11.11.2018 - Hannover 96

Warum es die Ultras Hannover als Gruppe nicht mehr gibt


In ihrem Spieltagsflyer I-Block hat sich Ultraszene von Hannover 96 am Freitag unter dem Titel „Aktueller Einblick in die Szene“ zu den Veränderungen zu Wort gemeldet, die es in diesem Jahr bei den Ultras in Hannover gab. Dabei wird erklärt, warum es keine Mitglieder der Gruppe Ultras Hannover mehr gibt.

Die Ultraszene Hannover erklärt in der Stellungnahme, dass man den Rechtsruck der Gesellschaft leider auch beim Fußball spüre und sehr vereinzelt auch Teilnehmer von Neonazi-Demonstrationen im Niedersachsenstadion aufgetaucht seien. Auf solche Leute habe man in der Nordkurve jedoch keine Lust, auch wenn diese das Stadion nicht für ihre Propaganda missbraucht hätten. Genauso wenig Lust habe man auf „linksextreme Bewegungen“. „Wir sehen unser Hauptaugenmerk in unserem Fußball-Ding, sind kein politisches Kollektiv und wollen es auch nicht sein“, stellen die Ultras aus Hannover direkt zu Beginn der Stellungnahme zum Politik-Thema klar. „Provokationen, Mackergehabe und Fleischfresser“ soll es in der Ultraszene von Hannover 96 auch weiterhin geben, doch man habe „keine Lust mehr, zu Unrecht mit irgendwelchen Faschos und Rassisten in eine Topf“ geworfen zu werden. Die Ultraszene sieht sich selbst in der Pflicht, bei Unterwanderungsversuchen von wirklich politisch motivierten Kreisen „diesen Umtrieben mit dem notwendigen Nachdruck und aller Deutlichkeit Einhalt zu gebieten.“


Zum Verschwinden der Ultràgruppe Rising Boys Hannover aus dem Niedersachsenstadion erklärt die Ultraszene in ihrem Flyer, der der Faszination Fankurve-Redaktion vorliegt: „Ältere Mitglieder verließen das Fußballbusiness und verschoben ihre Prioritäten in andere Subkulturen, so dass nicht selten neben dem Vorsänger nur noch sehr wenige Leute die Gruppe auswärts vertraten.“

Nach diesem Generationswechsel soll sich der Konflikt mit den Rising Boys zugespitzt haben, was letztlich auch das Ende der Ultras Hannover in ihrer bisherigen Form bedeutete. Jüngere Mitglieder der Rising Boys hätten mit Aktionen mehrfach für Unverständnis bei den anderen Ultras gesorgt und nach weiteren Fehltritten sei es zu direkten Konfrontationen beider Lager gekommen. Trotz großer Bemühungen sei es nicht gelungen, die tiefen Gräben auf beiden Seiten zu überwinden. „Aus diesem Grund und dadurch, dass der innere Kreis der Ultras Hannover aus Personen aller Seiten bestand, traten zahlreiche Mitglieder zu Beginn 2018 aus. Es dauerte nicht lange, bis auch alle weiteren Mitglieder der Gruppe ihre Mitgliedschaft auflösten, so dass Ultras Hannover seitdem keine Mitglieder mehr zählt. Dennoch wurde sich darauf verständigt, die Zaunfahne aus Gründen der alten Verbundenheit und Geschichte weiter zu hissen und als Symbol der gesamten Ultraszene zu sehen“, heißt es dazu in der Stellungnahme im I-Block-Spieltagsflyer. Die Entwicklungen im Jahr 2018 werden von der Ultraszene als „schmerzhafteste Lehre“ beschrieben, weil die Ultras Hannover an sich selbst und nicht an äußeren Einflüssen gescheitert seien.

Auch auf den Internetblog „Hannover Rechtsaußen“, indem mehrfach über Entwicklungen in der Ultraszene von Hannover 96 berichtet wurde, wird in der Stellungnahme in der 164. Ausgabe des I-Block-Spieltagsflyers der Ultras Hannover eingegangen. Dieser Blog wird von der Ultraszene in Zusammenhang mit der Brigade Nord gebracht, der vorgeworfen wird, zwischen 2009 und 2011 außerhalb des Stadions mit verfeindeten Ultras aus Braunschweig, Bremen und St. Pauli zu tun gehabt zu haben, weshalb es zu handfesten Auseinandersetzungen innerhalb der Fanszene von Hannover 96 kam. Teile der Brigade Nord wurden danach aus der Nordkurve verdrängt und sollen anschließend in linken Gruppierungen und beim unterklassigen SV Linden 07 eine neue Heimat gefunden haben. Mit diesen Leuten soll es abseits des Stadions mehrfach zu Konflikten gekommen sein.


Auch zum Thema Fanfreundschaften meldeten sich die Ultras von Hannover 96 zu Wort. Demnach laufen diese immer in Wellenbewegungen ab und die Beziehungen zu Arminia Bielefeld seien zuletzt halt abgekühlt, was auch daran liegen soll, dass Bielefelder Ultras freundschaftliche Kontakte zu Ultras aus der Landeshauptstadt Düsseldorf pflegen. Von einer Freundschaft zwischen Bielefeld und Hannover könne also aktuell keine Rede mehr sein. Auch die Kontakte nach Hamburg seien wegen deren Fokussierung nach Kopenhagen eingeschlafen. Gelebt wird laut Informationen aus dem Spieltagsflyer der Ultraszene von Hannover 96 jedoch noch die Freundschaft zu AIK Solna in Schweden. (Faszination Fankurve, 11.11.2018)

Fanfotos Hannover 96




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