31.07.2020 - FC St. Pauli

„Anderer Fußball ist möglich“: Verein & Fans fordern Reform


Der FC St. Pauli, die organisierte Fanszene und der Fanladen St. Pauli haben unter dem Titel „Ein anderer Fußball ist möglich“ ein gemeinsames Positionspapier verfasst, in dem strukturelle und finanzielle Reformen für den deutschen Profifußball gefordert werden.

Im Positionspapier, das der FS St. Pauli veröffentlichte, prangert der Zweiligist die derzeitgen strukturellen Probleme an, die aus seiner Sicht „nicht durch die Corona-Pandemie verursacht“ wurden. In Folge der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden zwangsbedingten Unterbrechung der Bundesliga sind viele Clubs in finanzielle Engpässe geraten – darunter unter anderem der FC Schalke 04 und der Karlsruher SC.


Ein weiterer Kritikpunkt der Hamburger bezieht sich auf den Umgang mit den Fans: „Darüber hinaus zeigt sich in der Krise einmal mehr der Vertrauensverlust des Sports bei Fans und Öffentlichkeit, die ihm in seiner professionellen Ausprägung häufig auch zu Recht mit Argwohn und Skepsis begegnen. Das ist nicht nur durch die oftmals fehlende Bodenhaftung zu erklären, sondern auch durch den Umstand, dass die Fans als diejenigen, die den Sport mit Leben und Bedeutung füllen und letztlich auch die Grundlage des wirtschaftlichen Erfolgs darstellen, von echter Teilhabe und Mitbestimmung in aller Regel ausgeschlossen sind“, heißt es in der Pressemitteilung.

Der FC St. Pauli möchte sich deshalb gemeinsam mit seiner organisierten Fanszene dafür einsetzen, einen fairen Wettbewerb und nachhaltiges Wirtschaften im deutschen Profifußball zu implementieren und ebenso zur Grundlage des gemeinsamen Handelns in der DFL zu machen wie auch eine transparente demokratische Kultur, die den Fans einen festen Platz am Tisch einräumt.

Konkret fordert der Kiezclub alle Vereine und Clubs auf, ihren Dienstleister, den DFL e.V., zu beauftragen, folgende strukturelle Anpassungen umzusetzen (Auszug):

- Die durch den Ligenverbund generierten Einnahmen zur Attraktivitätssteigerung der nationalen Wettbewerbe gleichmäßiger zu verteilen.
- Die Ausgabenseite zu kontrollieren und regulieren.
- Nachhaltiges Wirtschaften auch im Sinne der sozialen Verantwortung zu bonifizieren und Umgehungstatbestände zu sanktionieren.
- Eine verpflichtende Gemeinwohlbilanz aller Clubs zur Dokumentation der gesellschaftlichen Wirkung auf Basis ökonomischer, ökologischer und sozialer Kriterien.
- Das Lizensierungsverfahren unter Berücksichtigung der vorgenannten Punkte zu reformieren.
- Den Verteilungsschlüssel der Einnahmen zu modifizieren, so dass Vereinsstrukturen nach der 50+1-Regel vorrangig behandelt werden.
- Die Jugendarbeit und Ausbildung von Talenten bei der Verteilung der Einnahmen stärker zu gewichten und umfassender zu reglementieren.
- Die Gründung eines Fanbeirats, der zu allen fanrelevanten Themen vom DFL-Präsidium angehört wird und Empfehlungen abgibt.


Ultrà Sankt Pauli wirkte an der Ausarbeitung des Positionspapier neben anderen Fans ebenfalls mit. Die Ultragruppe erklärte zu dem Papier heute Mittag: „Wir waren an diesem Papier mit weiteren Fangruppierungen und Institutionen maßgeblich beteiligt und wir unterstützen die Forderungen und Lösungsansätze. Insbesondere wirkliche Fanmitbestimmung und eine nachhaltige Wirtschaftsreform für den Profifußball finden sich in diesem Papier wieder. Wir werden die abermals von den Verbänden angekündigte Reformbereitschaft und Einbeziehung aller relevanten Akteure im Fußball kritisch begleiten und weiterhin einfordern. Für die DFL heißt es jetzt, nicht nur abermals Reformen anzupreisen und den Stellenwert von uns Fans zu betonen, sondern unsere Forderungen endlich ernst zu nehmen.“ (Faszination Fankurve, 31.07.2020)

Hier geht es zum vollständigen Positionspapier vom FC St. Pauli, der Fanszene und dem Fanladen.

Fanfotos FC St. Pauli




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