12.09.2019 - Stuttgarter Kickers

Wie SVK-Fans mit Standortwechsel eine Blocksperre umgingen


Im Württembergischen Fußball-Verbandspokal kam es am Dienstagabend zum Spiel Stuttgarter Kickers gegen den VfR Aalen. Die Polizei stufte die Partie zum Unverständnis der SVK-Fanszene als Risikospiel ein, weshalb nach Abpfiff das eigentliche Stimmungszentrum der SVK-Fans gesperrt werden sollte.

Doch die Fanszene der Stuttgarter Kickers führte diese Maßnahme ad absurdum. Ursprünglich sollte das Verbandspokalduell auf Wunsch der Polizei bereits um 17:00 Uhr angepfiffen werden. Doch der SVK erwirkte, dass doch erst um 19:00 Uhr gespielt wurde. Gleichzeitig bekam der Verein jedoch die Auflage, dass der B-Block im Stadion auf der Waldau nach Abpfiff noch geschlossen bleibt, damit die Gästefans abreisen können, ohne mit SVK-Fans in Kontakt zu kommen. Die Ultras der Stuttgarter Kickers, die Blauen Bomber, entschieden sich deshalb dazu, nur die erste Halbzeit im B-Block zu verbringen und in der Halbzeitpause in den G-Block zu wechseln, um die Sperre von Block B nach Abpfiff zu einem sinnlosen Unterfangen für die Polizei zu machen. Die SVK-Ultras hatten sogar über einen Boykott des Pokalspiels nachgedacht, das der Fünfligist aus Stuttgart gegen Viertligisten aus Aalen letztlich mit 2:1 gewann. Man entschied sich jedoch gegen ein Fernbleiben, um die eigene Mannschaft nicht im Stich zu lassen.

„Wir wurden also vor die Situation gestellt, in der dritten Runde des WFV-Pokals (zwischen einem Fünft- und einem Viertligisten) massiven Einschnitten in den freien Stadionbesuch ausgesetzt zu sein. Viele Alternativen gingen uns daraufhin durch die Köpfe, unter anderem ein Fernbleiben des Spiels! Dies schied für uns aus, weil uns bewusst war, dass wir durch unsere Stimmgewalt und die Unterstützung der Mannschaft maßgeblich zum Ausgang des Spiels beitragen. Die Mannschaft und die Verantwortlichen haben dies nach dem Spiel mehrfach betont. Einfach so hinnehmen wollten wir diese gravierende Einschnitte in unsere Freiheit allerdings nicht. Uns war zu diesem Zeitpunkt bewusst, dass wir damit denen, die sich stark für uns eingesetzt haben, auf die Füße treten, weil sie der Polizei und dem Verband gegenüber Zugeständnisse gemacht, diese mit uns abgesprochen und von Anfang an für eine friedliche Lösung und einen transparenten Dialog gekämpft haben. Danke an dieser Stelle an Kim Stehle und Gerd Andrae. Wir entschieden in der Folge aller Überlegungen, Halbzeit eins wie gewohnt vom B-Block aus zu Supporten und in Halbzeit zwei in den G-Block zu wechseln. Ohne jegliche Zwischenfälle begaben wir uns ins Stadion, eingedeckt mit Karten, für den G-Block, starteten den Support in der 1. Halbzeit vom B-Block aus und begaben uns in der Pause ohne jegliche Hektik und Zwischenfälle in Block G. Die Polizei nahm dies zum Anlass uns, gemeinsam mit dem Verband, eine Klage wegen Hausfriedensbruchs und Stadionverbot für die Oberliga anzudrohen, wenn wir uns nicht in Block B zurückbegeben. Dabei wurden alle Argumente unsererseits als nichtig abgetan und ein bislang völlig friedlich ablaufender Spieltag wurde konsequent ausgeblendet. Uns war zu diesem Zeitpunkt auch nicht ersichtlich wer alles von dieser Maßnahme betroffen ist! Rechtfertigt die Tatsache dass man Mitglied in einer Gruppe ist es um Opfer dieser Kollektivstrafe zu werden? Auch wenn man vorher noch nie mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist ? Oder reicht gar schon die pure Anwesenheit im B-Block aus? So richtig schlüssig war die Argumentationskette nicht. Vielmehr ging es wohl darum, den Willen durchzusetzen, Stärke zu demonstrieren und durch weitere Repressionen eine völlig überzogene Einsatzstrategie zu rechtfertigen. Wir blieben im Anschluss des Spiels wie vorab beschlossen im G-Block, feierten mit unserer Mannschaft den Sieg und gingen nach verzögerter Abreise der Aalener Fans ohne weitere Vorkommnisse nach Hause. Lange Gesichter bei manch eingesetztem Beamten, der sich insgeheim wohl gewünscht hat, dass man die sehr eng gesteckte rote Linie übertritt und man mit drakonischen Maßnahmen eine völlig überzogene Einsatzstrategie rechtfertigen und untermauern kann. Wir lassen uns kein Derby aufzwängen! Wir lassen uns nicht kriminalisieren! Wir lassen uns unser Stadionerlebnis nicht durch sinnfreie Maßnahmen verderben und wir lassen uns nicht im eigenen Stadion einsperren! Ohne jegliche Grundlage aus der jüngeren Vergangenheit versuchen die neuen verantwortlichen Polizeikräfte um SKB Sicker und Einsatzleiter Reich mit einer Hardlinermentalität die Fans der Stuttgarter Kickers zu kriminalisieren, Geschehnisse aus der Vergangenheit zu dramatisieren und uns im Erleben unseres Stadionbesuchs massiv einzuschränken. Dabei schreckt man nicht davor zurück, Fehlinformationen zu streuen, man hätte Erkenntnisgewinne aus der Fanszene, dass man versuchen wolle, Aalener Fans bei der An- und Abreise anzugreifen. Das ist schlicht und ergreifend gelogen! Ein schlechter Versuch, die getroffenen Maßnahmen zu rechtfertigen. Vielleicht beschäftigt man sich beim nächsten internen Treffen im Innenministerium mal damit“, blicken die Blauen Bomber in einer ausführlichen Stellungnahme auf das Pokalspiel und die Begleiterscheinungen ab Dienstagabend zurück. (Faszination Fankurve, 12.09.2019)

Fanfotos Stuttgarter Kickers




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