16.08.2017 - DFB

DFB will vorerst keine Kollektivstrafen mehr aussprechen


Der DFB hat soeben mitgeteilt, dass es vorerst keine Kollektivstrafen, wie Geisterspiele, Zuschauerteilausschlüsse oder Blocksperren mehr geben. Mit dieser Entscheidung will der DFB sein Gesprächsangebot an die aktiven Fanszenen untermauern und mit diesen in den Dialog treten.


„Wir haben verstanden, dass es um mehr geht. Der Fußball in Deutschland steht auch für Stehplätze, faire Eintrittspreise und die 50+1-Regel. Der DFB meint es mit dem Angebot zum Dialog ernst. Der DFB empfiehlt seinem Kontrollausschuss, bis auf Weiteres darauf zu verzichten, Strafen zu beantragen, die unmittelbare Wirkung auf Fans haben, deren Beteiligung an Verstößen gegen die Stadionordnung nicht nachgewiesen ist. Wir wollen für diesen Zeitraum keine Sanktionen wie die Verhängung von Blocksperren, Teilausschlüssen oder 'Geisterspielen'. Die Unabhängigkeit der DFB-Sportgerichtsbarkeit bleibt davon unberührt“, heißt es in der eben vom DFB veröffentlichten Mitteilung. Laut Angaben des DFB-Präsidenten soll der DFB-Kontrollausschuss keine Kollektivstrafen mehr fordern, weshalb das DFB-Sportgericht keine Blocksperren mehr ausprechen wird.

Der Verband, in Person von Präsident Reinhard Grindel, betont, dass es sich nicht um eine „kurzfristige Reaktion auf aktuelle Ereignisse“ (gemeint sein dürften die deutschlandweiten Proteste gegen den DFB) handle, sondern die Entscheidung auf dem Dialog von DFB und DFL in der AG Fankulturen beruhe. Die DFL unterstützt das heutige Gesprächsangebot des DFB: „Die Dialog-Initiative des DFB-Präsidenten an alle Fan-Gruppen ist daher der richtige Schritt, um neues Vertrauen zu bilden. Miteinander statt übereinander reden - das muss die Devise sein. Gemeinsames Ziel sollte es sein, im direkten Gespräch mit allen interessierten Fan-Gruppen wechselseitig Probleme zu benennen und nach Lösungen zu suchen. Die DFL wird sich dabei aktiv einbringen“, erklärt DFL-Geschäftsführer Christian Seifert.

Vertreter der DFL und des DFB haben sich zuletzt am 10. August 2017 in Frankfurt im Rahmen der AG Fankulturen mit Fanvertretern, Fanprojektlern und Fanbeauftragten getroffen. Vertreter der Ultràgruppen waren dabei nicht anwesend (Faszination Fankurve berichtete). Am 27. Juli 2017 kam es in Dresden zu einem Treffen zwischen Vertretern des DFB und Deligierten von etwa 50 deutschen Ultràgruppen (Faszination Fankurve berichtete). Der DFB hat nun die Einladung zum Dialog an die Ultras erneuert und hofft, dass die Ultras sich an den Treffen der AG Fankulturen und der Projektgruppe „Verbandsrecht und Zuschauerverhalten“ beteiligen. Von Fanvertretern wurde in der Vergangenheit regelmäßig kritisiert, dass der Dialog zwischen Fans und Verbänden nicht auf Augenhöhe stattfinde und die Gespräche keine Verbesserungen für Fans bringen würden, weshalb zahlreiche Fanorganisationen, darunter auch Ultras, im Oktober 2015 den Dialog mit dem DFB einstellten.


„Es ist Zeit zum Innehalten. Es ist Zeit zum Umdenken“, fordert der DFB nun eine Rückkehr zum Dialog. Der DFB kündigt an, in der Projektgruppe „Verbandsrecht und Zuschauerverhalten“ auch mit Vertretern der Ultras über die Reformierung des Strafensystems beim DFB-Sportgericht sprechen zu wollen. Bisher würden an dieser Projektgruppe DFB-, DFL-, Vereins- und Fan-Verterter von den Fanorganisationen „Bündnis Aktiver Fußballfans“ und „Unsere Kurve“ teilnehmen.

Die Abschaffung der kollektiven Bestrafen ganzer Fanblöcke ist schon lange eine von vielen Forderungen der aktiven Fanszene an den DFB. Ein erster Schritt ist somit vorerst gemacht. Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten. (Faszination Fankurve, 16.08.2017)






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