05.04.2017 - 1. FC Köln

Vorübergehender Stimmungsverzicht nach Einkesselung


Die Ultràgruppen des 1. FC Köln verzichteten gestern in der ersten Halbzeit des Spiels gegen Eintracht Frankfurt darauf, die Stimmung zu organisieren, weshalb im Müngersdorfer Stadion zunächst nur vereinzelte Gesänge der Kölner-Fans zu hören waren. In der zweiten Halbzeit sangen die Ultras dann.

Vor dem Spiel kesselte die Polizei an der Aachener Straße in Stadionnähe zahlreiche Kölner-Fans, darunter viele Ultras ein, die sich auf dem Weg zum Stadion befanden. Von einer Personengruppe, die die Polizei auf etwa 200 Personen schätzte, wurden 62 Personen erst eingekesselt und anschließend bis Mitternacht im Polizeipräsidium in Köln-Kalk in Gewahrsam genommen, weshalb sie das gesamte Bundesligaspiel vepassten.


Eine Gruppe von mit Autos und Kleinbussen angereisten Eintracht Frankfurt Fans wurde von der Polizei unmittelbar bei Ankunft ebenfalls aufgehalten, mit Platzverweisen belegt und zurück nach Frankfurt geschickt. Laut Polizeiangaben wurden die Platzverweise seitens der Eintracht-Fans eingehalten. Die Polizei befürchtete zunächst Auseinandersetzungen zwischen diesen beiden Fangruppen. Die Frankfurt Fans reisten auf der Aachener Straße aus westlicher Richtung an, die festgehaltene Gruppe Kölner Fans auf der gleichen Straße aus östlicher Richtung, in der die Kölner Innenstadt liegt. Die Aachener Straße gilt bei jedem Heimspiel als Hauptanreisestraße von Fußballfans, die zum Müngersdorfer Stadion fahren, auch die Straßenbahnen fahren hier lang. Üblicherweise werden anreisende Fangruppen auf dem Weg zum Stadion von der Polizei voneinander getrennt, um Aufeinandertreffen zu verhindern. Wie weit die beiden Fangruppen, die letztlich die üblichen Anreisewege zum Stadion nutzten, gestern voneinander entfernt waren, konnte die Polizei Köln gegenüber Faszination Fankurve nicht genau sagen. In unmittelbarer Sichtweite zueinander sollen sich die beiden Fangruppen nie befunden haben. Auch bestätigte ein Sprecher der Polizei Köln, dass die Anreiseroute der Kölner Fangruppe nicht außergewöhnlich war.

Zu direkten Auseinandersetzungen beider Fanlager kam es somit nicht. Dennoch kam es zu den Platzverweisen und den Ingewahrsamnahmen. Bei beiden Fangruppen wurde laut Polizeiangaben Passivbewaffnung gefunden bzw. gesichtet. Die Polizei ermittelt nun u.a. wegen Landfriedensbruch. Ob daraus überhaupt Anklagen entstehen, bleibt abzuwarten.


Die Kölner Ultràgruppen Wilde Horde, Boyz, Coloniacs, Veedels Radau und Domstadt Syndikat hingen die eigenen Zaunfahnen bis kurz vor Anpfiff nicht auf und präsentierten sie kurz vor Spielbeginn verkehrt herum. Anschließend wurden keine Trommeln und keine Vorsänger eingesetzt, was sich auf die Stimmung deutlich negativ auswirkte. Lediglich beleidigende Gesänge in Richtung der Polizei wurden im Bereich der Ultras angestimmt.

In der zweiten Halbzeit organisierten die Ultras den Support, setzten Trommeln und Vorsänger wieder ein und der 1. FC Köln ging schnell mit 1:0 in Führung, was auch den Endstand bedeutete. Die Wilde Horde präsentierte zudem ein wohl nicht ganz ernstgemeintes Spruchband mit der Aufschrift „Di. 20:00 Uhr? Danke Merkel!“ und spielte damit auf die ungeliebte Anstoßzeit am Dienstagabend, den Besuch von Bundeskanzlerin Merkel im Müngersdorfer Stadion an. In den sozialen Netzwerken machen sich seit Monaten Personen mit den Worten „Danke Merkel“ über Vorgänge lustig, für die die Bundeskanzlerin überhaupt nichts kann und machen sich so über Merkel-Kritiker lustig, die die Kanzlerin für vieles verantwortlich machen.


Ultras von Eintracht Frankfurt, die nicht auf den Support der eigenen Mannschaft verzichteten, präsentierten in der zweiten Halbzeit Kölner Fanmaterialien, wie Fahnen und Schals, was in der Südkurve jedoch nicht gerade für Aufregung sorgte.

Die Mannschaft des 1. FC Köln bedankte sich nach dem Spiel demonstrativ nicht besonders herzlich bei der Südkurve, die in der ersten Halbzeit an Unterstützung der Mannschaft vermissen ließ. Trainer Peter Stöger bezeichnete den Stimmungsverzicht laut Kölner Stadt Anzeiger als „eigenartig“ und „unverständlich“. Er habe sich in der Halbzeit über die mangelnde Unterstützung in einem wichtigen Spiel gegen einen direkten Konkurrenten um die Europapokalplätze aufgeregt, müsse aber auch nicht alles verstehen. (Faszination Fankurve, 05.04.2017)

Fanfotos 1. FC Köln




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