02.10.2017 - Heidenheim/Dresden

Warum Situation in Heidenheim wirklich eskalierte


Das Zweitligaspiel zwischen dem 1. FC Heidenheim und Dynamo Dresden wurde gestern in der 80. Minute für mehrere Minuten unterbrochen, weil Heidenheimer Ultras über den Zaun kletterten. Doch Auslöser dieser Vorfälle war der Ordnungsdienst, der versuchte, ein Banner der FCH-Fans zu entfernen.

Das Fanprojekt Heidenheim hat in einer Stellungnahme zu den Vorfällen bekannt gegeben, dass das Banner mit der Aufschrift „Für euch zählt nur das Kapital, wir Fans sind euch scheiss egal“ vor dem Spiel vom Ordnungsdienst kontrolliert und nicht beanstandet wurde. Dennoch versuchten Ordner später, das Banner vom Zaun zu entfernen und sorgten damit für eine Eskalation der Lage.

„Andererseits waren wir sehr überrascht über das Vorgehen des Sicherheitsdienstes gegen Spielende. Dieser hatte probiert ein bemaltes Banner aus Stoff mit der Aufschrift 'Für euch zählt nur das Kapital, wir Fans sind euch scheiss egal' vom Zaun zu entfernen. Dies geschah ohne Vorwarnung und Gespräche. Dazu sollte man wissen, dass dieses Banner beim Einlass ins Stadion vom Sicherheitsdienst kontrolliert und nicht beanstandet wurde, wie schon beim letzten Heimspiel gegen Darmstadt. Als die Fans bemerkten was der Sicherheitsdienst mit dem Banner vor hat, sprangen einige auf den Zaun um selbiges wieder zurückzuholen. Das Banner wurde dabei zerrissen. In Ultrakreisen haben die Zaunfahnen und Banner einen sehr hohen Stellenwert, was von den Vereinen und Sicherheitsdiensten akzeptiert und auch so gehandhabt wird. Das war auch der Grund für die heftige Reaktion der Fans. Nachdem das Banner gerettet wurde, fanden Diskussionen zwischen den Fangruppen statt, mit dem letztlichen Entschluss ihre Zaunfahnen einzupacken und das Stadion zu verlassen. Dies geschah nicht weil die Mannschaft 0:2 zurücklag, sondern weil die Fanszene ihren Unmut gegen dieses Vorgehen zeigen wollte. Bei den betreffenden Gruppen gilt es als Fauxpas die eigene Mannschaft auszupfeifen. Man will immer hinter der Mannschaft stehen, egal wie schlecht gerade alles läuft“, heißt es dazu in der Stellungnahme des Fanprojekts Heidenheim.

Das Fanprojekt stellt somit auch klar, dass die Heidenheimer Ultràszene das Albstadion nicht verließ, weil andere Teile des Publikums „Ultras raus“ skandierten, wie es in Lokalmedien dargestellt wurde, sondern aus Unmut über das Vorgehen des Ordnungsdienstes.

Zuvor führten Ultras vom 1. FC Heidenheim, die sich seit Monaten im Konflikt mit dem eigenen Verein befinden, eine Pyroshow und eine optiosche Aktion für die „Sektion Stadionverbot“ durch. Das Fanprojekt Heidenheim meint, dass diese Aktion nicht zu einer Deeskalation der angespannten Situation in Heidenheim geführt habe: „Zuerst war es natürlich kein Zeichen der Deeskalation von Seiten der Fanszene im eigenen Stadion Rauchtöpfe zu zünden, da die Gespräche zwischen Verein und Fans seit dem Fandialog beim FCH stagnieren und wir uns bemühen diese wieder in Gang zu kriegen“, so das Fanprojekt.

Auch die mitgereisten Dynamo Dresden Fans zündeten gestern vereinzelt Bengalische Fackeln. Die Dynamo-Fans zeigten zudem den Spruch „Es gibt doch Morde, die sogar das Gericht verzeiht! Istina za Vedrana!“. Vor einer Woche wurde die Person aus Gefängnis entlassen, die bis dahin für den Mord an Vedran Puljic, einem FK Sarajevo Fan, der am 04. Oktober 2009 beim Auswärtsspiel seines Vereins in Široki Brijeg durch einen Kopfschuss getötet wurde, verantwortlich gemacht wurde. Vor Gericht wurde der Beschuldigte nun für unschuldig erklärt. Die Ultras Dynamo pflegen eine Fanfreundschaft mit der Horde Zla vom FK Sarajevo, weshalb die Dynamo-Fans das Schicksal von Vedran besonders berührt. (Faszination Fankurve, 02.10.2017)






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