03.02.2017 - Lukas Podolski

„Würde lügen,wenn ich sage,dass es nicht geil aussieht“


Im Interview mit Faszination Fankurve spricht der ehemalige Nationalspieler Lukas Podolski über seine Nähe zu den Fans des 1. FC Köln, über Stimmung in den Stadien, in denen er auflief und über das Thema Pyrotechnik. Podolski verspricht in dem Interview eine Rückkehr in die Kölner Südkurve.

Faszination Fankurve: Bei welchem eigenen Länder- und bei welchem eigenen Clubspiel herrschte bisher die eindrucksvollste Atmosphäre im Stadion?
Lukas Podolski: Das waren früher immer die Derbys mit dem FC! Mir ist dabei das Spiel gegen Gladbach im Jahre 2003 besonders in Erinnerung geblieben. Zum ersten Mal war das neue Stadion auf allen Tribünen geöffnet. In dem Spiel habe ich getroffen und wir haben gewonnen. Die Stimmung war sensationell! Natürlich sind auch die Derbys in Istanbul gegen Fenerbahce etwas ganz Besonderes. Das muss jeder Fußball-Fan mal miterlebt haben.

Faszination Fankurve: Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten bei der Art der Fanunterstützung konnten Sie in Deutschland, England, Italien und der Türkei feststellen?
Podolski: Deutschland und England sind von der Infrastruktur sehr zu vergleichen. Alles ist top organisiert, die Stadien sind sehr modern und immer ausverkauft. In Italien war der Zuschauerschnitt sehr niedrig, die Stadien waren alt und die Stimmung nicht so gut. In der Türkei sind leider nur die Derbys richtig voll. Aber die Stadien sind alle top, da kann man sich nicht beschweren.

Faszination Fankurve: Welche Stadien haben Ihnen in ihrer bisherigen Karriere am besten gefallen?
Podolski: Ich bin ja jetzt schon lange dabei und habe einiges gesehen. Jedes Stadion hat seinen eigenen Charme, egal ob Bundesliga oder Regionalliga. Ich habe mich immer auf jedes Stadion, ob wir in Aserbaidschan oder in Köln gespielt haben, entsprechend eingestellt und gefreut.


Faszination Fankurve: Wie würden Sie ihr Verhältnis zu den Kölner Fans beschreiben?
Podolski: Das war Liebe auf den ersten Blick, die immer noch da ist und bis zu meinem Tod nicht vergehen wird!

Faszination Fankurve: Wie fühlt man sich als aktiver Spieler, der bereits zwei Mal in Choreografien der Wilden Horde vorkam?
Podolski: Als ich das gesehen habe, hatte ich Gänsehaut! Ich glaube, dass es nicht unbedingt üblich ist, dass ein aktiver Spieler so oft in Choreografien vorkommt. Das habe ich auch aus der Entfernung wahrgenommen und hat mich mega gefreut. Da ist ein Danke zu wenig und da bin ich sehr stolz drauf!


Faszination Fankurve: Besuche bei Veranstaltungen der Wilden Horde machten Sie zuletzt öffentlich. Wie steht es zu Ihren Kontakten in die Kölner Fanszene?
Podolski: Ich muss mich nicht verstecken, ich bin ja schließlich auch einer von ihnen. Die Fans haben mir so viel gegeben, auch wenn es mal nicht so lief wie ich wollte. Wenn ich mal im Stadion bin, fühle ich genau wie die FC-Fans in der Südkurve. Deswegen habe ich auch den Südkurven-Cup im vergangenen Jahr besucht. Das mache ich auch nicht, um Bonus-Punkte zu sammeln, sondern einfach weil es mir Spaß macht.


Faszination Fankurve: Gibt es von ihrer Seite auch noch Kontakte in die Fanszenen von Arsenal FC, Bayern München, Górnik Zabrze oder Galatasaray?
Podolski: Ich habe überall Kontakte gesammelt, weil es mir immer wichtig war. Aber nirgends war es so eng, wie in Köln. Wenn ich in Istanbul, München oder London auftauche, dann reagieren die Leute aber auch positiv. Ich finde auch, dass es eine schöne Sache ist, wenn man so in Erinnerung behalten wird.

Faszination Fankurve: Über Pyrotechnik wird häufig debattiert. Für die einen ist es Stilmittel der Fankultur und sorgt für Atmosphäre, für andere ist und bleibt es zu Recht verboten. Wie steht man als Spieler, der in mehreren Länder aktiv war, zu Pyrotechnik in den Fankurven?
Podolski: Generell habe ich nichts gegen Pyrotechnik. Es ist nur ein Problem, wenn man Leute damit in Gefahr bringt. Man sollte sich bewusst sein, dass es sehr gefährlich sein kann. Aber ich würde lügen, wenn ich sage, dass es nicht geil aussieht.


Faszination Fankurve: Welche Rolle spielen Medien und soziale Netzwerke in der heutigen Zeit für Sie innerhalb des Fußball-Business?
Podolski: Ich bin mit den Medien und den sozialen Netzwerken aufgewachsen. Ich nutze Facebook und Co., um den Fans einen Einblick in mein Leben zu bieten. Ich mache das alleine. Es ist mir dabei wichtig, dass die Leute wissen, dass keine Agentur dahintersteckt.

Faszination Fankurve: Welche Art von Fußballfan waren Sie bevor die eigene Profikarriere startete?
Podolski: Ich war einer von den Jungs auf der Südkurve. Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich im alten Stadion, damals mit meinem Kumpel Nassim, immer erst am Dönerwagen stand, um dort was zu essen, bevor wir in die Kurve gingen. Dann haben wir die Spiele geschaut und anschließend haben wir Becher eingesammelt. Da haben wir teilweise richtig Kohle gemacht und sind mit 130 Mark nach Hause gefahren.

Faszination Fankurve: Könnten Sie sich nach der eigenen Karriere vorstellen, in der Kölner Südkurve zu stehen?
Podolski: Ja, klar! Dort möchte ich auf jeden Fall bald mal wieder stehen. Leider habe ich im neuen Stadion bislang von der Südkurve aus noch kein Spiel verfolgt, aber das reizt mich total. Vielleicht schaffe ich es noch während meiner aktiven Zeit, sonst wird das nachgeholt, versprochen! (Faszination Fankurve, 03.02.2017)