31.07.2020 - Podcast

Was im Dezember 2008 in den Fankurven los war


Heute ist die 40. Folge unseres Podcasts erschienen, in der wir auf Reise in den Dezember 2008 gehen. Das Borusseum eröffnet, Real Madrid in Bayreuth, Strafanzeige gegen den Einsatzleiter der Bremer Polizei, Fans stimmen über Spielertransfers ab und in Berlin traf man sich zum traditionellen Weihnachtssingen.

Nachdem 250 Frankfurter Fans vor dem Spiel bei Werder Bremen in der Bremer Innenstadt in Gewahrsam genommen wurden und es im Stadion zu Auseinandersetzungen zwischen Frankfurter Fans und der Polizei kam, forderte der Vorstand der Eintracht eine Stellungnahme des Bremer Polizeipräsidenten. Ein Rechtsanwalt stellte Strafanzeige gegen den Einsatzleiter der Bremer Polizei.

Vor dem schleswig-holsteinischen Derby zwischen der zweiten Mannschaft des VfB Lübeck und der von Holstein Kiel riefen beide Vereine zu Fairplay auf. Leute, die etwas anderes als Fairplay und Fußball im Kopf haben, sollten zuhause bleiben.

Nachdem es beim Champions-League-Spiel Atletico Madrid gegen Olympique Marseille zu Auseinandersetzungen zwischen Olympique-Fans und der Polizei kam, gingen beim spanischen Club vor dem Rückspiel mehr als 100 Drohungen ein, unter anderem gab es Todesdrohungen. Deswegen beschlossen die Verantwortlichen des Hauptstadtclubs, an die eigenen Fans keine Karten für die Partie zu verkaufen.

Rund 150 Anhänger des Drittligisten Kickers Offenbach demonstrierten im Rathaus friedlich gegen die Vorgehensweise bei der Sanierung des Stadions am Bieberer Berg. Die Stadt sollte endlich einen konkreten Beschluss fassen. Die Fans stellten zudem in Aussicht, eine eigene Partei zu gründen, die sich um die Belange des Clubs kümmern sollte. Die Fans seien dazu in der Lage, selbst Politik zu betreiben, wenn dies die Politiker der Stadt nicht machen würden.

Ein Fan des SSV Reutlingen hielt beim Spiel gegen Frankfurt ein Doppelhalter mit dem Schriftzug „A.C.A.B.“ hoch. Ein Polizist erstattete daraufhin Anzeige. Der Reutlinger Fan wurde zu einer Geldstrafe von 400 Euro verurteilt.

Beim Spiel der zweiten Mannschaft des 1. FSV Mainz 05 gegen die Amateure von Bayer Leverkusen gab es nicht nur freien Eintritt, sondern auch einen kleinen Weihnachtsmarkt unter der Tribüne, organisiert von der Ultraszene Mainz. Der Erlös von 4.000 Euro wurde einem guten Zweck gespendet.

Die Organisatoren der EM 2008 hatten dem Europarat die Bilanz gewalttätiger Ausschreitungen vorgelegt. Demnach gab es 453 Verhaftungen, darunter 157 von deutschen Fans. 1.263 Fans wurde der Zutritt zu den Stadien verweigert. In der Schweiz gab es 2.850 Verletzte.

Ein Mitglied des schottischen Parlaments schlug vor, dass Kinder in Schottlands Stadien freien Eintritt erhalten sollten. Wegen der finanziellen Lage vieler Einwohner blieben immer mehr Plätze in den Stadien leer.

Südafrika stellte ein sogenanntes WM-Visum vor, dass sich Reisende zur WM 2010 besorgen mussten. EU-Bürger konnten bei der Einreise ohne großen Aufwand ein drei Monate gültiges Visum erhalten. Bereits vor dem Einchecken sollten die Visa vergeben werden, um Wartezeiten zu verkürzen und um die Fluglisten mit Listen polizeilich bekannter Fans abzugleichen.

Der TSV 1860 München sollte langfristig wieder an der Grünwalder Straße spielen können. Der Verein 1860 lud zu einer Aufklärungsveranstaltung zum Inhalt der Allianz-Verträge. Karl-Heinz Rummenigge bot den Löwen 10 Millionen Euro für den Auszug aus der Arena. Die Freunde des Sechzger Stadions e.V. begrüßten das Angebot zwar, stellten aber auch klar, dass der Bau der Allianz Arena ohne den TSV 1860 nicht durchsetzbar gewesen wäre.

Ein Geisterspiel der besonderen Art gab es bei der SpVgg Bayreuth. Nicht die Fans, sondern die Mannschaften fehlten beim Benefizspiel gegen Real Madrid. Das Star-Ensemble nach Bayreuth zu holen wäre kaum machbar gewesen, so kam man auf die Idee mit dem Geisterspiel. Fünf Euro kostete der Eintritt, die Erlöse gingen an den Förderverein der SpVgg.

Hannover 96 hatte angekündigt, Karten für das Spiel Magdeburg gegen Hannover 96 II nur gegen Vorlage des Personalausweises zu verkaufen. Die Fangruppe Brigade Nord hatte als Reaktion darauf zum Boykott der Partie aufgerufen. Man sah es als Kriminalisierung aller 96 Fans und das der Verein sich gegen die eigenen Fans stelle, sei eine absolute Frechheit.

Als Folge des vorerst gescheiterten Ausbaus des Stadions auf der Waldau in Stuttgart hatte der „Arbeitskreis Fans“ der Stuttgarter Kickers einen Blog rund um den Stadionausbau geschaltet. Dies diente als zentrale Plattform für Fanaktionen. Ohne Umbau war die Lizenz für die dritte Liga stark gefährdet.

Fans des italienischen Erstligisten AC Milan drangen in eine TV-Sendung ein und protestierten dort gegen die Kartenvergabe bei Fußballspielen. Die Fans waren umsonst zum Spiel nach Turin gereist. Nachdem die Polizei vor Ort war kam es zu Auseinandersetzungen. Die Proteste selber wurden größtenteils mittels einer Werbeunterbrechung ausgeblendet.

Bei Fortuna Köln ereignete sich ein Novum in der deutschen Fußballgeschichte. Erstmals stimmten Fans über Spielertransfers ab. Das geschah im Rahmen der Community „deinfussballclub.de.“ Mehr als 11.000 Fußballfans aus aller Welt waren bei der Community angemeldet.

Der vom Fanrechtefonds unterstützte Fußballfan aus Hannover ist auch im Berufungsverfahren vor dem Oberverwaltungsgericht Oldenburg zu seinem Recht gekommen. Die Richter stellten eine Rechtswidrigkeit an dem Eintrag in der Datei Gewalttäter Sport fest.

Die Bundesliga strebte in Sachen Besucherzahlen einen neuen Weltrekord an. Die 40.000er Marke wurde über eine gesamte Saison nämlich noch von keiner Liga geknackt. Nach der Hinrunde lag der Schnitt bei 41.000.

Vor dem UEFA-Pokal-Spiel VfB Stuttgart gegen Standard Lüttich bekam auch ein Anhänger der Stuttgarter Kickers eine Gefährderansprache. In einem Schreiben hatten die Blauen Bomber den Sinn szenekundiger Beamter hinterfragt, wenn diese noch nichtmal zwischen den Kickers und dem VfB unterscheiden könnten.

Zum 99.Geburtstag von Borussia Dortmund eröffnete der Verein im Westfalenstadion mit dem Borusseum sein Vereinsmuseum. In der Nordostecke des Stadions wird seitdem die Tradition der Borussia nicht nur anschaulich, sondern auch zum Mitmachen und Anfassen gezeigt.

Zum traditionellen Weihnachtssingen trafen sich wieder rund 4.000 Fans von Union Berlin. Wegen der Umbauarbeiten fand das Treffen nicht im Stadion, sondern am Luisenhain statt. Unsere gesamte virtuelle Reise zurück in den Dezember 2008 könnt ihr hier in der 40. Ausgabe des Faszination-Fankurve-Podcasts in der „Football was my first love“-App nachhören. (Faszination Fankurve, 31.07.2020)






Weitere News:
08.10.2021: Podcasts zum Thema „Frauen im Fußball“
24.07.2021: Ultras in Frankreich, Comeback der Fankurven & Freundschaft
20.07.2021: Podcast-Reihe zur Fan- und Hooligankultur in Polen
11.07.2021: Wie mache ich ein Fanzine?, Frauen in Ultragruppen & u.v.m.
27.06.2021: „Ausschreitungen in 70ern“ & „Ball berühren - Ground zählt“

Alle 49 News anzeigen