27.06.2021 - Chemnitzer FC

Chemnitzer FC-Fans beim Auswärtsspiel in Tschechien


Der Chemnitzer FC bestritt gestern vor 1.450 Personen im Stadion Josefa Masopusta ein Testspiel gegen den FK Baník Most. Ein dreistellige Anzahl an CFC-Fans reiste für das Testspiel nach Tschechien. Im Stadion gab es organisierten Support und Pyro-Aktion auf beiden Seiten. Außerhalb des Stadions fielen CFC-Fans in Most negativ durch rechtsradikale Gesänge auf.

Ein auf dem Kurznachrichtendienst Twitter verbreitetes Video soll Chemnitzer FC-Fans am gestrigen Samstag im tschechischen Most zeigen:


Auf dem Video ist zu hören, wie die Personen einen Song der rechtsextremen Band Landser singen. Die Mitglieder der Band wurden 2003 vom Berliner Kammergericht zu Haft- und Geldstrafen wegen Volksverhetzung, Verbreitung rechtsextremer Propaganda und wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung verurteilt. Die CD, auf der das auf dem Video zu hörende Lied zu finden war, wurde bereits im August 2004 indiziert und beschlagnahmt. Im von den Fans vorgetragenem Song wird die Rückeroberung der nach dem 2. Weltkrieg an Polen verlorenen Gebiete besungen. Am Ende des Videos ist zudem die in Deutschland strafbare rechtsradikale Parole „Sieg Heil“ zu hören.

Der Chemnitzer FC distanzierte sich von der Aktion und erklärte: „Völlig fassungslos und mit größtmöglichem Entsetzen hat der Chemnitzer FC am Abend des 26. Juni 2021 von Videos und Fotoaufnahmen Kenntnis erhalten, in dem eine Gruppe von Personen mit rechtsradikalen Parolen augenscheinlich durch die Straßen von Most zieht. Die 1. Mannschaft des Chemnitzer FC hatte an diesem Tag im Rahmen der Saisonvorbereitung ein Testspiel beim FK Banik Most-Sous absolviert. Erneut zieht damit eine unbelehrbare Minderheit den Ruf des gesamten Chemnitzer Fußballclubs in den Dreck und konterkariert alle bisherigen Anstrengungen das Bild unseres Vereins zu verbessern. Die vorliegende Aufnahme zeigt die hässliche Fratze des rechten Randes der Gesellschaft, aber ganz gewiss nicht den Chemnitzer FC und das, wofür er stehen möchte.Der Chemnitzer Fußballclub besteht aus über 2.300 Mitgliedern, ehrenamtlichen Gremienvertretern, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Geschäftsstelle sowie im Nachwuchsleistungszentrum, vielen kleinen und großen Fußballern und Fußballerinnen und zahlreichen Fußballfans. Sie alle sind der CFC und wollen nicht durch eine Gruppe von Idioten in eine Ecke gedrängt werden. Die Verantwortlichen des Chemnitzer FC sowie seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Spielerinnen und Spieler distanzieren sich in aller Deutlichkeit von diesen Personen und den geäußerten, verabscheuungswürdigen Parolen. Der Fußball lebt von einem Miteinander – aber euch wollen und brauchen wir nicht! Der CFC prüft derzeit in enger Zusammenarbeit mit der Polizei Chemnitz die vorliegenden Video- und Fotoaufnahmen, wird zeitnah Anzeige erstatten und weitere rechtliche Schritte mit aller Konsequenz und Härte anwenden.“

Im Stadion Josefa Masopusta machte sich eine dreistellige Anzahl an mitgereisten CFC-Fans hinter einem „Fußball lebt von Emotionen“-Banner breit. Auch innerhalb des Stadions fiel der CFC-Anhang durch politische Statements auf, mit denen man sich auf aktuelle Regenbogen-Aktionen im europäischen Fußball bezog. „Egal ob Bibel oder Evolution - Mutter, Vater, Tochter, Sohn!“, „FUCK LGBTQ“ und „Respect Hungary“ lauteten dabei die mitgebrachten Botschaften von CFC-Fans. Außerdem zündeten CFC-Fans mehrfach Pyrotechnik, ebenso wie die Fans vom FK Baník Most. Mit einem Banner, auf dem ein durchgestrichenes, niederkniendes Männchen zu sehen war, positionierten sich die Heimfans zudem gegen die Black Lives Matter-Bewegung aus den USA. Außerdem zeigten Heimfans noch ein „Willkommen im Sudetenland“-Spruch.

Insgesamt waren für das gestrige Testspiel, das der Regionalligist aus Chemnitz mit 1:0 gewann, 2.000 Zuschauende, darunter 700 Gästefans zugelassen. Es kamen letztlich 1.450 Besucher und Besucherinnen, darunter etwa 250 Gästefans vom Chemnitzer FC. Am Donnerstagabend kam es zu einem Unwetter in Tschechien, bei dem Tote zu beklagen waren. Fans der Heim- und Gastmannschaft sammelten beim gestrigen Testspiel Geldspenden, um die Opfer der Naturkatastrophe zu unterstützen. (Faszination Fankure, 27.06.2021)

Update 19:15 Uhr: Der Fanszene Chemnitz e.V. hat nach den gestrigen Vorfällen in Most ebenfalls Stellung genommen: „Wir stehen dafür, dass es gerade in einem Sportverein nicht darauf ankommen darf, welche Herkunft, Hautfarbe, sexuelle Orientierung oder politische Überzeugungen ein Mensch hat. Gelebte Toleranz ist ein Fundament unserer Gesellschaft und auch unseres Vereins. Wir verurteilen daher auf das Schärfste den erneuten Versuch, den Chemnitzer FC politisch zu missbrauchen. Dieses Ereignis ist ein schlagender Beweis dafür, dass 'keine Politik im Stadion' so eben nicht funktioniert. Es ist eine Aufgabe aller, sich immer wieder gegen Nazis und Homophobie zu positionieren. Zugleich bedanken wir uns bei den Fans vor Ort, die mit einer Spendenaktion zu Gunsten der Opfer der Tornado-Katastrophe in Tschechien ein positives Zeichen der Mitmenschlichkeit gesetzt haben. Nicht zuletzt fordern wir den Chemnitzer FC e.V. sowie die Chemnitzer FC Fußball GmbH auf, die sachlich kritische Stimme engagierter Mitglieder und Fans - so auch des Fanszene Chemnitz e.V. - nicht als störenderes Element zu verstehen, sondern als Partner für eine demokratische Entwicklung des Chemnitzer FC, die nur gemeinsam gelingen kann.“

Fanfotos Chemnitzer FC




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