Wurde die Ultràszene von Hannover 96 ausgeforscht?

In Wennigsen wurde der Leiter einer Bankfiliale zu 15 Tagessätzen je 900 Euro verurteilt, da er Daten eines Polizisten in einen Chat von Ultras aus Hannover gestellt haben soll. Der Prozess brachte jedoch auch zum Vorschein, dass Hausdurchsuchung zur Suche nach sogenannten Zufallsfunden genutzt wurden.

Der Anwalt Dr. Andreas Hüttl äußerte gegenüber der TAZ die Meinung, dass es gar nicht erst zu einem Verfahren hätte kommen dürfen. Im April 2014 durchsuchten Polizei und Staatsanwaltschaft die Wohnungen von Hannover 96 und Eintracht Braunschweig Fans wegen Vorfällen beim Derby im November 2013 (Faszination Fankurve berichtete).

Bei diesen Durchsuchungen wurden Mobiltelefone, Computer, Festplatten und andere Datenträger sichergestellt und ausgewertet. 140 Geräte sollen betroffen gewesen sein. „Das ist ein massiver Grundrechtseingriff und ein bewusstes Suchen nach Zufallsfunden“, kritisierte Anwalt Hüttl das Vorgehen der Polizei in der TAZ.

Fest steht nun, dass die Polizei durch die Hausdurchsuchung auch einen Vorfall von 2011 aufarbeitete. Damals stürmten Polizisten den Fanblock der Roten Kurve bzw. der Ultras Hannover, um nach bengalischen Fackeln zu suchen (Faszination Fankurve berichtete). Der Leiter der Bankfiliale soll anschließend in einen Chat der Ultras geschrieben haben, dass ein Polizist, gegen den wegen Körperverletzung ermittelt wurde, aus Braunschweig komme und Kunde einer bestimmten Bank sei. Damit habe er nach Auffassung des Gerichts gegen Datenschutzgesetze verstoßen. Sein Anwalt sieht das anders und will in Berufung gehen, zur Not bis vor das Bundesverfassungsgericht.

Insgesamt soll es nach Angaben der Zeitung acht Verfahren gegen Fußballfans geben, die auf sogenannten Zufallsfunden bei den Hausdurchsuchungen resultieren. „Das war ein geplanter Angriff auf die informationelle Selbstbestimmung“, wird Anwalt Hüttl in der TAZ zitiert. (Faszination Fankurve, 24.03.2015)

Hier gibt es den gesamten Artikel der TAZ zum Thema.