28.06.2015 - Hannover 96

"Langsam wieder Vertrauen aufbauen"


Im Interview mit Faszination Fankurve spricht Johannes Seidel, Fanbeauftragter von Hannover 96, über die Stimmung, den Boykott der aktiven Fanszene in der vergangenen Saison und wie sich Verein und Fanszene in Zukunft wieder annähern wollen.

Faszination Fankurve: Welche positiven Ereignisse im Fanlager Ihres Vereins bleiben von der abgelaufenen Saison 2014/2015 besonders in Erinnerung?
Johannes Seidel: Die Beziehungen zwischen aktiver Fanszene und dem Verein waren in der letzten Saison an einem historischen Tiefpunkt angekommen. Weite Teile der aktiven Fanszene blieben der Profimannschaft fern und unterstützten nur noch die U23 in der Regionalliga Nord. Gegen Ende des Jahres hat man sich Schritt für Schritt wieder angenähert und die Vergangenheit intensiv aufgearbeitet. Dazu stand man mit Vertretern der Ultraszene, der IG Rote Kurve, der Fanclubs, aber auch nichtorganisierten Fans in einem ständigen Austausch. In nahezu alle fanpolitische Überlegungen im Verein fließen die Ergebnisse und Wünsche dieser konstruktiven Gespräche mit ein und wir sind guter Hoffnung, dass wir mit kleinen Fortschritten langsam wieder Vertrauen aufbauen können.


Faszination Fankurve: Auch negative Ereignisse bleiben in einer gesamten Saison meist nicht aus. Welche Vorfälle haben Sie in der vergangenen Saison besonders geärgert?
Seidel: Es war schockierend zu sehen, wie tief die Gräben zwischen den 96-Fans zu Beginn der letzten Saison waren. Verbale kritische Äußerungen wurden mit Becherwürfen und Gewaltandrohungen quittiert. So etwas hatte ich noch nie innerhalb einer Kurve gesehen.

Faszination Fankurve: In der vergangenen Spielzeit lösten sich Ultràgruppen auf bzw. kehrten der 1. Mannschaft den Rücken zu oder blieben den Spielen fern. Ist Profifußball in Deutschland ohne Ultras denkbar und was würde sich ändern?
Seidel: In Hannover hat man gesehen, dass die Stimmung ohne den organisierten Support nur sehr schwer in Gang kommt. Weiterhin sollte man immer versuchen, gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten. Fan bleibt man schließlich ein Leben lang. Wie in einer Ehe sollte man ständig sein eigenes Handeln hinterfragen, wenn die andere Seite gekränkt oder enttäuscht ist.

Faszination Fankurve: Welche Meldung würden Sie in der kommenden Saison gerne über die eigene Fanszene lesen?
Seidel: „Mannschaft und Fans sind wirklich eine Einheit geworden – was mit gemeinsamer harter Arbeit möglich ist, sieht man in Hannover!“

Faszination Fankurve: Und wie jedes Jahr zum Schluss noch diese Frage: Hat sich bei der Mitnahme von Fanmaterialien in Ihrem Verein etwas geändert? Folgt Ihr Verein bei den erlaubten Fanmaterialien dem Empfehlungsschreiben des DFB?
Seidel: Hannover 96 hat sich umgehend den Empfehlungen des DFB angepasst und bereits im letzten Jahr die Fahnenstocklänge auf 2 Meter erhöht. Weiterhin sind im Gästeblock nun Doppelhalter erlaubt worden. (Faszination Fankurve, 28.06.2015)

Fanfotos Hannover 96




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