14.01.2018 - Köln/Mönchengladbach

Wie Kölner Ultras die Scenario Fanatico-Zaunfahne klauten


In der Halbzeitpause des heutigen rheinschen Derbys zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach klauten drei Kölner Ultras die Zaunfahne der Mönchengladbacher Ultràgruppe Scenario Fanatico. Die als Ordner verkleideten Kölner rissen die Fahne vom Zaun des Gästeblocks und flüchteten in die Südkurve.


Im Spurt liefen die Diebe, die sich orangene Leibchen übergezogen hatten, um für Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes gehalten zu werden, über den Rasen in Richtung Südkurve, wo Kölner Ultras die Diebe bereits feierten und in Empfang nahmen. Als Mönchengladbacher Ultras den Diebstahl bemerkten sprangen sie teilweise in den Innenraum, um die Verfolgung der Diebe aufzunehmen. Diese waren da aber schon außer Reichweite.

Der Fahnenklau im Video:

Schnell marschierten behelmte Polizisten aus einem Mundloch vorm Gästeblock auf und die Gästefans, die zuvor den Innenraum betraten, trieb es schnell wieder in den Gästeblock. In der Südkurve wurde der Fahnenklau anschließend lautstark gefeiert. Die geklaute Zaunfahne wurde noch verkehrt herum in der Kölner Südkurve präsentiert. Die Ultras von Borussia Mönchengladbach packten nach dem Fahnenverlust ihre restlichen Zaunfahnen zusammen und stellten die Unterstützung der eigenen Mannschaft ein. Auch hinter dem Gästeblock versuchten Mönchengladbacher Fans aus dem Gästebereich auszubrechen, um in Richtung Kölner Fans zu gelangen. Das eine solche Verfolgung auch erfolgreich sein kann, zeigten HSV-Ultras vom Vortag, als sie eine zuvor von FC Augsburg-Fans geklaute Zaunfahne zurückholten (Faszination Fankurve berichtete).

Das Scenario Fanatico ist eine ursprünglich 1998 gegründete Mönchengladbacher Ultràgruppe, die im Sommer 2001 vom eigenen Verein verboten wurde. Anfang 2017 wurde die Gruppe von älteren Mönchengladbacher Ultras wiederbelebt (Faszination Fankurve berichtete).


Die Südkurve verspottete die Gästefans heute mit „Wo ist das Scenario“ und anderen Gesängen, die auf den Fahnenklau anspielten. Für Ultràgruppen gilt es als große Schmach, die eigene Zaunfahne geklaut zu bekommen. So lösten sich beispielsweise die Ultras Mönchengladbach im Jahr 2008 auf, nachdem Kölner Ultras die Zaunfahne der Gruppe bei einem Einbruch in ein Fahnenlager erbeuten konnten (Faszination Fankurve berichtete).

Der gebrauchte Tag für die Fans von Borussia Mönchengladbach wurde komplettiert, als der Kölner Angreifer Simon Terodde in der Nachspielzeit den entscheidenden 2:1 Treffer zum Derbysieg erzielte. Während die Kölner Fans den Derbysieg des Tabellenletzten lautstark feierten, leerte sich der Gästeblock schnell.


Allgemein war die Stimmung beim heutigen rheinischen Derby von beiden Seiten im Vergleich zu vorherigen Derbys nicht besonders lautstark, auch in der 1. Halbzeit, als sich auch die Mönchengladbacher Ultras noch am Support beteiligten. In der 2. Halbzeit beschränkte sich der wenige Support im Gästeblock vor allem auf die Bereiche, in denen nicht die Ultràszene stand. Im ausverkauften Müngersdorfer Stadion waren mehr als 5.000 Mönchengladbacher Fans anzutreffen.


Vor dem Spiel sorgte eine Gruppe von Mönchengladbacher Hooligans und Ultras für Aufsehen, die sich morgens auf der Aachener Straße an der Ecke Alter Militärring an einer Lokalität einfanden, einem traditionellen Treffpunkt der Kölner Hooliganszene. Von dort wurden die Gästefans später von der Polizei zum Gästeblock begleitet.


Die dreistellige Anzahl Mönchengladbacher Fans schaffte es mit Reisebussen unbemerkt nach Köln. Der ehemalige Kölner Spieler Lukas Podolski drückte nach dem Spiel via Kurznachrichtendienst Twitter seine Freude über den Derbyssieg und den Fahnendiebstahl aus. (Faszination Fankurve, 14.01.2018)






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