22.07.2021 - Chemnitzer FC

Chemnitzer FC spricht nach Vorfällen in Most Hausverbote aus


Beim Testspiel im tschechischen Most fielen Chemnitzer FC-Fans am 26. Juni 2021 außerhalb des Stadions durch das Singen von rechtsradikalen Gesängen auf. Der Verein reagierte nun auf die Vorkommnisse und belegte zehn Personen mit einem Hausverbot.

„Die Aufarbeitung der Vorfälle am Rande des Saisonvorbereitungsspiels im tschechischen Most hat erste Erfolge ergeben. Insgesamt konnten zehn Personen zweifelsfrei identifiziert werden, die in einem nachträglich öffentlich gemachten Video rechte Parolen grölend durch ein Wohngebiet marschierten“, teilte der Verein dazu mit. „Wir wollen diese Leute ganz deutlich vom Chemnitzer FC abgrenzen. Das Gedankengut, dass die identifizierten Personen offenbar in sich tragen, ist befremdlich und passt nicht zu unserem Chemnitzer FC“, erklärte Siegfried Rümmler, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Chemnitzer FC, die Gründe für die Hausverbote.

Die Hausverbote gelten für das Stadion an der Gellertstraße sowie für die vom CFC genutzten Flächen im Sportforum Chemnitz, am CFC Junior Campus (Sportplatz Neubauernweg) und für die dazugehörigen Geschäfts- und Funktionsgebäude. Die Hausverbote sind zeitlich nicht begrenzt, sondern dauerhaft gültig. Die betroffenen Personen seien keine Mitglieder des Chemnitzer FC, womit ein Vereinsausschluss nicht notwendig ist. Bei Zuwiderhandlungen gegen die Hausverbote will der Chemnitzer FC umgehend mit Strafanzeigen reagieren.

Im Nachgang des Testspiels in Most tauchte in den sozialen Netzwerken ein Video. In dem Video war zu hören, wie die Personen einen Song der rechtsextremen Band Landser singen. Die Mitglieder der Band wurden 2003 vom Berliner Kammergericht zu Haft- und Geldstrafen wegen Volksverhetzung, Verbreitung rechtsextremer Propaganda und wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung verurteilt. Die CD, auf der das auf dem Video zu hörende Lied zu finden war, wurde bereits im August 2004 indiziert und beschlagnahmt. Im von den Fans vorgetragenem Song wird die Rückeroberung der nach dem 2. Weltkrieg an Polen verlorenen Gebiete besungen. Am Ende des Videos war zudem die in Deutschland strafbare rechtsradikale Parole „Sieg Heil“ zu hören.

Der Chemnitzer FC distanzierte sich im direkten Anschluss von den Vorfällen und auch der Fanszene Chemnitz e.V. nahm einen Tag ebenfalls Stellung zu den Vorfällen in Most und verurteilte diese (Faszination Fankurve berichtete). Die Ultras Chemnitz haben im Vorfeld des Saisonstarts gestern eine Stellungnahme veröffentlicht, in denen die Vorfälle von Most ebenfalls Thema waren. „Gemeinsam mit vielen Fanclubs haben wir in den letzten Wochen Gespräche zu den Vorkommnissen in Most geführt. Mit breiter Einigkeit wurde konstatiert, dass sowas wie in Most nicht wieder vorkommen soll. Die Spiele des Chemnitzer FC dürfen nie wieder als Bühne für rechtsextreme Äußerungen und anderer Scheißhausparolen missbraucht werden. Die weitreichenden Konsequenzen treffen den Verein, die Stadt und letztlich auch unsere Fanszene existenziell. Kurz nach Beendigung der Insolvenz, sind das katastrophale Zeichen für einen Neubeginn, bei dem das Image und der Ruf der Fans eine wichtige Rolle spielen. Extremismus, Rassismus und Diskriminierung hat in unserem Stadion nichts zu suchen! Jeder der uns kennt, weiß, dass wir keine politische Gruppe sind. Wir haben immer versucht Politik aus dem Stadion fernzuhalten. Bei einem Teil der Fans, hat dies in den letzten Jahren nicht funktioniert. Wir haben keinen Bock darauf, dass unsere Fanszene, und damit auch wir, regelmäßig mit rechtsextremen Tendenzen in Verbindung gebracht werden. Anderseits beobachten wir auch mit viel Unverständnis, dass der Fußballsport immer mehr von außen politisiert wird. Komplexe gesellschaftliche Probleme können wir allein als Fans nicht im Stadion lösen, aber wir können uns klar von jeglichem Extremismus abgrenzen. Wir kommen zusammen ins Stadion um gemeinschaftlich unsere Mannschaft, unseren Verein und unsere Stadt zu unterstützen. Stolz tragen wir dabei unsere himmelblau-weißen Farben. Deshalb werben wir stark bei allen Fans und Fußballfreunden in unserem Stadion um die Unterstützung für diese Belange: Gemeinsam für den Verein; Gemeinsam für die Stadt; Gemeinsam für unsere Farben; Gemeinsam lautstark für die Mannschaft. Kurz gesagt: Gemeinsam für Chemnitz!“, teilten die Ultras Chemnitz am gestrigen Mittwoch mit (Faszination Fankurve berichtete). (Faszination Fankurve, 22.07.2021)

Fanfotos Chemnitzer FC




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