04.12.2017 - Borussia Dortmund

BVB-Fans werfen der Polizei Dortmund Populismus vor


Nachdem die Polizei Dortmund im Nachgang des Revierderbys harte Sanktionen, wie lebenslange Stadionverbote forderte (Faszination Fankurve berichtete), haben sich nun mit dem Dortmunder Ableger der Fanorganisation ProFans BVB-Fans ausführlich zu den Geschehnissen geäußert.

ProFans Dortmund kritisiert die Forderungen der Dortmunder Polizei als populistisch und zeigt wenig Verständnis für den von der Polizei Dortmund erbrachten Hinweis, dass durch den hohen Personaleinsatz beim Fußball Polizeibeamte bei Terrorbekämpfung und Verhinderung von Einbrüchen fehlen würden. Die BVB-Fans sind der Meinung, dass hier Fußballfans für polizeiliches Versagen, beispielsweise in den Fällen des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) oder beim Fall des Terroristen Anis Amri herhalten müssen. ProFans Dortmund kritisiert, dass in Dortmund anlässlich von BVB-Heimspielen regelmäßig Fans von der Polizei wegen Gehens auf der Straße sanktioniert werden. Hierfür scheinen Kapazitäten bei den Beamten frei zu sein.

Die Fanorganisation ProFans Dortmund zeigt zudem Verständnis dafür, dass das Schalker Fanprojekt im Vorfeld des Derbys den Dialog mit der Polizei Dortmund beim Thema Anreise der Gästefans ausgestiegen ist. Eine Anreise der Schalke 04-Fans am Derbytag über die Fachhochschule Dortmund und ein Fußmarsch von dort zum Gästeblock des Westfalenstadions wurde im Vorfeld des Derbys von der Dortmunder Polizei nicht genehmigt. Beim vorherigen Derby kam bei der Anreise tausender Schalke 04-Fans zu erheblichen logistischen Problemen, was das Schalker Fanprojekt schon damals kritisierte.

ProFans Dortmund zeigt zudem wenig Verständnis dafür, dass die Fanmärsche der BVB-Fans bei Heimspielen von der Polizei regelmäßig kritisiert werden. Bei den Märschen handle es sich um ein Ritual, das erst mit Wechsel der Einsatzleitung bei der Polizei Dortmund zu einem Problem geworden sein soll. (Faszination Fankurve, 04.12.2017)


Faszination Fankurve dokumentiert die Pressemitteilung von ProFans Dortmund:

ProFans Dortmund nimmt zu populistischen Forderungen der Polizei Dortmund Stellung

Mit der Pressemeldung vom 28.11.2017 hat die Dortmunder Polizei sich wie der besagte Elefant im Porzellan verhalten und sich als Kommunikationspartner nachhaltig beschädigt. Die Pressemeldung enthält sachlich falsche Darstellungen, populistische unrechtmäßige Forderungen und Angriffe auf Partner der Polizei.

Trotz aller Rivalität halten die Dortmunder ProFans Gruppen die Vorwürfe gegen das Schalker Fanprojekt für ungerechtfertigt und anmaßend. Insbesondere im Hinblick auf die Anreise der Fangruppen zeigt sich die Polizei Dortmund als nicht dialogbereit oder lösungsorientiert. Aus Erfahrungen und Gesprächen mit den „Partnern“ der Dortmunder Polizei ist bekannt, dass eine allgemeine Verbitterung herrscht, dass die Polizei Dortmund kein Dialog führt sondern Ansagen macht. Insofern sollte die Dortmunder Polizei im Ausscheiden des Schalker Fanprojektes eher das Scheitern ihrer Kommunikations- und Dialogpolitik erkennen, als noch Vorwürfe über die Medien zu verbreiten. Auch die weiteren Forderungen der Dortmunder Polizei zeugen von großflächiger Realitätsverweigerung.

Das holländische Modell mit all seinen Problemen wird zu Recht in Deutschland so gut wie nicht praktiziert. Der Blick über die Grenze zeigt auch, dass es nichts löst. In den Forderungen zeigt sich auch ein weiteres gefährliches Gedankengut, dass die Individualschuld auf eine Gruppe von Personen ausgeweitet werden soll. Schlussendlich fordert Polizeipräsident Lange lebenslange Stadionverbote, was nach dafürhalten der AG Fananwälte schreiend rechtswidrig ist (s. Anhang zur Pressemeldung).

Auch die Darstellung des Dortmunder Fanmarsches wird in der Sache der Realität überhaupt nicht gerecht. ProFans Dortmund stellt hierzu fest, dass dies ein übliches Fanritual ist, was jahrelang für die Dortmunder Polizei kein wesentliches Problem darstellte. Erst mit dem Wechsel der Einsatzleitung und des Polizeipräsident wurde dieses zu einem Problem aufgebauscht, dass an vielen anderen großen Fußballstandorten weiterhin akzeptiert ist und teilweise erwünscht. Zusammenfassend bleibt für ProFans der Eindruck, dass die Dortmunder Polizei das Derby nutzt, um im Vorfeld der Innenministerkonferenz sich zu politisch zu positionieren. Aus Ermangelung an echten Vorfällen, spielt der Dortmunder Polizei Präsident „hätte hätte Fahrradkette“. In der Fanszene entsteht so der Eindruck, dass der Fokus der Innenminister auf die Fans geschoben werden soll, um von den anderen polizeilichen Versagen abzulenken. Ob NSU oder der Fall Anis Amri – es ist mittlerweile dank hartnäckiger Journalisten belegt, dass nicht an ausreichenden Befugnissen und Ressourcen die polizeiliche Arbeit gescheitert ist, sondern durch schlechte Organisation, einseitiges Gedankengut und schlicht Unfähigkeit. Umso perfider ist die Behauptung der Dortmunder Polizei, dass die Fußballspiele in Dortmund Teil des Problem polizeilichens Versagens sind. ProFans fordert schon länger das massive Abrüsten seitens der Polizei doch stattdessen werden Beamte damit beschäftigt akribisch Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung in der Anmarschphase zu erfassen und zu belangen.

Die hohe Anzahl der eingestellten Verfahren lassen die Sinnhaftigkeit bezweifeln. Für eine solche Prioritätensetzung in der polizeilichen Arbeit sind aber nun einmal nicht die Fans verantwortlich sondern insbesondere Hr. Lange.

ProFans Dortmunder fordert die Innenminister auf, sich nicht von der populistischen Agenda einiger höherrangiger Beamter treiben zu lassen, sondern sich den großen Problem der vergangenen Jahre zu widmen. Ob NSU, Anis Amri, Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte oder Cum-Ex Geschäfte – es gibt mehr als genug brisante Themen als ein Revierderby bei dem im Grunde wenig passiert ist.

ProFans Dortmund, im Dezember 2017

Fanfotos Borussia Dortmund




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