11.12.2020 - VfL Osnabrück

Wie Plakat für Spendenaktion der Ultras zu Konflikt wurde


Zahlreiche Fan- und Ultraszenen führen in der Vorweihnachtszeit wieder soziale Aktionen durch (hier findet unseren Überblick dazu). Beim VfL Osnabrück hat sich aus einer solchen Weihnachtsspendenaktion der Violet Crew ein Streit mit dem eigenen Verein entwickelt.

Die Ultras vom VfL Osnabrück brachten zur Bewerbung der Aktion, mit der Spendengelder für die Jugendhilfe Don Bosco und die Wohnungslosenhilfe des SKM gesammelt werden, im Stadion an der Bremer Brücke im Rahmen von Geisterspielen mehrfach ein Spruchband an, auf dem „Weihnachtsspende 2020 - Infos: www.violetcrew.de“ geschrieben stand.


Doch der Gruppe sollen bei Durchführung der Aktion Steine in den Weg gelegt worden sein. So habe ein leitender Angestellter vom VfL Osnabrück beim Heimspiel gegen Nürnberg das Anbringen des Spruchbandes „erschwert und handfest behindert“. Wegen strengerer Corona-Vorschriften sollten Mitglieder der Violet Crew das Plakat zudem nicht mehr selbst aufhängen, sondern die Fanbetreuung. Eine neue Vorschrift, die auch an anderen Standorten zum Tragen kam, wie beispielsweise das Wuhlesyndikat vom 1. FC Union Berlin öffentlich machte. „Wir empfinden dies angesichts der seit dem letzten Heimspiel unveränderten Verordnungslage und insbesondere vor dem Hintergrund anderer Veranstaltungen wie z.B. dem 'Q1-Halbzeitspiel' als vorgeschoben und schlichtweg schwachsinnig“, zeigt die Violet Crew für diese Änderungen wenig Verständnis.

Anschließend soll die Osnabrücker Fanbetreuung den Ultras mitgeteilt haben, dass ein Anbringen des Plakats auf der Nordtribüne nun nicht mehr möglich sei, da sich Sponsoren beschwert hätten. Die Violet Crew hat daraufhin den Kontakt zu allen Sponsoren gesucht, um über das Thema ins Gespräch zu kommen.

Zahlreiche Sponsoren sollen auf das Schreiben der Violet Crew geantwortet und dabei der Spendenaktion der Ultras den Rücken gestärkt haben. Beim Heimspiel gegen den Karlsruher SC hing das Spruchband der Violet Crew zwar an etwas anderer Stelle, aber es hing. In der neuesten Stellungnahme geht die Violet Crew nochmals auf dieses Thema ein und erklärt weitere Details. (Faszination Fankurve, 11.12.2020)


Faszination Fankurve dokumentiert die neueste Stellungnahme der Violet Crew zum Thema:

Aus gegebenem Anlass möchten wir uns nun noch einmal etwas ausführlicher zum „Zwischenfall“ bei der diesjährigen Weihnachtsspendenaktion äußern. Dazu vorab zwei Dinge:

Die Rückmeldung zu unserer Rundmail an die Sponsoren des VfL hat uns absolut überwältigt. Das hatten wir in dieser Form ehrlicherweise so nicht erwartet. Unser Postfach war innerhalb kürzester Zeit gefüllt mit Nachrichten, in denen die volle Unterstützung der Spendenaktion zugesagt wurde – oftmals noch unterlegt mit einer Zusage selbst (z. T. nochmals) zu spenden. Dafür vielen Dank!
Das Spruchband hing auch beim Spiel gegen den Karlsruher SC wieder, wenn auch in etwas veränderter Position. Diesen Kompromiss sind wir im Sinne der Sache eingegangen.
Allerdings ist es uns, nachdem der VfL sich via Mail über den Vermarkter Infront und den KGaA Instagram-Kanal dazu geäußert hat, ein dringendes Bedürfnis, einige Dinge noch einmal klarzustellen.

Das Verbot desselben Standorts auf der Nordtribüne wie beim Spiel gegen den 1. FC Nürnberg für unser Spruchband wurde uns Dienstag von der Fanbetreuung telefonisch mitgeteilt. Begründet wurde das Verbot uns gegenüber mit Beschwerden von Sponsoren. Zudem sei es zukünftig aufgrund der Corona-Problematik nicht mehr möglich, dass Fans die Spruchbänder im Stadion aufhängen, sondern dies müsse über die Fanbetreuung geschehen.

Am gleichen Tag wurde uns schriftlich per Mail mitgeteilt, dass „der Vermarkter mitgeteilt habe, dass mehrere Sponsoren/Partner das Spendenbanner als zu nah an der zusätzlichen LED Bande monierten.“ Zusätzlich wurde die Befestigung des Spruchbandes kritisiert, die nicht ausreichend gewesen sein soll. Dazu das Angebot das Spruchband beim Spiel gegen den Karlsruher SC ab Reihe acht über zwei Stuhlreihen zu legen, was unserseits aus Gründen der Lesbarkeit keine Alternative darstellte.

Wenn Infront oder die VfL Osnabrück GmbH & Co.KGaA nun also von „Verwunderung“ hinsichtlich unseres Statements sprechen, obwohl hier lediglich die uns übermittelte Faktenlage wiedergegeben wird, ist dies einfach nur ein Versuch von den eigenen Fehlern abzulenken und unsere Glaubwürdigkeit in Frage zu stellen. Die Begründung durch eine vermeintliche Beschwerde von Sponsoren/Partnern haben wir uns schließlich nicht selbst ausgedacht, sondern liegt uns in diesem Fall sogar schriftlich vor.

Im Statement von Infront/VfL ist nunmehr auf einmal auch noch die Rede von weiteren Aspekten, wie dem einer möglicherweise erhöhten Brandlast. Das Spruchband war dabei beim Spiel gegen den FCN nicht wie behauptet „direkt an der LED-Bande angebracht“, sondern an einer Konstruktion aus Fahnenstangen dahinter (siehe Foto unten, vom Spiel gegen den 1. FC Nürnberg).

Außerdem bestand das Spruchband aufgrund von Vorgaben der Feuerwehr aus feuerfestem B1- Material. Wer nun eine Brandgefahr durch ein feuerfestes Spruchband in ca. 1,5m Entfernung zu nicht gerade für ihre ausgiebige Hitzeentwicklung bekannten LED Leuchten fürchtet, dem wünschen wir schon einmal vorab viel Spaß unterm heimischen Tannenbaum.

Warum gehen wir bei dieser Geschichte so ins Detail? Weil dort bekanntlich der Teufel steckt. Es geht uns nicht darum, ob das Spruchband in Reihe 1 oder Reihe 5 hängt, sondern schlichtweg darum, wie Verantwortliche der KGaA intern mit uns kommunizieren und wie die KGaA diese völlig misslungene Aktion nach außen offensiv bewusst falsch darstellt, anstatt glaubhaft Selbstkritik zu üben. Das ist leider in der Tat sinnbildlich dafür, wie mit der aktiven Fanszene und ihren Vertretern gesprochen und umgegangen wird.

Das erleben wir hier zum wiederholten Male und sehen uns leider darin bestätigt, dass an einem echten Dialog, nicht einmal bei Themen wie der Spendenaktion, absolut kein ehrliches Interesse besteht. Dieses Misstrauen in Verbindung mit künstlichen Hürden und Falschmeldungen entbehrt jeder Grundlage und nimmt uns jede Motivation für eine konstruktive Zusammenarbeit.

Hinter dieser Mentalität steht eine Kultur des Abschottens seitens des VfL – ob e.V. oder KGaA – die sich im Zweifel auch der Falschdarstellungen bedient. Und das nicht nur bei diesem neuen absurden Kapitel. Wir sind sicher keine Kinder von Traurigkeit und unsere Argumente für unser Handeln mögen nicht für alle immer vollumfänglich verständlich sein, aber wir verstecken uns zumindest nicht hinter fadenscheinigen Behauptungen und stumpfen Lügen.

Nichtsdestotrotz hoffen wir, dass dieser traurige Höhepunkt gleichzeitig als Wendepunkt verstanden wird und ein Umdenken stattfindet, das eine konstruktive Zusammenarbeit auf Augenhöhe im Sinne des VfL ermöglicht. Wir werden dieser nach wie vor nicht im Wege stehen.

Fanfotos VfL Osnabrück




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