30.04.2020 - SC Freiburg

„Wir arrangieren uns schweren Herzens mit Geisterspielen“


Die Natural Born Ultras vom SC Freiburg haben sich zu den möglichen Geisterspielen zu Wort gemeldet, mit denen die Bundesliga in der anhaltenden Corona-Pandemie fortgesetzt werden könnte und erklärt, unter welchen Bedingungen sich die Gruppe mit Geisterspielen arrangieren könnte.

„Für Fußball war und ist in dieser Situation kaum Platz. Und auch jetzt führt die immer wahrscheinlicher werdende Wiederaufnahme des Spielbetriebes zu keiner Freude. Kein aktiver Fußballfan kann von sich behaupten, dass er Spiele gerne im TV und dann auch noch ohne Fans im Stadion verfolgt. Das ist schlimmer als Stadion-, Stadtverbot und Meldeauflagen zusammen. Wie kann man so etwas auch nur im Geringsten tolerieren? Auf lange Sicht sind Geisterspiele und die dadurch erzielte Finanzspritze durch TV-Gelder dennoch die kleineren Übel, die den Fußball in dieser Krise treffen. Die zweifelsohne durch viele Vereine selbst herbeigeführte Notlage, muss Konsequenzen in den jeweiligen Vereinen für die dort verantwortlichen Personen haben. Dies darf aber nicht dazu führen, dass die Clubs ihre Liquiditätslücke am freien Kapitalmarkt schließen. Vereine finanzieren sich eben nicht wie andere Unternehmen des Mittelstandes über Eigenkapital und Banken. Auch in normalen Zeiten führt dies zu einer Schwäche die zu abenteuerlichen Finanzierungsmodellen führt. Nun führt dies unweigerlich zur Aufnahme von externen Geldgebern und Investoren. Soll man den jahrelangen Kampf für 50+1 gegen die steigende Kommerzialisierung und Ausverkauf der Seele der wenigen übrig gebliebenen „eingetragenen Vereine“ einfach so aufgeben? Wo wird das benötigte Geld zum Überleben aufgetrieben, sobald dem Premiumprodukt Bundesliga das letzte Geld ausgeht? Dem Fall von 50+1 und dem Ausverkauf des letzten Stückes Seele steht nichts mehr im Wege. Entscheidend für die Hinnahme der Geisterspiele ist, dass derzeit überhaupt nicht absehbar ist, wann überhaupt wieder Spiele mit Zuschauern möglich sind. Die Politik bemüht sich derzeit darum, der Bevölkerung, durch diverse Lockerungen der allgemeinen Einschränkungen, eine Wende zum Guten zu suggerieren. Ein Ende der Pandemie und die Rückkehr zur vollständigen Normalität und zu Rückgewinnung unserer Freiheit ist derzeit zeitlich jedoch nicht absehbar. Selbst einem gut und nachhaltig geführten Verein wie dem Unseren, steht nach absehbarer Zeit ohne Einnahmen das Ende bevor. Anderen deutlich früher. Es müssen daher neue Regelungen und Leitplanken gefunden werden, die den Fußball auch durch künftige Krisen führen“, heißt es dazu in der Stellungnahme der Natural Born Ultras.

Die konkreten Forderungen der Natural Born Ultras lauten, dass die 50+1-Regel, die in Deutschland den Einfluss von Investoren begrenzt, erhalten bleiben muss, dass TV-Einnahmen von der Liga zurückbehalten und in Krisen verteilt werden, dass Fernsehgelder über eine Saison hinaus nicht gepfändet werden, dass Financial Fairplay auch in Deutschland eingeführt und durchgesetzt wird sowie dass Korruption bekämpft und die Vergangenheit lückenlos aufgedeckt wird.

„Wir arrangieren uns schweren Herzens mit Geisterspielen, wenn auch DFB, Liga und Vereine Konzepte vorlegen, die gesellschaftliche Verantwortung, nachhaltigeres Wirtschaften und einen solidarischen Umgang mit unterklassigen Vereinen erkennen lassen. Jetzt ist die Zeit gekommen, den Fußball zu retten und gleichzeitig neu auszurichten, auch wenn der Weg dorthin eine lange Durststrecke bedeutet! Der Sport-Club Freiburg e.V. darf nicht fallen, nur, weil wir Geisterspiele hassen. Manchmal ist der Weg zum Ziel nur durch den Biss in einen sauren Apfel zu erreichen. Nur wer gestärkt durch die Krise kommt, profitiert davon. Niemand will 36 Kapitalgesellschaften im Profisystem haben oder eine geschlossenes Ligensystem nach nordamerikanischem Vorbild“,betonen die Natural Born Ultras nochmal, dass man eine Fortsetzung der Bundesliga mit Geisterspielen nur schweren Herzen akzeptiert, gleichzeitig aber Reformen im deutschen Profifußball notwendig sind.

Zum Thema Fanaktivitäten bei Geisterspielen haben die Natural Born Ultras eine eindeutige Meinung und lehnen Pappfiguren, Fangesänge vom Band und zusätzliche Werbeflächen auf leeren Zuschauerrängen ab: „Pappfiguren im Stadion aufzustellen ist bescheuert. Fangesänge vom Band gehen gar nicht… Die Tribünen als zusätzliche Werbefläche zu benutzen: No-Go! Geisterspiele sind Fußballspiele ohne Zuschauer, so dass wirklich jedem bewusst wird – Fußball ist alles. Fußball ohne Fans ist nichts!“, so die deutlichen Worte der Natural Born Ultras weiter. (Faszination Fankurve, 30.04.2020)

Fanfotos SC Freiburg




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