bereits auf der gestrigen Veranstaltung, mit einem großen „STOP VIANOGO“ Banner ihren Protest verdeutlichten, kündigten weitere Aktionen in diesem Zusammenhang an. Ziel ist es, dass der Vertrag umgehend wieder von Seiten des HSV gekündigt wird.

Fanfotos Hamburger SV




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