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Das vom WM-OK ausgearbeitete Ticketsystem war in den letzten Jahren Diskussionsthema Nummer 1. Aber fangen wir mit dem Positiven an: Die Stadien waren voll, und auch wenn hin und wieder einige hundert Plätze kurzfristig mit Helfern aufgefüllt wurden, so hat sich das Desaster aus Portugal, als ganze Tribünenabschnitte frei blieben, während Fans ohne Karte vor dem Stadion standen, nicht wiederholt.
Neben dem Kartenengpass, der nicht zu vermeiden war, gab es verschiedene Kritikpunkte, wie die Erfassung von persönlichen Daten, die Vorfinanzierung von Optionstickets oder das Verwirrspiel hinsichtlich der Umschreibung von personalisierten Karten. Bereits jetzt steht fest: Das Ticketmodell der WM 2006 wird bei künftigen Großveranstaltungen nicht wiederholt. Bei der Europameisterschaft, bei der die Karten aufgrund kleiner Stadien noch knapper sein werden, muss lediglich der Käufer seine Daten angeben. Was dann mit der Karte passiert, bleibt ihm überlassen. Bereits vor der WM hatte die FIFA zudem angekündigt, den Ticketverkauf 2010 wieder selbst zu organisieren, vorrangig über Tourvermarkter, die auch Reisen und Unterkünfte mit anbieten. Dass es sich hierbei um die schlechteste aller möglichen Lösungen handelt, hat sich bereits in der Vergangenheit dort gezeigt, wo nationale Fußballverbände ihre Kartenkontingente über Reiseveranstalter vermarktet haben. Dies hatte eine undurchsichtige Preispolitik zur Folge. Niemand konnte mehr sagen, was genau mit den Tickets passiert. Fußballfans mussten, um an Karten zu kommen, deutlich überteuerte Pauschalreisen buchen. Daher ist zu erwarten, dass sich 2010 endgültig nur noch gut situierte Fußballfans einen Besuch der WM leisten können.
Blatters Aussagen, man müsse das Ausmaß der Kommerzialisierung überdenken, erweisen sich somit als Sonntagsreden. Fanorganisationen wären gut beraten, sich schon jetzt in dieser Frage zu positionieren und ein Mitsprachrecht zu fordern. Andernfalls wird man 2010 wehmütig an die vergleichsweise paradiesischen Zustände des Jahres 2006 zurückdenken. (Faszination Fankurve/Stefan Diener, 01.08.2006)