07.03.2012 - 1. FC Köln

Weitere Stellungnahmen nach Busüberfall


Nach dem Überfall von Fans des 1. FC Köln auf einen Bus mit Fans von Borussia Mönchengladbach hat nun erneut der 1. FC Köln Stellung bezogen und Mitglieder der Wilden Horde verantwortlich gemacht. Das Fanprojekt Mönchengladbach fordert unterdessen Haftstrafen.

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahmen vom 1. FC Köln, dem Kölner sowie dem Mönchengladbacher Fanprojekt:

Stellungnahme des 1. FC Köln:

FC erwartet Entschuldigung

Tatverdächtige ermittelt

Nach den Fan-Krawallen am Sonntag, 4. März, nach dem FC-Auswärtsspiel in Hoffenheim haben die zuständigen Polizeibehörden dem 1. FC Köln inzwischen Namen tatverdächtiger Personen mitgeteilt.

Bei einem Abgleich dieser Daten stellte sich heraus, dass es sich bei den Tatverdächtigen unter anderem auch um Mitglieder des FanClubs „Wilde Horde“ handelt.

FC-Fanbeauftragter Rainer Mendel: „Wir erwarten vom FanClub ‚Wilde Horde’ eine öffentliche Distanzierung von den Tätern und eine Entschuldigung bei den Betroffenen der Attacke auf den Bus der Anhänger von Borussia Mönchengladbach. Darüber hinaus erwarten wir von der ‚Wilden Horde’, dass sie alle an der Attacke beteiligten Mitglieder des FanClubs, unabhängig von ihrer Position oder Funktion, ausschließt. Nach zahlreichen gemeinsamen Gesprächen zwischen dem FC und der ‚Wilden Horde’, auch in der jüngsten Vergangenheit, ist es jetzt an der Zeit, Worten auch sichtbare Taten folgen zu lassen.“

Dr. Werner Wolf, Verwaltungsratsvorsitzender des 1. FC Köln, bezog am Mittwoch ebenfalls klar Stellung zu den Geschehnissen. „Die gezielte Hetze Kölner Ultras auf einen Bus mit Fans aus Borussia Mönchengladbach, das Abdrängen von der Autobahn und die Attacke mit Pflastersteinen und Knüppeln ist eine Schande für eine lebendige Fan-Kultur. Neben den Sachschäden und der Verängstigung der betroffenen Fans beschädigt dieser Vorfall den Ruf des 1. FC Köln und seiner Fans in Deutschland. Keiner der Täter sollte in Kölner FanClubs weiter geduldet sein. Wir erwarten eine Entschuldigung und den Ausschluss beteiligter Personen aus den Fan-Gruppen. Bei den Verantwortlichen und betroffenen Fans von Borussia Mönchengladbach möchte ich mich im Namen des 1. FC Köln ausdrücklich für diesen Vorfall entschuldigen.“

Am Mittwoch, 6. März, wurden gegen insgesamt zehn an der Attacke beteiligten Personen Verfahren zur Verhängung mehrjähriger bundesweiter Stadionverbote angestoßen. Unter den Tatverdächtigen befinden sich nach momentanem Kenntnisstand auch eingetragene Vereinsmitglieder des 1. FC Köln. Gegen diese Personen hat der 1. FC Köln jeweils ein Vereinsausschlussverfahren eingeleitet.

Stellungnahme des Fanprojekts aus Mönchengladbach:

Ihr macht unseren Sport kaputt

Fußball ist für uns pure Emotion und die faire, gewaltfreie Unterstützung unseres Vereins eine Herzensangelegenheit. Daher haben die Fans von Borussia Mönchengladbach vor vielen Jahren gruppen- und szeneübergreifend in einer Art „Selbstverpflichtung“ den Borussenkodex entwickelt, um dem Werteverfall in der Gesellschaft und in der Fanszene entgegenzutreten.

Die positive Stimmung und der Zusammenhalt auch in sportlich schlechten Situationen wie im letzten Jahr beweisen, dass der Borussenkodex funktioniert. Auch der respektvolle Umgang untereinander und gegenüber friedlichen Fans anderer Vereine ist ein Ergebnis dieses Kodex.

Wir wissen, dass wir nicht alle erreichen können. Insbesondere bei Auswärtsfahrten benehmen sich viele noch oder wieder „unter aller Sau“! Aber fest steht ohne jeden Zweifel: Der überwiegende Teil unserer Szene orientiert sich in seinem Verhalten am Borussenkodex.

Der aktuelle Angriff der Kölner auf einen Mönchengladbacher Reisebus ist ein krimineller Akt, den wir auf das Schärfste verurteilen und deshalb harte Konsequenzen für diese Straftäter fordern. Ohne der deutschen Rechtsprechung hier vorgreifen zu wollen: Wer im Rahmen einer 100km langen Verfolgungsjagd auf „eine günstige Gelegenheit“ wartet, wer anschließend rot-weiß angestrichene Pflastersteine auf Fans eines anderen Vereins wirft sowie darüber hinaus verschiedenartige andere Waffen zum Einsatz bringt … der gehört dauerhaft aus dem Verkehr gezogen, sprich: in den Knast!!!

Mit den Geschehnissen nach dem Spiel in Heidenheim ist es nunmehr bereits zum zweiten Mal zu gewalttätigen Übergriffen durch Kölner gekommen, die uns erschüttern und empören.

Unter der Überschrift „Erhalt der Fankultur“ fand Anfang dieses Jahres in Berlin ein Fankongress statt. Zu den Organisatoren gehörten auch Personen aus dem mutmaßlich für die wiederholten Übergriffe auf Mönchengladbacher Fußballfans verantwortlichen Kreise in Köln. Da wir mit dieser Art der Auslegung von „Erhalt der Fankultur“ nichts zu tun haben woll(t)en, hatte sich die gesamte Borussia-Szene dazu entschlossen, an dem Kongress nicht teilzunehmen. Der aktuelle Vorfall belegt, wie richtig diese Entscheidung war. Der Verein 1. FC Köln hat die verantwortlichen Gruppierungen dazu aufgefordert, sich „intern und öffentlich“ von den Gewalttaten zu distanzieren bzw. sich dafür zu entschuldigen. Wir sind sehr gespannt, was in diesem Zusammenhang aus Köln zu hören sein wird.

Dass der 1.FC Köln angesichts der neuen Dimension von Gewalttaten durch Kölner in seinem Statement von „Fehlverhalten einzelner Besucher“ spricht und dass das Wort „Straftat“ nicht einmal erwähnt, spricht jedenfalls (erneut) Bände!

Wir - der Fanprojekt Mönchengladbach Supporters Club - prüfen derzeit gemeinsam mit unserem Rechtsbeistand strafrechtliche Schritte.

Schwere Vorwürfe erheben wir auch gegen die Deutsche Fußball Liga (DFL) und die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS). Wie kann/konnte es zu einer derartigen Spielansetzung kommen??? Zum Unmut vieler Fans werden sämtliche U23-Spiele aus (angeblichen) Sicherheitsgründen konsequent so terminiert, dass kein Fan sie besuchen kann, wenn er zu den Spielen seiner ersten Mannschaft fährt. Kreuzen sich - wie in diesem Fall - bereits zum wiederholten Male Kölner und Mönchengladbacher Reisewege an ein und demselben Tag, spielt die Sicherheit in den Überlegungen der verantwortlichen Funktionäre offensichtlich keine Rolle. Sachbeschädigungen und Körperverletzungen werden dabei billigend in Kauf genommen. Das klagen wir an!

Die Pauschalbestrafung der vielen friedlichen Fans aller Vereine ist unserer Auffassung nach allerdings auch nicht das richtige Mittel. Von derartigen Forderungen dürfen wir uns alle, die aus Leidenschaft und Begeisterung Woche für Woche gewaltfrei in die Stadien ziehen, nicht den Fußball kaputt machen lassen. Auch wenn viele Anhänger der Borussia nun wie wir selbst verärgert, empört und entsetzt über die Vorfälle sind, gilt es, Vernunft walten zu lassen und nicht alle Fans anderer Vereine über einen Kamm zu scheren. Irgendeine Gegenaktion würde unserem Sport genauso schaden wie das unsägliche Verhalten der Kölner Täter.

Wir fordern alle friedlichen Fußballfans auf, dauerhaft Zeichen gegen Gewalt im Fußball zu setzen. Wir müssen verhindern, dass den vielen Tausend friedlichen Fußballfans durch Kriminelle dauerhaft der Spaß am Fußball genommen wird.

Kriminelle Aktionen der Kölner sind in jedem Fall "Wasser auf die Mühlen" der Hardliner bei Polizei und Politik und schaden insofern nicht nur den Angegriffenen (was schon schlimm genug ist), sondern letztlich der gesamten friedlichen Fußballszene in Deutschland. (Achtung, Sarkasmus:) Vielen Dank dafür!

Fanprojekt Mönchengladbach Supporters Club e.V. - Der Vorstand

Stellungnahme des Fan-Projekts aus Köln:

Wo liegen die Grenzen?

Stellungnahme zu den Vorkommnissen rund um das Spiel des 1. FC Köln am vergangenen Sonntag gegen Hoffenheim.

Sonntag, 4. März 2012, Sinsheim. TSG Hoffenheim – 1. FC Köln, Endstand 1:1, Tore durch Compper und Podolski. Soweit die Fakten zu einem eher mäßigen Bundesligaspiel. Nicht mehr und nicht weniger wäre nach dieser Partie erwähnenswert gewesen. Doch gehören zu einem Bundesligaspiel auch Fans. Und ebendiese, wenn man sie denn noch so bezeichnen mag, sorgen für die eigentlichen Schlagzeilen. Da stellt sich die Frage: Wo liegen die Grenzen?

Der Vorfall, oder eher die Tat, auf dem Rückweg von Sinsheim, erreicht leider eine weitere, ungeheuere und nicht vorstellbare Dimension des Fandaseins: Mehrere Autos bzw. deren Insassen nötigen einen Fanbus aus Mönchengladbach von der Autobahn abzufahren und attackieren diesen auf dem Rastplatz mit Backsteinen und anderen gefährlichen Gegenständen. Es entsteht ein immenser Sachschaden, zum Glück gibt es keine Verletzten. Doch werden hier gleich mehrere Straftatbestände erfüllt!

Worte wie Emotionalität und Leidenschaft sind an dieser Stelle völlig unangebracht und können die Tat nicht rechtfertigen. Auch wenn es sich um Fans des größten Rivalen handelt, ist ein solches Verhalten nicht tolerierbar. Die Gesundheit der Businsassen wurde in Gefahr gebracht und ein schwerer Unfall billigend in Kauf genommen. Denn wohl niemand mag behaupten, dass eine solche Situation noch kontrollierbar ist. Jeder Fan, der sich einmal in die umgekehrte Lage versetzt, wird zu dem Ergebnis kommen, dass er selber nicht Opfer eines solchen Angriffs sein möchte.

Wir verurteilen diese Tat auf das Schärfste und entschuldigen uns, ebenso wie der 1. FC Köln, bei Borussia Mönchengladbach, deren Fans und unseren Kollegen des Fanprojekt Mönchengladbach Supporters Club e.V. für das Verhalten dieser „Mitreisenden“.

Wie mittlerweile bekannt ist, sind auch Mitglieder der Wilden Horde unter den Tatverdächtigen. Wir fordern daher ein deutliches Signal des 1. FC Köln und erwarten von dem FanClub eine diesbezügliche Neuausrichtung. Es muss gewährleistet werden, dass kriminelle Mitglieder keinen weiteren Zugang zur Gruppierung haben! Außerdem müssen innerhalb der Führungsriege des FanClubs Maßnahmen getroffen werden, die zukünftig zur Einhaltung der Rechtsordnung und gewisser sozialen Mindeststandards im Umgang miteinander und auch der gegnerischen Fans führen.

Unter den Tatverdächtigen befinden sich nach momentanem Kenntnisstand neben eingetragenen Vereinsmitgliedern des 1. FC Köln auch Mitglieder des Fan-Projekts. Gegen diese Personen werden wir ebenso ein Vereinsausschlussverfahren einleiten.

Es muss auch im Interesse der „aktiven Fanszene“ sein, dass die Fans aus Köln nicht weiter in Mitleidenschaft gezogen werden. Der Ruf ist spätestens nach dem Übergriff auf Polizisten sowie Mitarbeiter der Kölner Sportstätten im vergangenen Jahr und diverser Verstöße in fremden Stadien, auch am vergangenen Sonntag, mehr als nur angekratzt. Es ist kein Geheimnis, dass ein Geisterspiel nicht mehr als ausgeschlossen gilt. Dies ist zu verhindern und gleichzeitig muss das Image der überwiegend friedlichen und dennoch leidenschaftlichen Fans wieder in das richtige Licht gerückt werden.

Die Antwort auf die Ausgangsfrage lautet demnach: Die Grenzen sind längst überschritten!

Fan-Projekt 1. FC Köln 1991 e.V.

Fanfotos 1. FC Köln




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