01.01.2005 - BAFF

Wintertreffen - Goldener Schlagstock geht nach Freiburg


Dass Fußballfans mehr können, als saufen, singen und raufen, findet als Erkenntnis immer mal wieder Eingang in die Berichterstattung gängiger Massenmedien. Dass sie – wie beim Bündnis aktiver Fußballfans (BAFF) – nunmehr kontinuierlich seit elf Jahren pro Jahr zwei Ar- beitstreffen abhalten und dort fußballspezifische und zugleich gesellschaftsrelevante Themen diskutiert werden, ist nicht ganz so weit verbreitet.

Beim Wintertreffen in Oer-Erkenschwick versammelten sich ca. 50 Aktivisten aus ganz Deutschland für zweieinhalb Tage unter dem Motto „Datenschutz, Überwachung und WM 2006 – Fußball-Fans als Versuchskaninchen?“ Dementsprechend galt das Hauptaugenmerk dem Thema Ticketing bei der WM 2006 samt dem geplanten Einsatz der RFID-Chips. Ein Vertreter von Foubud e.V. (einem Verein, der sich kritisch mit allen Formen der digitalen Überwachung auseinandersetzt) und die Pressesprecherin der NRW-Datenschutzbeauftragten waren zur Diskussion gekommen. Es wurde deutlich, dass diese RFID-Chips auf den Tickets dazu dienen können, Bewegungsprofile im Sinne einer perfekteren Kommerzialisierung zu erstellen. Auch die polizeilichen Möglichkeiten werden offenbar vergrößert. Nachdem deren „Datei Gewalttäter Sport“ mehrfach von BAFF als wahllos und willkürlich bezeichnet worden war, verwunderte es kaum, dass die RFID-Chips beim BAFF-Treffen auf einheitliche Ablehnung stießen.

Ergänzend zum Thema WM berichtete Michael Gabriel von der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) über die geplanten Fanbetreuungsmaßnahmen. Beim KOS-Vortrag konnte man zu der Ansicht kommen, dass es dank des kritischen und konstruktiven Engagement von Pro Fans, BAFF und den Fan-Projekten offenbar gelungen ist, das WM-Organisationskomitee davon zu überzeugen, vermehrt auf die Schiene der Gastlichkeit zu setzen. Zumindest auf dem Papier sind Fanbotschaften und allerhand Maßnahmen geplant, die u. a. BAFF schon vor Jahren gefordert hatte.

Neben der WM widmete man sich in Arbeitsgruppen den Themen „Antisemitismus im Fußball“, „Migration“, „Stadionverbote“ und „Amateurteams von Profivereinen in den unteren Ligen“. In Sachen „Stadionverbote“ wurde vom Fortgang der Gespräche mit dem DFB berichtet und gemeinsam mit Pro Fans die Idee für ein Konto zu Gunsten eventueller gerichtlicher Präzedenzfälle entwickelt. Zum Thema „Amateurteams“ legten Vertreter der „Violet Crew“ aus Osna-brück und der Oldenburger Faninitiative (OFI) einen Fragebogen vor, mittels dessen die Situation und Interessenlagen der Vereine in Erfahrung gebracht werden sollen.

Etwas überraschend verlief die alljährliche Verleihung des „Goldenen Schlagstocks“. Dieser ging an Freiburg, also die dortige Polizei, den Ordnungsdienst und den Verein. Grundlage dieser Entscheidung, die schon für Diskussionen sorgte, sind die Stadionverbote gegen Anhänger des VfB Stuttgart, der Kieferbruch eines 16-Jährigen sowie Polizeieinsatz und Stadionverbot gegen Mainzer, die sich gegen Nazis im Block wehrten.

Wie üblich kam neben vielen ernsten Themen auch der Spaß nicht zu kurz. So belebte die Ankündigung eines eigenen WM-Maskottchens namens „Prolleo“ die Phantasie der Anwesenden. „Prolleo“ könnte womöglich dafür sorgen, dass die BAFF-Aktivitäten an der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise, wie auch in den elf zurückliegenden Jahren, nicht auf große Gegenliebe stoßen. (Faszination Fankurve, 01.01.2005)






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