26.07.2017 - Regionalliga

DFB unterbreitet Fanszenen ein Gesprächsangebot


DFB-Vizepräsiden Ronny Zimmermann hat auf die beiden offenen Briefe geantwortet, die mehrerer Fanszenen aus der Regionalliga Südwest nach Bekanntgabe der Testspiele von Chinas U 20 an den DFB verfasst hatten. Der DFB unterbreitet den Fanszenen darin ein Gesprächsangebot.

Zimmermann bezeichnet die von den Fanszenen vorgetragene Kritik als „nicht ganz so fundiert“ und spricht von Unterstellungen und abstrusen Theorien. Eine Eingliederung der chinesischen U 20 sei nie der Plan des DFB gewesen, vielmehr soll es sich um freiwillige Testspiele handeln, an denen der DFB nichts verdiene.

Medien und Fangruppen haben in den Augen des DFB Halb- und Unwahrheiten zum Thema verbreitet und hätten die Stimmung dadurch unnötig angeheizt. Der DFB-Vize kündigt an, Fanvertreter zu einem Gespräch einzuladen, um Fragen zum Thema ausführlich beantworten zu können.

Der Dachverband PRO Waldhof e.V. will das Gesprächsangebot annehmen und erklärte: „Da wir der Ansicht sind, dass ein weiterer Schriftverkehr nicht zielführend ist, aber unserseits dennoch etliche Fragen unbeantwortet sind, wollen wir Sie einladen, gemeinsam die Thematik in aller Ausführlichkeit und mit der zugehörigen Öffentlichkeit zu diskutieren. Bitte lassen Sie uns hierfür zeitnah Terminvorschläge zukommen, damit wir diese mit den anderen Fanszenen abstimmen können.“ (Faszination Fankurve, 26.07.2017)

Faszination Fankurve dokumentiert das Antwortschreiben des DFB-Vizepräsidenten:

Ihre Schreiben vom 7. und 14. Juli 2017

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Fußballfans,

vielen Dank für Ihre beiden „Offenen Briefe“ vom 7. und 14. Juli. Es stand nie in Frage, dass Sie eine Antwort auf diese und Ihre darin geäußerte, allerdings nicht ganz so „fundierte Kritik“ erhalten. Aus terminlichen Gründen war eine frühere Beantwortung jedoch einfach nicht möglich. An einem Dialog mit allen Beteiligten sind und waren wir immer sehr interessiert und es gibt keinen Grund, warum Ihre Fragen unangenehm sein sollten. Wobei bisweilen von Fragen weniger die Rede sein kann als von Unterstellungen, die teilweise jeglicher Grundlage entbehren. Auf abstruse Theorien wie vermeintliche bevorteilende Absprachen mit dem FC-Astoria Walldorf können Sie von mir nicht ernsthaft eine Antwort erwarten. Die Fakten rund um das Projekt „Testspiele gegen die chinesische U 20“ stelle ich aber gerne noch einmal klar. Dies dürfte die meisten ihrer Fragen, die weitgehend auf Halbwissen und voreiligen Schlüssen beruhen, beantworten. Dass Sie zum Beispiel noch immer von einer „Implementierung“ der chinesischen U 20 in die Regionalliga Südwest sprechen, zeigt, dass Sie sich bis jetzt nicht mit den Fakten auseinandergesetzt haben. Eine „Eingliederung“ der chinesischen Mannschaft war zu keinem einzigen Zeitpunkt ein Thema. Alle Gespräche drehten sich vom ersten Tag an ausschließlich um Testspiele auf freiwilliger Basis.

Genau so wurde es auch den Vereinen kommuniziert und zwar ausdrücklich vor der Öffentlichkeit, da die Meinung der Vereine maßgeblich für das Zustandekommen des Projekts bzw. die weiteren Verhandlungen war. Dass wir schnelle Rückmeldungen auf kurzem Draht per Telefon einholen, ist weder unprofessionell noch intransparent. Die Verhandlungen waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht beendet und sind es heute auch noch nicht – unter anderem genau weil die Vereine „mitgenommen“ werden bei Fragen der praktischen Umsetzung und der Vermarkung, für die nun die von den Vereinen gewählte AG zuständig ist, in der auch Klubvertreter sitzen. Daher stehen auch bis jetzt noch nicht alle Details final fest.

Es ist bedauerlich, dass Medien und Fangruppierungen frühzeitig mit Halb- bzw. Unwahrheiten ein falsches Bild vermittelt haben und die Stimmung völlig unnötig angeheizt haben. Die Ergebnisse der Managertagung, die im Nachgang umfänglich der Öffentlichkeit kommuniziert wurden, sind weder ein „Zurückrudern“ noch ein „Lockmittel“ in Form einer höheren Prämie. Die durch die Medien ursprünglich verbreitete Summe, die die Vereine erhalten, war Mindestwert und Verhandlungsgrundlage. Der Geldbetrag wird auch nicht, wie von Ihnen dargestellt, vom DFB gezahlt, sondern der Chinesische Fußballverband ist bereit, 15.000 Euro pro Testspiel zu bezahlen. Und das ist wohl kaum ein Nachteil für die teilnehmenden Mannschaften. Auch dass die Zuschüsse für die Organisation erst nach „Protesten“ aufgenommen worden sein sollen, stimmt ganz einfach nicht. Der von den Vereinen gewählte Sprecher der Liga hat die Darstellung der Ergebnisse der Managertagung ausdrücklich bestätigt.

Alle Vereine, auch die der vierten Liga, verlangen ausdrücklich von den Verbänden, die Vermarktung ihrer Spielklassen voranzutreiben. Mit diesem Projekt bieten wir nun eine Chance dafür, die die Vereine ergreifen können oder nicht. Nicht mehr und nicht weniger. Daher möchte ich auch nochmals betonen, dass die Nichtteilnahme der drei Vereine absolut in Ordnung geht, da es immer eine freiwillige Geschichte war. Die Gründe dafür liegen im Ermessen der Vereine, ob sie mir persönlich oder der Regionalliga Südwest plausibel erscheinen, spielt keine Rolle.

Wichtig ist mir aber, dass zunächst alle Vereine auf unsere erste Anfrage positive Rückmeldungen gegeben und dem Projekt zugestimmt hatten. Denn das war ja die Grundlage dafür, überhaupt erst in die Verhandlungen einzutreten. Die große Akzeptanz des Projekts spiegelt sich nunmehr auch in der Beteiligung der Mehrheit von 16 der 19 Mannschaften wider. Sie erkennen die Chance und es wird sich zeigen, welcher Mehrwert neben der garantierten Summe noch herausspringen wird. Das ist für uns ebenso Neuland. Der DFB wird an dem Projekt „Freundschaftsspiele U 20 Nationalmannschaft“ jedenfalls nichts verdienen. Geärgert hat uns einzig und alleine die mediale Darstellung seitens des SV Waldhof, man habe dem Projekt von Beginn an nicht zugestimmt, denn hierdurch wurde der Eindruck erweckt, wir hätten unrichtig Dinge kommuniziert. Auch das haben wir so bereits klar formuliert.

Beim übergeordneten Projekt zwischen DFB und Chinesischem Fußballverband sowie dem chinesischen Bildungsministerium geht es um Themen wie Trainerausbildung, Fußball in der Schule, Verbands- und Spielklassenentwicklung. Die Idee mit den Freundschaftsspielen der U 20 wurde erstmals (!) Ende Mai im Rahmen eines Chinabesuches an den DFB-Generalsekretär herangetragen. Eine Kooperation mit China folgt der Philosophie, eben keine Menschengruppen auszugrenzen. Helfen wir einander, indem wir boykottieren, oder ist es nicht viel besser, ins Gespräch zu kommen?

Wir laden Sie gerne zu einem persönlichen Gespräch ein, um weitere Fragen umfänglich zu beantworten. Dass wir das im Übrigen nicht vergangene Woche im Rhein-Neckar-Fernsehen getan haben, liegt schlicht und einfach daran, dass wir keine Zeit hatten, eine Zusage gab es zu keiner Zeit. Denn wie Sie es richtig sagen, die Regionalliga und auch ich persönlich muss mich auch noch um anderes Wichtiges kümmern.

Ich würde mich freuen, wenn Sie mit diesem Antwortschreiben ebenso transparent umgehen wie mit Ihren Schreiben an mich und freue mich auf ein persönliches Gespräch.

Mit freundlichen Grüßen

Deutscher Fußball-Bund

Ronny Zimmermann Vizepräsident






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