01.05.2004 - FC St. Pauli

Ärger wegen Stadionverboten


„Stadionverbot, Stadionverbot, wir woll`n alle Stadionverbot!“ schallte es bei den letzten Spielen von den Rängen des Millerntor. Ein Gesang mit trauriger Vorgeschichte. Bisher galt der FC St. Pauli als vorbildlicher Verein im Umgang mit Stadionverboten: Ein Anhörungsverfahren des Beschuldigten und eine Bewertung des Sicherheitsbeauftragter des Vereins gingen einer Sanktionierung voraus. Bedauerlicherweise wurde diese Linie in jüngster Vergangenheit in sechs Fällen verlassen und Präsident Corny Littmann „der sich bereits in den Monaten davor durch erbärmliche und fundamentale Unkenntnis aller Strukturen der Fanszene auszeichnete, überging diese Praxis und stimmte den willkürlichen Stadionverboten zu.“ Und weiter „Es wurden auf abenteuerliche Weise Vorwürfe konstruiert, die den Betroffenen jedoch nicht mitgeteilt wurden. Ein unglaublicher Vorgang, der geltendes Recht und Unschuldsvermutung ad absurdum führt.“ (Stellungnahme der Ultras St. Pauli). Was folgte, war eine massive Empörung. Rund 25 St.-Pauli-Fanpages stellten vorübergehend ihre Seiten offline oder gaben nur Protestseiten frei. Beim darauf folgenden Heimspiel gegen Kiel verließen 300 Fans nach einer halben Stunde geschlossen das Stadion. Solidaritätsbekundenden Spruchbänder durch das Filmstadtinferno Babelsberg und die Schickeria München ließen nicht lange auf sich warten.

Das Fanzine Übersteiger stellt sogar fest: „Vorbei mit „der andere Verein“, nie wieder „Unsere Fans sind das Kapital des Vereins!“, der endgültige Tod des „Mythos“, so es ihn denn je gegeben hat. Der FC St. Pauli von 1910 e.V. ist spätestens mit dieser Entscheidung des selbsternannten Fanpräsidenten ein x-beliebiger Verein geworden, in dem das Präsidium nicht den Mut hat, willkürliche Entscheidungen der Polizei zu hinterfragen.“

Aktueller Stand: Nach Krisensitzungen mit dem Vorstand sowie Fan-Vertretern, hat man beschlossen, nachträglich die Verbote zu untersuchen. Hierbei kam man zu dem Ergebnis, dass fünf Stadionverbote aufgehoben wurden, eines bestehen bleibt, wobei der Betroffene zusätzlich noch ein strafrechtliches Verfahren wegen vermeintlicher Brandstiftung beim Spiel bei den HSV (A) zu erwarten hat.

Das Tischtuch ist aber weiter zerschnitten. In einer Presseinformation des Clubs wird darauf hingewiesen, „dass von Seiten der Polizei weiter eine Gruppe von Fans beobachtet wird, weil diese durch Gewalttätigkeiten auffällig geworden ist.“ Demgegenüber steht die Forderung der USP: „Es wurde klar, dass nach allen dezidierten Analysen und Diskussionen einfach nur die Forderung „Littmann raus!“ bleibt.“ (Faszination Fankurve, 01.05.2004)

Fanfotos FC St. Pauli




Weitere News:
23.11.2021: „Gemeinsam zu eigenverantwortlichem 2G+“
17.10.2021: Neues „Ab in den Süden - Kurve der Ultras“-Video von USP
12.10.2021: Testweise Erweiterung des Stimmungszentrums am Millerntor
04.10.2021: „Kampf den Verbänden“-Erklärung & Gruß an Flyerservice Hahn
13.09.2021: Ultrà Sankt Pauli kehrt zurück in Stadion

Alle 243 News anzeigen