10.12.2015 - Adventskalender Türchen 10

Wilde Horde sorgte für UMG-Auflösung


Am 16. März 2008 verschafften sich drei Ultras des 1. FC Köln Zugang zu dem Raum im Borussia Park, der von den Ultras Mönchengladbach (UMG) als Fahnenlager genutzt wurde. Die Kölner entwendeten dort unter anderem die UMG-Heimfahne, die sich deshalb am 20. März 2008 auflösten.

„In den Abendstunden nach dem Heimspiel gegen den FC St. Pauli ist es drei unbekannten Jugendlichen gelungen, in unseren Fahnenraum im Stadion zu gelangen. Dort entwendeten sie unter anderem unsere Heimspielzaunfahne. Somit ist das Herzstück der Gruppe UMG kampflos in die Hände des Erzfeindes gelangt. Für uns ist die Zaunfahne das Zentrum der Gruppierung: Man trifft sich hinter der Fahne, man verteidigt die Fahne, sie ist der Mittelpunkt, der die Gruppe nach außen repräsentiert und hinter der ein verschworener Haufen unsere Schwarz-Weiß-Grünen Farben würdig vertritt. Es ist für uns deshalb unvorstellbar, noch einmal hinter diesem Namen zu stehen, der sich nun in den Händen des Feindes befindet. Dieser Schritt war für uns natürlich ein sehr schwerer, aber aus unserem eigenen Selbstverständnis leider ein unausweichlicher!!“, hieß es damals in der Auflösungserklärung der Ultras Mönchengladbach. Dass die Kölner Ultras sich mit gefälschten Ausweisen Zutritt zu dem Fahnenlager verschafft haben sollen, ist nur eine der vielen Unwahrheiten, die sich nach solchen Diebstählen hartnäckig halten.

Schon am 07. April 2008 konnten die Mönchengladbacher Ultras ihre ehemalige Zaunfahne wiedersehen. Beim Zweitligaspiel zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach präsentierte die Wilde Horde das Banner am Zaun der Südkurve im Müngersdorfer Stadion. Zuerst gingen in der Südkurve zahlreiche aneinandergenähte Schwenkfahnen der Mönchengladbacher Fanszene hoch. "Wir wollen die Fahne sehen!", skandierten zu diesem Zeitpunkt große Teile des Müngersdorfer Stadions. Im Schutz dieser Blockfahne vermummten sich Kölner Ultras und stiegen anschließend auf den Zaun der Südkurve, um ihren Rivalen im Gästeblock die Heimfahne der zu diesem Zeitpunkt bereits aufgelösten Ultras Mönchengladbach unter die Nase zu halten. Im Stadion brach auch außerhalb der Südkurve Jubel und Applaus aus. Im Gästeblock sorgten Mönchengladbacher Ultras für eine Spielunterbrechung, da sie mit Pyrotechnik umherwarfen. Polizisten brachten die Situation jedoch schnell unter Kontrolle. Später präsentierte die Wilde Horde noch ein in Mönchengladbach geklautes Spruchband mit der Aufschrift „Versager“. Dieses wurde nicht verkehrt herum präsentiert, sondern vielmehr als Botschaft genutzt, um dem Rivalen zu sagen, was man von ihm hält. Die Rache für den Verlust der Wilde Horde Sektion Berg. Land Zaunfahne war somit gelungen.


Die Mönchengladbacher Ultràszene musste sich nach der UMG-Auflösung, wie schon nach dem Verbot des Scenario Fanatico, neustrukturieren. Die Szene splittete sich in mehrere Kleingruppen, wie Obsession, Begleitservice, Banda Sud und Sottocultura auf, die gemeinsam unter dem Namen „Block 1900“ auftraten und im Oberrang der Nordkurve eine neue Heimat fanden. Erst nach Jahren ging Sottocultura aus dieser Phase als neue führende Gruppe in Mönchengladbach hervor und die Ultras zogen wieder in den Unterrang der Nordkurve im Borussia Park. (Faszination Fankurve, 10.12.2015)

Die bisherigen Geschichten zu geklauten Zaunfahnen:
Rude Boys Auflösung nach Zaunfahnenverlust
Verlust des Auswärtsbanners führte zum Tod des Löwen
Phönix Sons Zaunfahne in Cannstatter Kurve
Sektionsbanner der Horde am Niederrhein
Als das Herz der Südkurve München in Nürnberg landete
Wie die Barflies United Fahne in Rostock landete
UF97 Sektion NRW an Kaiserslautern
Brigade Nord an Desperados Dortmund
Ultras Darmstadt Zaunfahne an Ultras Frankfurt






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