27.11.2018 - FC St. Pauli

Auch Ultrà Sankt Pauli ruft zu Stimmungsverzicht auf


Ultrà Sankt Pauli und die aktiven Fanszene des FC St. Pauli sind kein Teil des Fanszenen Deutschlands-Zusammenschlusses. Trotzdem beteiligt sich die Fanszene des FC St. Pauli am kommenden Samstag am bundesweiten Protestspieltag. Die Südkurve wird beim Heimspiel gegen Dynamo Dresden in der 1. Halbzeit still bleiben.

Die Ultras vom FC St. Pauli kritisieren, dass die Spieltagszerstückelung zugenommen habe und damit den Interessen der Vermarktung und der Fernsehsender Rechnung getragen wurde, nicht jedoch den Fans in den Stadien: „Aus verschiedenen Gründen sehen wir große Fanbündnisse bekanntlich oft kritisch und entscheiden selektiv über die Art unserer Teilnahme. In diesem Fall stehen die Aktionen aber in der Tradition dessen, was auf St. Pauli seit mehr als 20 Jahren geschieht: Protest gegen fanfeindliche Anstoßzeiten, vor allem gegen Spiele am Montagabend. Wir halten die organisierten Proteste vor dem Hintergrund der aktuell wieder vermehrt geführten Debatte um den 'modernen Fußball' für genau richtig platziert und wichtig. Es ist noch lange nicht alles verloren! In der ersten Liga scheint das “Experiment” Montagsspiel bereits gescheitert und wird perspektivisch wieder abgeschafft. Ziel des Protestes ist daher eine bundesweite Debatte in Fanszenen, Medien, Vereinsgremien und Verbänden rund um die Entwicklung, dass die Interessen von Fans immer eklatanter hinter den Interessen von Vermarktung und absurd überdrehter Kommerzialisierung des Fußballs zurückstehen. Eines der prägnantesten Beispiele ist hierbei nach wie vor der Montagstermin, der deutlich macht, dass die Fernsehvermarktung in den Augen der „Entscheider“ ohne jeden Zweifel die Interessen der Fans im Stadion überlagert. Analog der Schweigeproteste, die hier auf St. Pauli schon vor vielen, vielen Jahren als Protestform initiiert worden sind, werden die Stadien verstummen. Es ist ein Blick in die Zukunft des Stadionerlebnisses, sollte die aktuelle Entwicklung zu Lasten der Fans und deren Stadionerlebnis nicht gestoppt werden“, begründet Ultrà Sankt Pauli die eigene Teilnahme am bundesweiten Protest.

Auch die Ultras Dynamo bewerben seit heute den bundesweiten Aktionsspieltag und kündigten an, am Samstag in der kompletten 1. Halbzeit auf Unterstützung der eigenen Mannschaft zu verzichten. Am Samstag soll im Millerntor somit in der 1. Halbzeit sowohl in der Südkurve, als auch im Gästeblock geschwiegen werden. Ultrà Sankt Pauli erklärt, dass ein solches Stimmungsverzicht den Ultras und anderen Fans sicherlich nicht leicht fällt. Die Ultràgruppe hat wegen der Protestaktion sogar eine eigentlich geplante Choreografie abgesagt, die nun vor Anpfiff nicht zu sehen sein wird: „Genauso wie die Dresdner im Gästeblock werden wir daher die gesamte erste Halbzeit schweigen. Natürlich ist dies für uns ein schwerer Schritt! Wir lieben es, ins Stadion zu gehen, wir lieben es, in unserer Kurve und mit dem gesamten Stadion zu singen, aber wir sehen, dass all das, was wir lieben, bedroht ist und wir uns dafür einsetzen müssen. In diesem Kontext haben wir auch schweren Herzens die geplante Choreografie abgesagt. Ergänzend zu dem Willen, der Fernsehvermarktung nicht die bunten Bilder und das „Freudenhaus“ zu gönnen, steht in diesem Fall die öffentliche Debatte und das Wirken der Vereine innerhalb der DFL im Mittelpunkt. Wie alle anderen Fans und Initiativen möchten wir mit dieser drastischen Maßnahme Aufmerksamkeit auf das Thema lenken. Das Ziel kann im Kontext der Spieltagsterminierung nur lauten, eine Abschaffung aller Spieltermine unter der Woche zu erreichen. Dies ist Schlagrichtung der aktuellen Proteste und daran werden wir teilhaben. Wir freuen uns auf die Teilnahme aller Fans, die ebenfalls über die Ignoranz der Verbände und ihrer mafiösen Fußballbonzen verärgert sind und dem Protest Raum geben. Wir glauben weiterhin fest daran, dass ein anderer Fußball möglich ist!“, heißt es dazu von Ultrà Sankt Pauli weiter.

Der bundesweite Aktionsspieltag findet in Deutschland vom 29. November bis zum 03. Dezember 2018 statt. Mit den deutschlandweiten Aktionen soll gegen fanunfreundliche Anstoßzeiten und vor allem gegen Montagsspiele protestiert werden. Ziel des Aktionsspieltags ist eine Abschaffung von Spielen unter der Woche. Nachdem der Aktionsspieltag öffentlich gemacht wurde, ist an die Öffentlichkeit gedrungen, dass Montagsspiele in der 1. Bundesliga ab der nächsten Fernsehrechteperiode abgeschafft werden (Faszination Fankurve berichtete). (Faszination Fankurve, 27.11.2018)

Fanfotos FC St. Pauli




Weitere News:
23.11.2021: „Gemeinsam zu eigenverantwortlichem 2G+“
17.10.2021: Neues „Ab in den Süden - Kurve der Ultras“-Video von USP
12.10.2021: Testweise Erweiterung des Stimmungszentrums am Millerntor
04.10.2021: „Kampf den Verbänden“-Erklärung & Gruß an Flyerservice Hahn
13.09.2021: Ultrà Sankt Pauli kehrt zurück in Stadion

Alle 243 News anzeigen