21.04.2010 - Unsere Kurve

"Maßnahmen-Paket der DFL" eine Mogelpackung?


Mit Erstaunen nahm das bundesweite Fanbündnis „Unsere Kurve" die Pressemitteilung der Deutschen Fußball Liga zur Kenntnis, wonach diese ein „Maßnahmen-Paket für Sicherheit im Fußball" verabschiedet habe, das am Freitag, den 23. April vorgestellt werden soll.

Die Interessengemeinschaft (IG) „Unsere Kurve" ist ein bundesweiter Zusammenschluss von verschiedenen Vereins-Fanabteilungen sowie Supporter Clubs und diversen, in die jeweilige Fanarbeit der Vereine integrierten Fanorganisationen. Die IG „Unsere Kurve“ vertritt rund 200.000 organisierte Fans und Mitglieder von Vereinen der ersten bis dritten Liga und stellt damit die größte vereinsübergreifende Interessenvertretung dar.

Wie „Unsere Kurve“ in einer Pressemitteilung berichtet, erfuhr man aus den Medien, dass man im Dialog mit Verbänden und Polizei stünde. Man sei verwundert, wenn die DFL von einer „Verbesserung der Kommunikationswege zwischen allen beteiligten Parteien" rede oder einen „kontinuierlichen Dialog aller Beteiligten - vor allem von Fans und Polizei - unter Moderation der Liga" fortsetzen wolle. Außerdem sei man verärgert, dass die DFL durch eine Aneinanderreihung von Begriffen wie „Expertengespräche", „Runder Tisch" und „präventive Fanarbeit" suggeriere, dass man nicht nur über, sondern auch mit Fans und Fanvertretungen spreche.

Wie die IG erklärt, gäbe es seit Jahren keinen Dialog mit den Fans. Es habe seit dem ersten und bislang einzigen bundesweiten Fankongress im Sommer 2007 in Leipzig keine Veranstaltung mehr gegeben, bei der die DFL oder Polizei gemeinsam mit Fans über Sicherheitsfragen diskutiert oder gar Konzepte erörtert habe. Alle Bemühungen von „Unsere Kurve" zu diversen Themen ins Gespräch zu kommen, seien seit Jahren ergebnislos.

Mathias Scheurer, Sprecher des Fanbündnisses „Unsere Kurve“ erklärt: „Die DFL verkauft eine Mogelpackung, ihre ´Runden Tische´ sind nicht rund - es fehlen die Betroffenen, die Fans. Öffentlich bekennt man sich zwar zur Bedeutung eines konstruktiven Dialogs mit den Fans, tatsächlich aber entzieht man sich entweder den Gesprächen oder hält unverbindliche Alibi-Veranstaltungen ohne konkrete Ergebnisse ab. Dies wird dann als ´ergebnisoffener Dialog´ bezeichnet. Ergebnislos wäre treffender."

Die IG fordert die Verbände auf, einen Dialog mit Fans und Fangruppen nicht nur zu predigen, sondern tatsächlich zu führen. „Um den Forderungen einiger Polizeigewerkschaftsführer nach einer finanziellen Beteiligung der Vereine an den Kosten der Polizeieinsätze in der Öffentlichkeit etwas entgegenzusetzen, wird an der Repressionsschraube gedreht: Geisterspiele, Wegfall der Stehplätze, Kürzung der Auswärtskontingente, personalisierte Tickets, noch härtere Vergabepraxis von Stadionverboten, sogar Nacktscanner vor Fußballstadien: kein Vorschlag ist absurd genug, um nicht unterbreitet zu werden“, kommentiert die IG das Vorgehen der letzten Monate. „Dies wird die Probleme verschärfen - schon die Diskussion ist schädlich.“ Die Position der Vereine sowie der besonnenen Fans werde geschwächt.

„Um eine nachhaltige Verbesserung des Verhältnisses der Fans zu Vereinen und Sicherheitsorganen zu erreichen, bedarf es einer kohärenten Fan-Strategie, die nicht nur Sanktionen, sondern auch Anreize vorsieht. Fußballfans brauchen Freiräume und nicht nur Begrenzungen. Solche Anreize könnten zum Beispiel echte Mitwirkungsmöglichkeiten von unabhängigen Fanvertretern auf allen Ebenen sein. Die Vereine brauchen größere Spielräume, um individuelle Absprachen mit ihren Fangruppen treffen zu können“, heißt es weiter.

Die IG steht eigenen Aussagen zufolge nach wie vor für jenen Dialog bereit, den die DFL bereits zu führen vorgibt. Es liege allerdings an den Verbänden, ob sie den Worten Taten folgen lassen wollen. (Faszination Fankurve, 21.04.2010)






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