23.09.2011 - 1. FC Köln

Wilde Horde Capo erhält Stadionverbot nach Fäkalattacke


Die Wilde Horde, Ultras des 1.FC Köln, kritisiert das Stadionverbot, das der FC Schalke 04 gegen den Kölner Vorsänger verhängt hat und beteuert dessen Unschuld. Beim Kölner Gastspiel auf Schalke erhielten drei Kölner Fans Stadionverbot, nachdem mit Fäkalien gefüllte Becher aus dem Gästeblock flogen. Der Capo wird durch einen einzigen Zeugen belastet.

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme der Wilden Horde aus deren Kurvenflyer:

Ungerechtfertigte Stadionverbote – 1. Akt, 3. Szene, 12. Bild

Nach unserer Auswärtsbegegnung in Schalke war der mediale Aufschrei aufgrund der schon von uns an anderer Stelle angesprochenen unnötigen Situationen bekanntlich mal wieder so hoch, dass man schon gespannt sein durfte, in welcher Form die „herrschenden Fußballobrigkeiten“ handeln würden. Würde man erst mal abwarten, bis die Strafverfahren abgeschlossen, die Videoaufnahmen von Polizei und Ordnungsdienst ausgewertet und die Zeugenaussagen überprüft worden sind oder verfährt man weiter nach altem und uns leider bekannten Muster? Auch wenn wir die Antwort auf diese Frage eigentlich schon wussten, besteht immer noch ein wenig die Hoffnung auf eine gerechtfertigte und verhältnismäßige Handlungsweise bei der Erteilung von Stadionverboten.

Wir möchten in diesem Zusammenhang auch nicht groß rumheulen, wissen wir doch, was sich im Gelsenkirchener Gästebereich zugetragen hat und dass wir die Geschichte zu spät verhindert haben. Alleine aus diesem Grund fiel der Szene-, aber auch gruppeninterne Aufschrei nach Unverhältnismäßigkeit aus.

Darauf hinweisen, dass jemand zu Unrecht ein Stadionverbot erhalten hat, möchten wir aber dennoch und wir stellen uns daher die Frage, ob man in Deutschland immer noch als unschuldig gilt, wenn die Schuld noch nicht bewiesen worden ist? Zumindest in den Fußballarenen dieses Landes ist diese Frage wohl leider zum größten Teil immer noch zu verneinen!

So wurden im Nachgang des Spiels insgesamt drei FC-Fans mit Stadionverboten vom FC Schalke 04 belegt. Bei zwei Fällen können wir nicht ausschließen, inwiefern etwas passiert ist. Hierfür fehlen uns zum Einen die Namen, da diese nicht zu unseren Mitgliedern gehören, zum Anderen aber auch die Daten und Fakten zu den Fällen. Außerdem möchten wir, ohne mit diesen Personen Rücksprache gehalten zu haben, nicht auf aktuell laufende Strafverfahren eingehen.

Beim dritten erteilten Stadionverbot sieht das zweifelsfrei etwas anders aus und darauf möchten wir an dieser Stelle kurz eingehen: So können wir zu 100 % davon ausgehen, dass dieser beschuldigte FC-Fan nicht mit Bechern geschmissen hat. Die Wilde Horde Köln 1996 ist sich als Gruppe deswegen so sicher, weil dieser FC-Fan, bekannt als Nassauer, nicht nur seit etlichen Jahren ein Mitglied unserer Gruppe, sondern neben dem Schell seit einigen Jahren Capo dieser Südkurve ist.

„Da muss doch dann auch was passiert sein“, denkt sich der noch an Gerechtigkeit glaubende Normalbürger, wenn er solche Zeilen lesen muss und er sich überhaupt noch für das vermeintliche „Repressionsjammern der Ultras“ interessieren sollte. Und wir können aus einem solchen Standpunkt heraus auch bis zu einem gewissen Maß nachvollziehen, dass es schwer zu glauben ist, wenn jemand ein bundesweites Stadionverbot für drei Jahre erhält, obwohl er nichts gemacht hat.

Diese These erfüllt sich dieses Mal allerdings nicht und leider tragen sich derartige Fälle Woche für Woche in den verschiedensten Stadien dieser Republik zu. Mehr noch kann man eigentlich davon ausgehen, dass diese Vorgehensweise ein Stadionverbot zu erteilen, bevor die Schuld gerichtlich bewiesen wurde, scheinbar die Regel bei den Vereinen hierzulande darstellt. Und auch, wenn man hier auf das oftmals so betitelte „Hausrecht“ pocht, ist es hinsichtlich des Jedem frei zugänglichen Volkssport Fußball ein Unding derartige Geschichten über das Hausrecht zu regeln; frei nach dem Motto: „Wer mir nicht gefällt, wird nicht rein gelassen.“ Immerhin befinden wir uns, wenn wir von Fankultur sprechen, noch in einem Stadion und nicht in einem geschlossenen Skatverein, bei dem man die Spreu von Weizen trennen kann. Fußball muss zugänglich für alle sein, auch für diejenigen, die scheinbar nicht ins „Konzept“ passen.

Wie dem auch sei: Unser Vorsänger ist derzeit mit einem bundesweiten Stadionverbot belegt und dies, obwohl er die ihm vorgeworfene Tat nicht begangen hat. Der Verein, FC Schalke 04, beruft sich, wohl neben dem Anraten der Polizei, auf eine bei der Polizei abgegebene Zeugenaussage, die für die Erteilung des Stadionverbotes scheinbar schon ausgereicht hat. Schade, dass hier die Aussage eines Einzelnen reicht um ein Stadionverbot zu erteilen. Die Aussortierung von Fans, die von Vereinsführungen nicht gewünscht sind, müsste dementsprechend ja ein Leichtes sein. Wir werden natürlich alles dafür tun, dass unser Vorsänger wieder ins Stadion darf und haben, neben dem Rechtsweg, auch schon zusammen mit der Fanabteilung des 1. FC Köln Lösungsvorschläge in der Hoffnung erarbeitet, dass man das Stadionverbot in Gelsenkirchen so schnell es nur irgendwie möglich erscheint aufheben wird. In diesem Zusammenhang müssen wir uns für die positive Mitarbeit der FC-Fanabteilung bedanken, aber auch gleichzeitig darauf hoffen, dass derartige Vorgehensweisen in unserer Stadt nicht auf der Tagesordnung stehen. Während unser Vorsänger nun auch den Leidensweg eines Stadionverbotlers zu gehen hat, wird Schell zunächst alleine auf dem Podest weiter machen – natürlich in der Hoffnung, dass man bald wieder zu zweit die Kurve anheizen kann.

Allen Vereinsfunktionären sei zum Abschluss gesagt, dass sie nicht alleine über Recht und Unrecht in einem eigentlichen Rechtsstaat verfügen und dementsprechend Fans den Zutritt in das Stadion ohne Verurteilung verwehren sollten. Nicht, dass die Erteilung eines Stadionverbotes, insbesondere im Ernstfall, ohnehin schon zu kritisieren ist. Die Erteilung eines Stadionverbotes, bei dem die Schuld noch nicht nachgewiesen wurde bzw. es sich im Nachhinein als ungerechtfertigt erteilt heraus stellt, ist für uns schlichtweg untragbar!

Wilde Horde Köln 1996 gegen Stadionverbote!

Fanfotos 1. FC Köln




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